
Medrán überzeugt, Isco zaubert, James trifft
MADRID. Das Wunder in Form einer noch nie dagewesenen und auch nie wirklich thematisierten Aufholjagd des Drittligisten aus Cornellà blieb aus, dafür wurden die rund 46.000 ins Bernabéu gepilgerten Fußballfans während der 90 Minuten Augenzeugen einiger anderer, kleinerer Wunder. Schon die 17 Namen umfassende Kaderliste mit nur 13 aus der „Ersten“ hat man noch nie gesehen, was sich natürlich auch in Carlo Ancelottis Startelf wiederspiegelte, in der nur Isco Alarcón und Dauerbrenner James Rodríguez das „auf Links drehen“ überstanden: Pacheco – Arbeloa, Varane, Nacho, Coentrão – Medrán, Khedira, Illarramendi, Isco – James, Hernández
Nach dem 4:1-Erfolg im Hinspiel des Sechzehntelfinals konnte es heute also nur noch um die Ehre geben. Und beide Teams schickten sich an, den Zuschauern etwas zu bieten. Ein für den Madridismo vermeintliches erstes „Wunder“: Kultfigur Álvaro Arbeloa durfte seine Kollegen erstmals als Kapitän aufs Feld führen. Nach einer gemächlichen Anfangsphase war es aber auch der 31-Jährige, dem inmitten seiner Kollegen von Anfang bis Mitte der 20er der erste Fehler unterlief. Ob Foul oder nicht – sein Einsteigen im Strafraum gegen Boniquet wertete der Schiedsrichter als Foul. Doch den fälligen Strafstoß semmelte der Gefoulte selbst über den Kasten. In diesem stand Fernando Pacheco in seinem zweiten Spiel für Real Madrid, nachdem er 2011 schon mal acht Minuten im Pokal ran durfte. Einen wilden Abend sollte der ehemalige U21-Nationalkeeper Spaniens bei seinem Startelf-Debüt nicht haben, ganz zu schweigen von Álvaro Medrán! Der 20-Jährige durfte ebenfalls erstmals von Begann an auflaufen und gab im königlichen Mittelfeld eine beeindruckende Vorstellung ab. Bis zum Elfmeter-Ausrutscher war auch Medrán stets beteiligt, wenn es mal gefährlich wurde – doch nach Doppelpass mit Isco kam „Chicharito“ nicht an die Hereingabe heran, einen späteren Schuss aus der Ferne verzog das Castilla-Juwel.
Medrán war sehr bemüht, ging aber wie der solide und später leider erneut angeschlagen ausgewechselte Sami Khedira und Asier Illarramendi, gegen zwei herausragende Mittelfeldkollegen etwas unter: Nach dem Elfmeter-Wecker drehten James Rodríguez und Isco Alarcón so richtig auf! Und prompt hieß es 1:0 statt 0:1 – die Madrilenen erhöhten den Druck, Isco bediente James und der sorgte per Chip für einen wunderschönen Führungstreffer. 16 Minuten waren da gespielt und James dadurch der einzige Akteur, der in allen drei großen Wettbewerben schon einen Treffer beisteuerte. Kein Wunder, wurden die anderen Rennpferde à la Ronaldo, Benzema und Bale doch im Stall gelassen. Und auch ohne neun Spieler aus der ersten Mannschaft wurde in der Folge ein Offensivfeuerwerk abgeschossen: Ein Medrán-Schuss wurde geblockt, später erreichten erst Isco und darauf Hernández zwei Coentrão-Hereingaben nicht, doch dann wurde zwei Mal binnen 120 Sekunden gejubelt! Erst verführte Isco die Madridistas mit einem Lupfer zum 2:0 nach James-Pass (32.), dann war wieder der Kolumbianer zur Stelle nach wunderschöner Lupfer-Haken-Kombination über Isco und Chicharito (34.). Mitreißender Fußball und eine verdiente 3:0-Führung! Beeindruckend: Es waren James’ Torbeteiligungen 16 und 17 im 23. Saisonspiel – der 80-Millionen-Neuzugang hat als einziger kein Pflichtspiel verpasst und durfte sich bei seiner späteren Auswechslung zurecht feiern lassen.
Vor allem Goldjunge Isco entzückte Szene um Szene, doch sind die Königlichen nicht nur in der Offensive mit Wunderknaben bestückt. Dass Pacheco einen so ruhigen Arbeitsabend hatte, lag auch am „Kinderriegel“ Varane-Nacho. Während der Franzose cool und souverän wie immer agierte, beeindruckte der Spanier durch seine vielen Interventionen, unterband so einige Spielzüge der unterlegenen Gäste. Ein daneben gegangener Khedira-Kopfball noch, und es ging mit der verdienten 3:0-Führung in die Kabinen.
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Wunder-Comeback von Jesé nach 259 Tagen
Aus diesen kam Varane nicht mehr. Castilla-Talent Diego Llorente durfte stattdessen mal wieder mitwirken und sollte seine Sache neben Cantera-Vorbild Nacho gut machen. Die Touristen aus Katalonien spielten zwar nach wie vor mit und hatten im zweiten Durchgang gefühlt mehr Anteile vor Madrids Strafraum als noch in in den ersten 45 Minuten, wirklich nahe kamen sie ihrem Ehrentreffer aber nie (bis auf eine Szene, als Nacho wichtig klärte). Zu groß der Unterschied bei einem Drittliga-Neuling und dem amtierenden Pokalsieger. Die wundervolle Siegesserie von 16 Siegen in Folge wurde selbstverständlich auf 17 ausgebaut und nebenbei noch ein anderer Vereinsrekord eingestellt: Zehn Erfolge in der Copa del Rey am Stück! Den 20. Pokalerfolg im Auge zeigten die Blancos heute weder Schwächen noch Schlendrian und machten nach kurzem Durchschnaufen da weiter, wo man vor dem Seitenwechsel aufhörte: Tore schießen! Arbeloa bediente Hernández, dessen Schuss von der Latte über Cornellà-Verteidiger López über die Linie ging. Eigentor, 4:0, ein schöner Abend nahm seinen Lauf, hatte seinen Höhepunkt aber noch nicht erreicht. In Minute 56 wurde noch mal gejubelt – zwar ging der angeschlagene Khedira, doch sah das Bernabéu ein nächstes, kleines Wunder: das Comeback des Jesé Rodríguez! 259 Tage nach seiner schweren Verletzung betrat der 21-Jährige wieder das Feld eines Stadions und wurde schon beim Aufwärmen mehr als herzlich empfangen. Und er brachte sich direkt prächtig ein: Packte Tunnler und feine Doppelpässe aus, machte regelrecht Luftsprünge wie ein wiedergenesenes Rehkitz und hätte fast als Vorbereiter glänzen können, doch Chicharito verpasste die Jesé-Hereingabe knapp. Der angekündigte Höhepunkt: Spielminute 77. Nach unendlicher Leidenszeit und monatelangen, einsamen Gängen durch die Fußballhölle beförderte sich Jesé endgültig in den siebten Fußballhimmel. Er traf nach Vorarbeit von Kumpel Isco und der eine oder andere Madridista bekam feuchte Augen. Ein Traum-Comeback, nicht ganz ein Wunder aber irgendwie schon.
Ein rundum gelungener Abend, der mit dem Debüt von Javi Muñoz für den müde gelaufenen James einmal mehr abgerundet wurde. Der 19-Jährige selbst hätte mit einem Schuss noch für ein höheres Ergebnis sorgen können, auch Dribbling-König Isco wurde noch ein Elfmeter verwehrt, so blieb es bei einem verdienten 5:0.
Unter den Augen von Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Iker Casillas bauten die Madrilenen also eine wundervolle Siegesserie auf 17 aus und stellten mit dem zehnten aufeinanderfolgenden Erfolg im Königspokal einen weiteren Vereinsbestwert auf. Anfang Januar kommt es zu den Achtelfinalpartien mit dem Sieger aus der Begegnung Atlético/L’Hospitalet, dann dürfte es (zumindest im Falle eines Weiterkommens Atléticos) nicht mehr zu einer 9:1-Bilanz aus Hin- und Rückspiel kommen. Aber bei dem aktuellen Lauf der Merengues würde uns das auch nicht wundern. Kommenden Samstag gegen Celta dürfen dann auch die heute geschonten wieder für Furore sorgen (20 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).
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