Interview

„Bin ich nicht topfit und kann nicht helfen, fahre ich nicht zur WM“

Inmitten seiner Reha-Phase stattete Real Madrids Mittelfeldmotor Sami Khedira dem „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF auf dem Mainzer Lerchenberg einen Besuch ab und berichtete, wie seine tagtägliche Arbeit für das Comeback auf den Fußballplatz abläuft und aussieht. Zum Thema Nummer eins entwickelte sich dabei die Weltmeisterschaft, für die der 26-Jährige „bis zum letzten Tag kämpfen“ werde – jedoch nicht um jeden Preis!

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http://www.youtube.com/watch?v=W2-ZeosErRs

Sami Khedira im „Aktuellen Sportstudio“ über…

…seinen aktuellen körperlichen Zustand: „Mir und dem Knie geht es sehr, sehr gut. Es sind jetzt knapp vier Monate und wie man es auch immer wieder lesen konnte: Ich glaube, der Stand jetzt ist optimal. Allerdings muss man auch sehr, sehr vorsichtig sein, weil man sieht es immer wieder, wenn man zu früh zu viel will, erleidet man Rückschläge. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass ich weiterhin Geduld habe. Bis jetzt ist es optimal verlaufen. Aber ich weiß ganz genau: Es ist noch ein sehr, sehr weiter Weg, ein langer Weg, bis ich wieder bei hundert Prozent bin, um dann auch wieder mit der Mannschaft trainieren zu können. Daran werde ich die nächsten Wochen arbeiten.“

…Dinge, die er wieder tun kann: „Ich glaube, jede neue Übung, ob das vor ein paar Wochen das normale Gehen war oder vor kurzem bin ich wieder ins Lauftraining eingestiegen, das ist einfach ein herrliches Gefühl. Da weiß man, was im Endeffekt normal ist und es doch nicht normal ist. Das ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man wieder in der freien Natur seiner Lieblingsbeschäftigung auch – das Laufen, das Joggen gehört zum Fußball dazu – einigermaßen schmerzfrei machen kann. Und daran arbeite ich Tag für Tag und es macht mir unheimlich viel Spaß, weil ich jeden Tag irgendwo Fortschritte sehe.“

Wir haben den ganzen Körper um das Knie herum natürlich behandelt, mit ins Augenschein genommen. Er hat noch keine Fußballschuhe angehabt, er ist noch nicht auf dem Fußballplatz gestanden, aber wenn das so weitergeht mit dieser kontinuierlichen Besserung, dann sollte es auch für die Zukunft und für die WM reichen Klaus Eder, Physiotherapeut der deutschen Nationalmannschaft

…auf die Frage, ob er den exakten ersten DFB-Spieltermin bei der WM in Brasilien kenne: „16. Juni, irgendwie um die Mittagszeit. Ich weiß, dass es gegen Portugal geht, das ist das Wichtigste.“

…die Weltmeisterschaft und ob er Teil des deutschen 23er-Kaders sein wird: „Das ist mein Wunsch, aber wie ich schon erwähnt habe: Ich glaube, es ist ein sehr, sehr langer Weg noch dorthin. Ich werde wirklich alles dafür tun. Ich werde bis zum letzten Tag kämpfen. Das habe ich auch dem Bundestrainer so vermittelt und auch versprochen. Ob es am Ende reicht, kann heutzutage noch niemand sagen. Das weiß der liebe Gott, aber ich werde wirklich dafür kämpfen.“

Sami Khedira ZDF Sportstudio
Der Mittelfeld-Star der Königlichen im ZDF-„Sportstudio“

…den Zeitplan in der Reha für das Comeback: „Natürlich wurde von den Ärzten und den behandelnden Therapeuten ein Reha-Plan aufgestellt. Ich habe ihn mir mal durchgelesen, aber wichtig für mich ist wirklich, von Tag zu Tag zu schauen, weil ich jetzt wirklich in so einer Phase bin, in der es mir sehr, sehr gut geht, aber ich wirklich auch Tag für Tag mehr Dinge machen kann, meinen Körper sehr, sehr gut spüre. Ich weiß ganz genau, dass es Tag für Tag besser geht und das ist für mich entscheidend. Ich versuche, Tag für Tag einen Fortschritt erkennen zu können, täglich meine Arbeit zu erledigen. Ich habe großartige Leute um mich herum, ob jetzt, die Therapeuten, die Ärzte oder auch der Reha-Trainer – das ist wirklich sehr, sehr professionell und das versuche ich umzusetzen und wenn ich das weiterhin so durchziehe, dann werde ich in naher Zukunft wieder auf dem Platz stehen, um mit dem Team trainieren zu können. Aber wann, da haben wir uns keine Deadline gesetzt.“

…den Zeitplan und ob dieser auf den WM-Beginn zugeschnitten sei: „Wenn es optimal läuft… Aber ich glaube, was heißt optimal? Es kommen immer wieder Dinge, die unvorhergesehen sind, deswegen ist es relativ schwer zu sagen, am Tag X werde ich mit der Mannschaft trainieren, an Tag X werde ich mein erstes Spiel machen. Es gibt natürlich den Optimalplan und der sollte ausreichen. Aber daran verharren wir nicht. Wir werden nicht mit aller Macht es erzwingen wollen. Ich persönlich gehe da auch relativ entspannt ran, weil ich habe das irgendwo in der Zeit in der Reha gelernt, wenn man irgendwas erzwingen will, dann kommt das Gegenteil im Endeffekt dabei raus. Ich will fokussiert sein mit einer gewissen Gelassenheit.“

…den Tagesablauf in der Reha: „Jeder Tag ist individuell, aber wenn man es mal so pauschal sagen will, startet er um 9 Uhr und endet dann Richtung 17/18 Uhr.“

Er ist ein Kämpfer, er ist sehr professionell und wird das schaffen und auch bei der WM dabei sein Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff

…auf die Frage, wie man es alleine in der Reha im bayrischen Donaustauf aushält: „Indem man ein Ziel verfolgt. Ich glaube, Donaustauf ist dafür so mit der perfekteste Ort, weil es ist sehr, sehr ruhig, sehr, sehr bescheiden und man kann sich wirklich auf das Wesentliche konzentrieren. Ich kenne die Eden-Reha und Klaus Eder seit 2006 und es hat mir damals Erfolg gebracht, sehr, sehr gut getan und deswegen habe ich mich auch sofort wieder dafür entschieden.“

…eine WM ohne ihn: „Natürlich wäre ich sehr, sehr traurig darüber, das ist klar. Alle vier Jahre findet eine Fußball-Weltmeisterschaft statt und speziell in Brasilien ist glaube ich für jeden Fußballer ein großes Ziel und ein großer Traum und den will ich natürlich weiter leben. Aber es ist natürlich auch so, dass für mich jetzt keine Welt zusammenbrechen würde. Mein Ziel ist wirklich danach, noch fünf, sechs, sieben Jahre auf allerhöchstem Niveau Fußball spielen zu können. Ich habe einen tollen Verein, der mich unterstützt. Wir spielen jedes Jahr um die größten Titel mit und das ist mein Ziel und wenn es die Weltmeisterschaft noch werden würde, dann wäre das natürlich perfekt und dann würde ich glaube ich der überglücklichste Mensch sein.“

Welche Chancen rechnest du Khedira ein? Schafft es der Real-Star zur WM?

  • Ergebnis

…den Kampf gegen die Zeit: „Es ist unheimlich wichtig, Vertrauen in den eigenen Körper zu bekommen. Ich glaube, wenn man da ein Gefühl für seinen Körper entwickelt und ehrlich zu sich selber ist, dann kann man sagen ‚Okay, Trainer ich kann spielen‘ oder ‚Ich kann nicht spielen‘. Die Ärzte und die ganzen Begleitpersonen können Prognosen und Tipps abgeben, aber ich glaube im Endeffekt ist das Wichtigste, sich wohl zu fühlen. Und wenn die Ärzte und die Therapeuten grünes Licht geben, dann ist der Spieler entscheidend, zu sagen, ‚Okay, ich fühle mich wohl und ich fühle mich bereit dafür‘ und ich glaube, das ist am Ende des Tages mit das Wichtigste, mit Vertrauen auf den Platz gehen zu können.“

…den Grund für Joachim Löws Worte, er besitze eine Sonderstellung: „Weil er vielleicht davon überzeugt ist, dass ich auch topfit mitfahren werde. Ich habe glaube ich ein sehr, sehr offenes und ehrliches Verhältnis zum Bundestrainer und ich habe ihm auch ganz klar gesagt, dass ich wenn ich nicht topfit bin und das Gefühl habe, der Mannschaft nicht helfen zu können, dann werde ich auch nicht mitfahren oder mich nicht aufstellen lassen. Ich glaube, so ehrlich bin ich zu mir selbst. Ich glaube, das würde super hart sein, aber diesen Gedanken hoffe ich zu vermeiden oder dass es nicht in Kraft tritt. Es genießt einen großen Stellenwert. Ich bin sehr, sehr froh darüber, weil ich mich wirklich rein auf meine Reha konzentrieren kann und dass ich wieder gesund werde. Und solche Worte dann zu hören, das tut gut und gibt vielleicht noch ein bisschen Ansporn und mehr Kraft.“

…die Frage, ob er in der DFB-Auswahl unersetzlich sei: „Das ist glaube ich kein Spieler, das ist kein Mensch. Aber ich wäre sehr, sehr gerne dabei und wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass Deutschland Weltmeister wird, hätte ich überhaupt nichts dagegen.“

Real-Trikot mit KHEDIRA-Aufdruck – weißblau oder orange!

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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