
Casillas patzt, Atlético furios
MADRID. Bereits zum sechsten Mal in dieser Spielzeit stand ein „Derbi madrileño“ an und eine bessere Motivation als die bisher äußerst magere Bilanz von zwei Unentschieden und drei Niederlagen hätte es für die Blancos vor dem Gastspiel im Vicente Calderón am 22. Spieltag der Saison nicht geben können. Endlich wieder ein Derby-Sieg, lautete die Devise – und als Sahnehäubchen oben drauf dadurch auch noch den Abstand auf den Stadtrivalen auf komfortable zehn Punkte ausbauen und die Tabellenführung, inklusive vier Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Barcelona, festigen. Trainer Carlo Ancelotti hatte vor dem Aufeinandertreffen mit den „Rojiblancos“ allerdings einige personelle Baustellen zu beheben, da mit Luka Modric (Aufbautraining nach Sehnenriss des linken Oberschenkelstreckers), Pepe (starke Rippenprellung), James Rodríguez (Bruch des rechten fünften Mittelfußknochens), Sergio Ramos (Verletzung der Kniesehnenmuskel im linken Bein) und Marcelo (Gelbsperre) fünf potentielle Stammspieler ausfielen. Die Viererkette, bestehend aus Daniel Carvajal, Raphaël Varane, Nacho Fernández und dem wiedergenesenen Fábio Coentrão, stellte sich somit fast von selbst auf. Im Mittelfeld erhielt erneut Sami Khedira den Vorzug vor Asier Illarramendi, im Sturm kehrte Rot-Sünder Cristiano Ronaldo in die Startaufstellung zurück. Im gewohnten 4-3-3 gingen die Blancos in folgender Formation das Projekt „Derby-Sieg“ an: Casillas – Carvajal, Varane, Nacho, Coentrão – Khedira, Kroos, Isco – Bale, Benzema, Ronaldo.
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Im Gegensatz zu den vergangenen Derbys begann Atlético nicht mit einem furiosen Sturmlauf, sondern agierte abwartend und lauerte auf Ballverluste, um anschließend über Konter zum Erfolg zu kommen. Die Merengues ihrerseits versuchten ihr Kombinationsspiel aufzuziehen, fanden gegen die dichte Staffelung zunächst jedoch keineMittel. Einen ersten Aufschrei auf den Rängen gab es nach vier Minuten, als Arda Turan im Laufduell mit Coentrão im Real-Strafraum zu Boden ging, Schiedsrichter Fernández Borbalán entschied zu Recht auf Weiterspielen. Der Außenspieler der „Colchoneros“ verzeichnete auch die erste Torchance der Partie, sein Abschluss in Anschluss an eine zu kurz abgewehrte Ecke stellte für Iker Casillas jedoch wenig Probleme dar. Eine kurze Verletzungs- und Behandlungspause nach zehn Minuten schien den Gastgebern in die Karten zu spielen. Die Blancos, auf der Suche nach Rhythmus und Struktur, wurden immer mehr in die eigene Hälfte gedrängt. In Minute 14 war es dann auch soweit: Mario Mandžukic legte eine schlechte Nacho-Abwehr auf Tiago, der schloss aus 17 Metern zentraler Position ab und überwand Casillas, der bei dem Gegentreffer alles andere als gut aussah und den unplatzierten Abschluss durchrutschen ließ. Und die Rot-Weißen hatten Blut geleckt, setzten jetzt zu einem Sturmlauf an. Ronaldo und Co. völlig von der Rolle, die Mannen von Diego Simeone furios. Nur vier Zeigerumdrehungen nach dem 0:1 klingelte es bereits zum zweiten Mal im Gehäuse der Merengues, der für den verletzten Koke eingewechselte Saúl Niguez vollendete einen tollen Spielzug spektakulär per Fallrückzieher aus sieben Metern (18.). Das Calderón tobte!
Eine Reaktion der Blancos ließ auch nach dem zweiten Gegentor auf sich warten, völlig ideenlos und ohne jegliche Durchschlagskraft konnte man nach einer halben Stunde keinen einzigen gefährlichen Torabschluss aufweisen. Gewohnt aggressiv und mit einer hervorragenden Organisation kauften die „Matratzenmacher“ einem völlig von der Rolle scheinenden Real den Schneid ab. Wenn aus dem Spiel nichts geht, muss eben eine Standard herhalten, aber auch bei Karim Benzemas Nachschuss aus 20 Metern musste Heim-Keeper Miguel Moyá nicht wirklich eingreifen. Auf der Gegenseite brannte es dafür wieder einmal lichterloh, als Diego Godín völlig blank nach einem Freistoß am langen Pfosten auftauchte, doch Khedira warf sich in letzter Sekunde noch in die Schussbahn. In der Folge sichtliches Bemühen beim amtierenden Champions-League-Sieger mehr Druck auszubauen, wirkliche Torchancen konnte man sich allerdings nicht erarbeiten. Meist mit Flanken aus dem Halbfeld agierend, stellte man den Defensivverbund des Meisters vor keine allzu großen Probleme. In den letzten zehn Minuten vor der Pause beharkten sich beide Teams dann überwiegend im Mittelfeld, bei viel Kampf und wenig Glanz auf beiden Seiten. Vorteile aber weiterhin beim Heim-Team, das sich enorm präsent in den Zweikämpfen zeigte und die Gäste gekonnt vom eigenen Tor fernhalten konnte. So ging es nach zwei Minuten ereignisloser Nachspielzeit mit einem gerechten 2:0 für Atlético in die Kabine.
Griezmann macht den Deckel drauf
Ancelotti reagierte, wechselte Jesé Rodríguez für Sami Khedira ein und stellte auf ein sehr offensives 4-4-2 mit Ronaldo und Benzema im Sturm sowie Gareth Bale und Jesé auf den Außen um. Die Umstellungen schienen Wirkung zu zeigen, die Königlichen nun präsenter und aggressiver im Spiel nach vorne, echte Tormöglichkeiten blieben dennoch Mangelware. Richtig gefährlich wurde es allerdings weiterhin nur im eigenen Strafraum. Nach knapp einer Stunde scheiterte Antoine Griezmann zunächst freistehend an Casillas, nachdem Carvajal ein Luftschwinger unterlaufen war. Wenige Sekunden später landete der Fallrückzieher-Versuch des Franzosen knapp über dem Gehäuse. Beim Kopfball von Gabi hatten die Blancos dann auch noch Glück, dass dieser den Ball aus zwei Metern nicht richtig drücken konnte. Powerplay der „Rojiblancos“ statt königliches Aufbäumen.
Was sich über lange Minuten angedeutet hatte, war in Minute 67 schließlich passiert: Saúl legte eine Flanke mit dem Kopf auf Griezmann ab und der hatte aus einem Meter wenig Probleme zum 3:0 einzuschieben. Atléticos Nummer 7 hielt Reals Defensive auch weiterhin ordentlich auf Trab und tauchte mehrere Male in aussichtsreicher Position auf, kam aber nicht entscheidend zum Abschluss. Und die Gäste? Weiterhin blass und ohne jegliche Spielidee. Nach 80 (!) Minuten kam Bale nach Kroos-Ecke das erste Mal in aussichtsreiche Position, wurde jedoch noch entscheidend gestört. Im Anschluss an die nächste Ecke jagte Asier Illarramendi den Ball mit vollem Risiko auf das Gehäuse, Moyá kam mit den Fingerspitzen aber noch an den Ball. Insgesamt aber einfach zu wenig und die Gastgeber setzten am Ende sogar noch einen drauf: Fernando Torres durfte eine Minute vor dem Ende unbedrängt flanken und Mandžukic köpfte locker ein. 0:4, was für ein Desaster! Irgendwann hatte dann auch Schiedsrichter Borbalán ein Einsehen und pfiff die Begegnung ab.
Ein erschreckend schwacher Auftritt der Königlichen, die auch in dieser Höhe völlig verdient bereits zum vierten Mal in dieser Saison als Verlierer des Derbys vom Platz gehen. Atlético über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft und der völlig verdiente Sieger. Nach einer Woche Bedenkzeit gibt es für das weiße Ballett nächsten Samstag gegen Deportivo La Coruña (18 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker) die Möglichkeit zur Rehabilitation.
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