
Ohne Ronaldo, aber mit fantastischem Di María und Bale
VALENCIA. Zum achten Mal war das Estadio Mestalla Austragungsort des Endspiels der Copa del Rey (nur das Bernabéu hat mit neun eines mehr), zum vierten Mal kamen die Königlichen, um um den Königspokal zu kämpfen. Und sie taten es! Die Fußballwelt sah nicht unbedingt den temporeichsten, von den Stühlen schleudersitzenden Clásico, aber dennoch einen an Spannung kaum zu überbietenden. Im 228. Duell zwischen Weiß und Blau-Rot war Madrid früh und lange dem 91. Sieg sehr nahe. Doch der Vorjahresfinalist und Rekordfinalteilnehmer (37) ließ den Rekordsieger (26) nach einer berauschenden Anfangsphase und der verdienten Führung durch seinen Besten, Ángel Di María, zurück ins Spiel kommen. Aber der Reihe nach, Ordnung muss sein: Trotz dem Fehlen fünf klangvoller Namen auf dem Spielberichtsbogen (Cristiano Ronaldo fehlte heuer schon zum elften Mal, acht Siege gab es bereits ohne hin) brachte Carlo Ancelotti eine Elf aufs Feld, die Barça-Ersatzkeeper José Pinto ein ums andere Mal zum Wackeln brachte: Casillas – Carvajal, Pepe, Ramos, Coentrão – Isco, Modric, Alonso, Di María – Bale, Benzema
Doch sowohl die eher ungewohnte 4-4-2-Formation als auch die drei Änderungen im Vergleich zum 4:0-Erfolg am Wochenende trugen Früchte. Gegen das riskante, sehr zentrale Verteidigen mit zwei engen Viererketten sollten die Katalanen lange wenig Mittel haben, mit ihrer anfänglichen Passivität waren sie ohnehin vorerst aufs Verteidigen bedacht. Nachdem Isco Alarcón nach 80 Sekunden die erste Gelbe sah, bazookate Gareth Bale das erste Geschoss an Pintos Kasten vorbei, einen späteren Rechtsschuss des Linksfuß‘ konnte Mascherano nur mit größtem Einsatz einiger Lebensjahre ablenken. Die scheinbar letzte Titelchance vor Augen, schien Barça anfangs paralysiert – eine logische Folge: Die Führung in der elften Minute! War der Ball ein Mal abgeluchst, ging es schnell: Isco mit genialer Ballbehauptung, dann folgte eine der vielen Szenen, nach denen man sich selbst sagt, welch tolles Paar Bale und Karim Benzema abgeben würden. Ganz unverliebt schickte der Franzose darauf einen Argentinier auf die Reise und nach tollem Sprint ließ Ángel Di María drei Mann keine Chance. Nicht nur Alba und Pinto, sondern auch seinem in der Mitte frei lauernden Kollegen Bale. Der Klassiker im Clásico: Madrids aktuell Formstärkster bringt die Kollegen auf die Siegerstraße.
Doch mit diesem Tor küssten die königlichen Prinzen die Martino-Truppe allmählich aus ihrem Dornröschenschlaf. Trotzdem freuten sich die heute hellwachen Sergio Ramos und Pepe nach wie vor über jeden hohen Ball, der da kurioserweise von den Katalanen von A nach B geschickt wurde – ihre Ziele fanden diese Versuche selten. Durch das Freilassen der Außenseiten und das späte Ausrücken entstand nach 20 Minuten dann doch die erste Gelegenheit des Liga-Dritten: Erst fand Fàbregas‘ Hereingabe Neymar nicht, danach scheiterte der Brasilianer mit einem Kopfball. Barcelona nun im Spiel, der Clásico am Leben. Die erste Rudelbildung folgte nur wenig später: Neymar kam seinem Ruf als Freizeittaucher nach und versuchte aus dem Einsteigen des heute bockstarken und routinierten Coentrão mehr zu machen. Gelb für den späteren Pechvogel des FCB, Gelb für UNO-Friedenssicherer Pepe. Das Spiel verflachte etwas: Barça lullte sich mit seinem Kurzpassspiel oft selbst ein, bei Balleroberung die Merengues dennoch oft nur mit Befreiungsschlägen oder foulhoffend in den Gegenspieler rennend. Ging dann doch mal ein Ball produktiv über die Mittellinie verpufften die Konter in der Luft: Iscos geblockter Schuss war da noch am Gefährlichsten, bei einer späteren Doppelchance ging es zu langsam und vor dem Seitenwechsel verzog Benzema die Hereingabe von Di María. Der Pokal-Clásico, oder besser „Poclásico“ (perdón, wenigstens ein Mal musste ich meine Neologismus-Fähigkeiten vorzeigen) sollte auch aufgrund dem verzogenen Schuss vom bis dahin blassen Lionel Messi mit einer leicht schmeichelhaften Madrider 1:0-Führung in die Pause gehen.
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Bartra bringt Barça zurück, wird dann aber von Bale überrundet
„Leicht schmeichelhaft“? Nach dem Seitenwechsel und mit dem Blick auf den Fanblock des Erzfeindes taten die Hauptstädter alles daran, für klarere Verhältnisse zu sorgen. Nach einem klasse Solo gegen zwei Gegenspieler ging Bales linke Pike leider nur ans kurze Außennetz, ehe ein Kampfsport-Kick des Walisers nach Busquets‘ Kopfballfehler nur knapp über Pintos Latte rauschte. Benzema bis dahin nur Sparringspartner für seinen heute gleichwertigen Sturmkollegen, sollte die nächsten drei Gelegenheiten verprassen: Erst per Kopfball, danach wehrte Bartra einen Schuss in höchster Instanz ab, ehe das Spielgerät über Pintos Handschuhe am Pfosten zerschellte. Klare Sache: Der Zweite der Liga war dem 2:0 deutlich näher, als der Tabellendritte dem Ausgleich. Beide Teams marschierten mit sieben Siegen und einem Unentschieden ins Finale – die Königlichen um Iker Casillas sogar noch gegentorlos. Bis heute, bis zur 68. Minute, als Marc Bartra die Uhren wieder auf Null stellte. Dank seinem platzierten Kopfball nach Eckstoß – Pepe mit seinem womöglich einzigen Stellungsfehler an diesem Abend – konnten die „Culés“ wieder hoffen. Madrids Defensive in der Folge etwas luftiger, aber um Entlastung bemüht: Ein Modric-Schuss verfehlte das Ziel nur knapp. Knappe Sache auch im Spiel – sollte es wie schon im Pokalfinal-Clásico 2011 die für Flaschenetiketten Todesurteil bedeutende Verlängerung geben? Wie könnte man Cristiano Ronaldo einwechseln, wurden seine Fingernägel auf der Tribüne doch immer kürzer… Den brauchte es nicht – den neunten „ohne-CR7-Sieg“ der Saison bescherte ein anderer Turbomann: Gareth Bale! „GOLAZO“, hallte es aus ganz Spanien, als der „Usaine Bale“ nach dem Körpereinsatz Bartras zwei Gänge runter schaltete, den 23-Jährigen käffchentrinkend überholte und dann eben noch Pinto tunnelte. Hinein ins Glück, hin zum Sieg!
Sechs Mal machten Weiß und Blau-Rot schon ein Pokalfinale unter sich aus mit drei Erfolgen auf beiden Seiten, nach dem Tor der walisischen Rakete zum 2:1 in der 85. Minute war der Ancelotti-Elf der 19. Pokaltitel eigentlich nicht mehr zu nehmen. Illarramendi, Casemiro und Varane durften für die mit Applaus verabschiedeten Di María, Isco und Benzema (Applaus der Reihe nach absteigend) sorgen, damit sich an der knappen Führung nichts mehr tun würde. Doch einen gab es noch: Den Moment, als sich der bis dahin souveräne Iker Casillas beim Aluminium bedankte, den Neymar zuvor frei und aus elf Metern auf seine TÜV-Tauglichkeit prüfte. Das wär’s gewesen, doch das war es nicht – der erste Titel der Saison war geschafft. Der erste Titel für REAL TOTAL war erkämpft, der Jubel kannte auf Seiten der Weißen keine Grenzen! Vom Ersatztorhüter über den mitgereisten Castilla-Praktikanten, der Rekrodfinalist bezwang den Rekordsieger und verpasste dem Zeugnis zur Saison der Katalanen schon jetzt den dicken „FAIL“-Stempel.
Mit 18:12 abgegebenen Schüssen lässt sich der Triumph der Königlichen ebenfalls irgendwie beweisen. Den ersten Titel unter Carlo Ancelotti verdienten sich die Merengues nicht nur dank heute couragierter 90 Minuten, sondern auch generell wegen einer mehr als souveränen Pokalsaison, in der man im Halbfinale mal eben Atlético Madrid mit 5:0 abfertigte. Und die sind immerhin Tabellenführer der Liga BBVA, dem nächsten Ziel des Pokalsiegers. Oder übernächsten: Denn in der Liga geht’s erst am 26. April (Osasuna, 20 Uhr) weiter, zuvor jedoch im Halbfinale der Champions League gegen Bayern München (23. April, 20:45 Uhr). Bis dahin darf jedoch erst mal gefeiert werden – trainiert wird erst wieder Freitag um 16:30 Uhr.
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