
„Es gab große Champions, die nie die Marseillaise sangen“
PARIS/MADRID. Ein offizielles Urteil im Fall Karim Benzema und dessen angebliche Verwicklung in den Sextape-Erpressungsskandal um Mathieu Valbuena ist noch nicht gefällt, erste Konsequenzen bekommt Madrids Nummer 9 aktuell aber dennoch zu spüren. Wie der französische Verband am gestrigen Donnerstag in Person von Präsident Noël Le Graët verkündete, werde der 27-jährige Angreifer vorübergehend aus dem Nationalteam suspendiert, solange das Verfahren noch am Laufen sei. Sowohl Spieler als auch dessen Verein Real Madrid teilten umgehend mit, dass sie die Entscheidung akzeptieren würden, jedoch auf eine baldige Lösung hoffen.
Mit der Suspendierung auf Zeit aufgrund des laufenden Prozesses zeigte sich auch Benzemas Berater Karim Djaziri einverstanden, wenngleich er die Reihenfolge der Anhörungen nicht gänzlich nachvollziehen könne: „Natürlich verstehe ich das. Der Präsident ist gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Es ist keine ungerechte Entscheidung. Er sagt, dass er nicht berufen werden kann, solange das Verfahren läuft. Was mich jedoch mehr besorgt, ist der Umstand, dass Benzema vor Valbuena gesprochen hat. Normalerweise hört man zuerst das Opfer an, aber hier wurde anders herum verfahren.“
Was dem engen Vertrauten des Offensiv-Stars jedoch mächtig sauer aufstößt, ist die Abneigung, die seinem Klient in Frankreich entgegengebracht wird. Vor allem die Behauptungen, Benzema würde nur widerwillig für die „Équipe Tricolore“ auflaufen, sowie die unnötigen Diskussionen um das Mitsingen der Hymne versetzten den Spielerberater mächtig in Rage: „Es gibt Hass gegenüber Karim wegen seiner Herkunft. Ich habe gehört, er würde Frankreich nicht lieben. Er hätte nicht 81 Partien für die Nationalmannschaft bestritten, wenn er das Land nicht lieben würde. Schlussendlich musste man eine Entscheidung fällen und es war schwierig. Er hatte die Option, für Algerien zu spielen, das Land seiner Eltern, oder sein Geburtsland Frankreich. Er entschied sich für Frankreich zu spielen und tat dies mit Stolz 81-mal. Ich kann nicht akzeptieren, dass er angezweifelt wird. Er ist ein junger, schöner, reicher Fußballer, mit maghrebinischen Wurzeln und Moslem. Er verfügt über viele Dinge, die Hass erzeugen. Sie verzeihen ihm nichts. Es gab große Champions, die nie die Marseillaise gesungen haben. Tony Parker sang nie die Marseillaise und niemand sagte etwas.“
„Er weiß, dass er nichts getan hat“
Auch den Behauptungen, Benzema würde sich noch immer mit den falschen Freunden umgeben, kann Djaziri nichts abgewinnen. Vielmehr sei es eigentlich lobenswert, dass dieser seine Wurzeln nicht vergesse und charakterlich immer derselbe geblieben sei: „Ich bin stolz, dass er sich seine Freunde bewahrt hat, obwohl sie verschieden Wege eingeschlagen haben. Er ist der Gleiche geblieben seit dem Tag, als sie sich mit 15 Jahren kennenlernten. Jetzt ist er ein Weltstar, hat 30 Millionen Fans, aber davon sind leider nur zehn Prozent Franzosen.“
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Hinsichtlich des Ausgangs der Affäre zeigte sich der Berater ebenfalls zuversichtlich und betonte, dass der Real-Profi ebenfalls entspannt sei. Ohnehin werde dem ganzen zu viel Bedeutung beigemessen: „Ich habe nicht mit ihm gesprochen, aber ich kenne seinen Zustand. Er ist unaufgeregt, er weiß, dass er nichts getan hat. Er wollte einem Freund helfen. Dieser Freund wird das bemerken und das weiß er auch. Ich glaube ehrlicherweise, dass es weitaus wichtigere Dinge gibt, als das. Man muss auch mal innehalten.“ Abschließend fügte er noch leicht zynisch und mit spöttischem Unterton hinzu: „Wenn sie wollen, können wir ja für Karim wieder die Todesstrafe in Frankreich einführen.“
Real-Trikot mit BENZEMA-Aufdruck – weiß-kurz, grau, blau und weiß-lang
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