
Die Ausgangslage
MADRID. Es ist noch gar nicht allzu lange her, da stellte sich beim Aufeinandertreffen zwischen Real Madrid und Stadtrivale Atlético die Frage nach dem Sieger nicht wirklich. Zu eindeutig waren die Machtverhältnisse in der spanischen Hauptstadt, zu groß die spielerische Überlegenheit der Königlichen. Der Fußball ist jedoch ein extrem schnelllebiges Geschäft und so haben sich die Dinge innerhalb von nur zwei Jahren erheblich verändert. Unter der Führung von Diego Simeone mauserten sich die „Colchoneros“ zu einem Spitzenteam und gewannen in der letzten Saison sensationell die spanische Meisterschaft. In der Champions League spielte das Team von „el Cholo“ groß auf und drang bis ins Finale vor, verlor dort allerdings mit 1:4 nach Verlängerung gegen die Blancos.
Mit Ausnahme ebenjenes Königsklassen-Endspiels und zwei Siegen im letztjährigen Pokal-Halbfinale (3:0 und 2:0) konnte das weiße Ballett gegen „Atléti“ zuletzt jedoch kaum Erfolgserlebnisse bejubeln. Aus den letzten elf Aufeinandertreffen stehen lediglich drei Siege bei drei Unentschieden und fünf Niederlagen zu Buche. Der letzte Liga-Sieg datiert vom 27. April 2013, liegt also fast zwei Jahre zurück. Wenn die Merengues an diesem Samstagnachmittag (16 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker) also den Rasen des Estadio Vicente Calderón betreten, ist der Auftrag klar: ein Derby-Sieg muss endlich wieder her.
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Für dieses Unterfangen steht Carlo Ancelotti aber nur eine begrenzte Anzahl von einsatzfähigen Spielern zur Verfügung, fünf potentielle Stammspieler fallen aus. Neben Langzeitpatient Luka Modric und dem wegen einer starken Rippenprellung schon seit drei Wochen pausierenden Pepe sind auch Sergio Ramos, James Rodríguez und Marcelo aufgrund von Verletzungen respektive einer Sperre zum Zuschauen gezwungen (Mehr dazu auf Seite zwei).
Die Viererkette stellt sich somit fast von selbst auf und wird vermutlich in der Formation Daniel Carvajal, Raphaël Varane, Nacho Fernández und Fábio Coentrão beginnen. Im Mittelfeld könnte der gegen Sevilla stark verbesserte Sami Khedira erneut den Vorzug vor Asier Illarramendi erhalten und neben den gesetzten Toni Kroos und Isco auflaufen, Ancelotti ließ sich jedoch nicht in die Karten schauen. Im Sturm wird das „Trio Infernale“ Gareth Bale, Karim Benzema und der nach seiner verbüßten Rotsperre zurückkehrende Cristiano Ronaldo versuchen, den Atlético-Abwehrriegel zu knacken. Denkbar wäre auch eine Rückkehr zum etwas defensiveren 4-4-2, Bale würde dabei auf die rechte Mittelfeldseite zurück rutschen und Benzema zusammen mit Ronaldo den Sturm bilden.
Das Defensiv-Bollwerk der „Rojiblancos“ zu überwinden, erwies sich für Ronaldo und Co. zuletzt jedoch als Sisyphos-Aufgabe. Immer wieder blieb man im engmaschigen Verbund um Abwehrchef Diego Godín hängen oder wurde in Unterzahlsituationen auf die Außenpositionen gedrängt und fand kein probates Mittel, die hervorragende Organisation Atléticos zu zerstören. Durch robustes und aggressives Zweikampfverhalten sowie einer hervorragenden Balance aus Angriffspressing und abwartendem Defensivspiel wusste das Team von Simeone den Blancos den Zahn zu ziehen. Aber auch offensiv wussten die „Matratzenmacher“ zeitweise zu gefallen, stellte man die königliche Verteidigung durch schnelles Umschaltspiel und vor allem durch eine enorme Effizienz bei Standards vor große Probleme. Dementsprechend optimistisch zeigt man sich im Lager des amtierenden Meisters. Routinier Tiago verkündete etwa, dass man „überzeugt“ sei, „erneut ein gutes Resultat gegen Madrid zu erzielen“. Ancelotti gab nach dem Aus im Pokal vor drei Wochen (0:2 und 2:2) unlängst zu, dass man „die Formel, mit der wir Atlético in der letzten Saison zu knacken wussten, heuer noch nicht gefunden“ habe, stellte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel dennoch unvermeintlich klar: „Wir haben keine Angst. Das Ziel ist der Sieg, wie immer.“ Die große Frage dabei lautet: Finden die Merengues den „Atléticode“ diesmal?
Die Stimmen vor dem Spiel
Real Madrid
Carlo Ancelotti: „In solchen Spielen muss man konzentriert agieren, um Fehler zu vermeiden und dann das Beste zu geben, um zu gewinnen. In den vergangenen beiden Pokalspielen haben wir es nicht gut gemacht. Wir befinden uns in einem wichtigen Zeitpunkt der Saison und das sorgt für ein gutes Gefühl für das Derby. Das generiert große Motivation. Wir haben Selbstvertrauen und ich bin der Überzeugung, dass wir es gut machen werden. Es ist ein Spiel, das für beide Mannschaften drei Punkte bereit hält. Auch wenn wir einen Vorsprung haben (in der Tabelle; d. Red.), müssen wir am Maximum spielen und all unsere Qualität nutzen. Atlético arbeitet sehr gut, gehört in defensiver Hinsicht zu den besten Mannschaften der Welt. Aber: Wir haben keine Angst. Das Ziel ist der Sieg, wie immer. Ich bereite das Spiel vor, um es zu gewinnen.“
Isco: „Es wird von der ersten bis zur letzten Minute hart und umkämpft zur Sache gehen. Für beide Mannschaften geht es um sehr viel. Hoffentlich verlassen diesmal wir den Platz als Sieger. Wir wollen alles geben, ein positives Resultat mit nach Hause nehmen und so unseren Fans eine Freude machen.“
Atlético Madrid
Diego Simeone (Trainer): „Jeder hat seinen eigenen Spielstil, er kann einem gefallen oder nicht. Der Fußball ist so schön, weil man ihn auf verschiedene Art und Weisen gewinnen kann. Wir suchen danach, wovon wir denken, dass es zu den Spielern und der Historie Atléticos passt. Wir spielen wie Atlético Madrid in der Geschichte war: ein kämpfendes Team, stark, vom Konterspiel lebend, intensiv. Hoffentlich ändern wir uns nicht, weil das der Stil der Charakteristiken unserer Spieler und der Geschichte Atléticos ist.“
Tiago (Mittelfeldspieler): „Letztes Wochenende haben wir ein kompliziertes Spiel (3:1 gegen SD Eibar; d. Red.) für uns entschieden und bewiesen, dass wir gut drauf sind. Jetzt können wir das Derby kaum erwarten. Wir sind davon überzeugt, erneut ein gutes Resultat gegen Madrid zu erzielen. Wir kennen unseren Rivalen und haben ein gutes Gefühl, weil die letzten Derbys für uns sehr gut liefen. Das Calderón verleiht uns zusätzliche Stärke. Wir spielen besser, wenn wir die Unterstützung der Fans von der ersten Minute an erfahren.“
Statistiken und Besonderheiten
- ANGSTGEGNER: Die bisherige Saisonbilanz gegen Atlético liest sich aus Sicht der Merengues wie ein schlechter Film. Fünf Spiele, kein Sieg, zwei Unentschieden, drei Niederlagen, 4:8 Tore.
- EIN „HARTER“ WIDERSACHER: Die harte und aggressive Spielweise der „Rojiblancos“ wird immer wieder heiß diskutiert, lässt sich aber auch durch Zahlen untermauern. In den bisherigen fünf Begegnungen in dieser Spielzeit kommt „Atléti“ auf insgesamt 26 Gelbe Karten, was einem Schnitt von 5,2 Verwarnungen pro Spiel entspricht. Insgesamt begingen die Mannen von Diego Simeone 78 Foulspiele in den letzten fünf Aufeinandertreffen (durchschnittlich 15,6 Fouls pro Spiel).
- BITTERER AUSFALL: Der Ausfall von Marcelo wiegt doppelt schwer: Nicht nur, dass sich der Lockenkopf zuletzt in bestechender Form befand und stets zu den besten Akteuren gehörte. Mit seiner Torvorlage für James Rodríguez zur 1:0-Führung gegen Sevilla schwang sich der Brasilianer zum besten defensiven Assistgeber der Liga auf. Fünf Vorlagen stehen mittlerweile auf dem Konto des Linksverteidigers.
- JUBILÄUM: Das Derby steht für die Blancos unter einem besonderen Stern: Real Madrid bestreitet sein 4000. Pflichtspiel der Vereinsgeschichte. Die erste Partie der Historie liegt nun schon 113 Jahre zurück, am 14. Mai 1902 schlug man den FC Barcelona mit 3:1.
- TABELLE: Mit einem Sieg könnten die Königlichen einen echten Big Point landen und den Vorsprung vor Atlético in der Tabelle auf satte zehn Punkte ausbauen. Aktuell sind es sieben Zähler, die Real mehr als die „Rojiblancos“ hat. Barcelona liegt mit vier Punkten Rückstand auf Platz zwei.
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