
Neymar schockt den Madridismo, aber nicht Real
MADRID. Der Clásico hätte eigentlich zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Denn nach acht Siegen in Folge traf die gefährlichste Offensive der Liga auf den nach acht Spieltagen noch gegentorlosen (was einen Rekord bedeutete) Tabellenführer. Nach so vielen hitzigen „derbi madrileños“, freute sich die Welt wieder über das große Duell der ewigen Erzrivalen aus Spanien. Für seinen vierten Clásico hatte Carlo Ancelotti im Vergleich zur „Feuertaufe“ in Liverpool (3:0) zwei Änderungen in Petto, aber keine Überraschungen, es spielte die Top-Elf: Casillas – Carvajal (für Arbeloa), Pepe, Ramos (für Varane), Marcelo – James, Kroos, Modric, Isco – Ronaldo, Benzema.
Doch standen sich im Bernabéu nicht nur die Gefährlichsten und Sichersten gegenüber, sondern auch eine der launischsten Defensiven der Primera División. Denn keine drei Minuten waren gespielt, da fiel die königliche Hintermannschaft in alte Muster zurück. Bedient von Luis Suárez, tanzte Neymar die zu zentral agierenden Daniel Carvajal und Pepe aus und ließ Iker Casillas keine Chance. Auch nach dem frühen 0:1 zeigten sich noch Nervositäten bei Pepe und Casillas, die sich später jedoch legten. Im frühen Schlamassel steckend, übten die Hausherren direkt mächtigen Druck auf den noch unbezwungenen Claudio Bravo aus. So sahen die bestens gestimmten Zuschauer einige Aktionen von Marcelo und Karim Benzema mit meistens knappen Tor-Verfehlungen. Richtig knapp dann nach zehn Minuten, als der brandgefährliche Franzose nach Vorarbeit des emsigen Brasilianers in einer Aktion gleich zwei Mal Aluminium traf. Doch am Spielstand änderte sich nichts.
Als nach der Anfangsviertelstunde der Druck etwas nachließ, kam Barcelona wieder mehr ins Spiel, stand bis dahin gerne mit elf Mann hinter dem Mittelkreis. Und nach den Hauptdarstellern Marcelo-Benzema war es nun an Lionel Messi und Iker Casillas für Action zu sorgen. Gleich zwei Mal rettete der Schlussmann gegen den Liga-Rekord jagenden Argentinier, ein Mal davon in Weltklasse-Manier. Die Defensiven standen – Ronaldo und Toni Kroos versuchten sich an harmlosen Abschlüssen außerhalb der bestens behüteten Gefahrenzone, Daniel Carvajal wuchs über sich hinaus und rettete gegen Neymar.
Der 229. Clásico sah einige neue Teilnehmer, während James Rodríguez und Kroos ihre Sachen gut machten, glänzte Suárez in seinem Debüt für die Katalanen nur in wenigen Szenen. Wenn man das so sagen kann, glänzte Barça ohnehin in nur einer Sache mehr, als die Blancos: Aggressivität. Vier gelbe Karten sammelten sie allein bis zum Seitenwechsel, und genauso viele strittige Szenen gab es auch im Strafraum der Gäste. Erst gingen Carvajal, Benzema und Ronaldo zu Boden, später schrie das Bernabéu, als Piqué einen CR7-Kopfball mit dem Arm abgewehrt zu haben schien. Stets strittige, aber nie eindeutige Angelegenheiten. Schiedsrichter Jesús Gil Manzano blieb stets cool, doch nach der fünften Aktion war es dann soweit und der Unparteiische zeigte auf den Punkt. Zuvor ging eine Marcelo-Hereingabe an den Arm des grätschenden Piqué und Ronaldo konnte endlich sein Tore-Konto ausbauen, nachdem sein ärgster Verfolger Neymar schon zuvor einnetzte. Das 1:1 in Minute 35 bedeutete das 16. Liga-Tor im achten Einsatz (21 aus 14 insgesamt) der portugiesischen Tormaschine. Irre!
Mit ausgeglichenem Spielstand strampelten sich beide Teams dann ziemlich ab. Ein knapper James-Kopfball (erneut nach Flanke des herausragenden Marcelo) sorgte noch dafür, dass das Schuss-Verhältnis zu Gunsten der Weißen erschien: 9:7 zur Halbzeit, nur 1:1 nach Toren.

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Traum-Fußball dank Isco, Marcelo, Benzema und Co.
In Halbzeit zwei zeigte sich dann die wahre Gefahr, die vom spanischen Rekordmeister ausging und der auch der Tabellenführer unterlag. Nach dem oft festgefahrenen (und teilweise wunderschönen) Kombinationsspiel aus den ersten 45 Minuten, ging „Carletto“ die zweite Hälfte anders an, um die Katalanen auseinander zu reißen – nämlich vermehrt mit Kontern. Zwar begann die „Blaugrana“ erneut druckvoller, konnte Casillas anfangs aber kaum prüfen – von Nervosität war bei den Hausherren nichts mehr zu spüren, alle spielten auf Top-Niveau! Vor allem im Mittelfeld stellte Isco die wie immer guten Vorstellungen von Kroos und Luka Modric in den Schatten. Dass das Bernabéu seinen Name bei seiner späteren Auswechslung rief, hatte Gründe! Doch ehe Isco so richtig brillierte, gab es anderen Grund zum Jubeln: Nachdem Piqué einen Ronaldo-Abschluss nach dem ersten Konter zur Ecke entschärfte, zeigte sich die nächste Stärke der Königlichen – Standards. Hinten manchmal pfui, vorne gerne hui! In Ramos-CL-Final-Manier schädelte Pepe eine Kroos-Ecke zum zweiten Gegentreffer Bravos als Katalane ins Netz (50.).
Mit dem 2:1 lief es noch mehr: Angriffe der „Cules“ wurden entschärft und sich nach vorne mit mitreißendem Direktspiel torpediert. Die Gäste hatten ihre Mühe, auch wenn Bravo den nächsten James-Schuss abfing und sich danach wieder Casillas auszeichnen durfte. Ein Schuss vom nächsten Clásico-Neuling Mathieu kratzte der Madrider Kapitän gerade noch so aus dem Winkel und ließ Barça damit weiter verzweifeln. Ein Tor lag definitiv noch in der Luft, fragte sich nur, auf welcher Seite es fallen würde. Auf der der Rot-Blauen! Dank Isco! Dank des herausstechenden Einsatzes 22-jährigen Fan-Lieblings (und dem Aussetzer Andrés Iniestas) schlugen die Hauptstädter zum dritten Mal zu und brachten ihre Fans endgültig in den siebten Fußballhimmer. Den Traum-Konter, schon jetzt ähnlich legendär wie im Pokalendspiel mit Gareth Bale, über Isco, Ronaldo und James vollendete letzten Endes Benzema, der sich sein Tor nicht nur wegen des doppelten Alu-Pechs verdiente. 3:1 für Real, ein Traum für den Madridismo!
Das nun immer offenere Spiel verleitete die Madrilenen zu immer mitreißenderem Direktspiel und Isco als Ballerina im Zentrum. Irgendwann war „sein“ Clásico jedoch beendet, mit Asier Illarramendi und Sami Khedira (für Benzema, der ebenfalls mehr als zurecht gefeiert wurde) wechselte Ancelotti noch mehr Sicherheit ein. Gleiches bei Álvaro Arbeloas Kurzeinsatz für Modric kurz vor dem Abpfiff. Wirklich viel Zählbares passierte ohnehin nicht mehr, auch wenn Benzema zuvor noch einen Schuss vergab, Neymar den Ball aus aussichtsreicher Position nicht richtig traf und ein Abschluss von James geblockt wurde.
Ein Clásico zum Einrahmen mit dramatischem Beginn, späteren Traumfußball und natürlich: gutem Ausgang für Real Madrid! 18:16 lautete das Schuss-Verhältnis beim Spielende, die Verdientheit des Sieges geht dadurch nur bedingt hervor. Egal wie die Königlichen spielten, sie waren besser, unterzogen den FCB einer Lektion und Machtdemonstration. Und stehen dank dem 92. Sieg im 229. Clásico (gegenüber 48 Unentschieden und 89 Niederlagen) nur noch einen Punkt hinter Barcelona (vorerst) auf Rang zwei. Perfekt. Nächste Woche geht es dann nach Barcelona: Gegen Cornellà wird am Mittwoch das Hinspiel im Sechzehntelfinale der Copa del Rey ausgetragen (20 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).
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