Spielbericht

Fünf Tore, viele Löcher – Real mit Licht und Schatten gegen Legia

Real Madrid hat Legia Warschau am 3. Champions-League-Spieltag mit 5:1 nach Hause geschickt. Klingt toll, doch zeigten die Blancos in ihrem 400. Europapokalspiel einige Defizite.

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Drei Sieg-Garanten: Morata, Ronaldo, Vázquez – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Ohne Isco und Kovačić, mit James und Asensio

MADRID. Real hat wieder in die Siegerspur gefunden. Nach dem 6:1-Sieg in Sevilla setzte es auch gegen Legia Warschau einen deutlichen Erfolg: 5:1. Stars wurden entgegen der Erwartungen nicht geschont, doch kam es trotz vermeintlicher Top-Elf zu einigen Defiziten – die Startelf der Blancos: Navas – Danilo, Pepe, Varane, Marcelo – James, Kroos, Asensio – Bale, Benzema, Ronaldo.

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Real startet mit vielen Chancen und Defensiv-Löchern

Danilo (für Dani Carvajal), James Rodríguez (für Isco Alarcón) und Marco Asensio (für Mateo Kovačić) stellten die einzigen Änderungen im Vergleich zur Liga-Partie dar. In leicht offensiverer Formation entwickelte sich früh ein wildes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Zwar hatte hauptsächlich Weiß den Ball am Fuß (67:33 Prozent Ballbesitz zur Halbzeit), doch schafften es die Polen, die häufige Unordnung in Reals Hintermannschaft zu Nadelstichen auszunutzen. Kurz: Madrid hatte mehr, Warschau teilweise bessere Chancen.

Nach Ausschreitungen zwischen polnischen Fans und der spanischen Polizei vor dem Stadion legten die elf Blancos los, um für Tumulte zu sorgen. Eine James-Ecke wurde auf der Linie abgewehrt, Ronaldo traf das Außennetz, bediente danach ergebnislos Bale, ehe es der Waliser nach einem Solo aus 20 Metern und Benzema mit der Hake versuchte. Das 400. Europapokalspiel der Königlichen (kein Team hat mehr): unterhaltsam, actionreich. Auf beiden Seiten. Denn beinahe wäre es nicht zum 238. Sieg (ebenfalls ein „Realkord“) gekommen: Früh musste Navas aushelfen, später traf Odjidja-Ofoe sogar den Innenpfosten, weil erst Varane, dann Marcelo zu passiv agierten. Hinten zeigte man sich oft zu anfällig, zu drucklos, was auch der vielen (möglicherweise gewollten) Positionswechsel geschuldet kam. Rechnete Zidane nicht mit einem so motivierten Warschau?

In Minute 16 war jedenfalls mal wieder auf einen Verlass: Gareth Frank Bale. Von Danilo bedient, ließ er erst einen Gegenspieler aussteigen und setzte das Leder dann ins lange Eck – 1:0. Vier Minuten später: Benzema bediente Marcelo, Jodlowiec fälschte dessen Schuss ab, Eigentor. Und dann in der 22. Minute: Anschlusstreffer der Gäste! Danilos unglückliches Einsteigen führte zu einem Elfmeter, den Radovic cool zum ersten CL-Treffer der Polen in dieser Saison verwandelte. Und zu Keylor Navas‘ erstem Heim-Eigentor in der Königsklasse (im achten Heimspiel) – 2:1.

Und das erste Aufeinandertreffen der beiden Klubs (Real spielte bisher erst sechs Mal gegen polnische Teams und gewann alle) verlief munter weiter: Benzema prüfte Malarz, Danilo klärte eine Legia-Hereingabe, Asensio schoss knapp drüber und Malarz parierte einen CR7-Freistoß, ehe Kucharczyk nach einer Bale-Nachlässigkeit verzog. Und dann? Kam der große Moment des Marco Asensio! Nachdem der 20-Jährige sowohl bei seinem Pflichtspiel-Debüt (im Super Cup) als auch bei seinem Liga-Debüt für Real traf, sollte es auch bei seiner CL-Premiere klappen: Nach Danilos starker Vorarbeit legte Ronaldo im Strafraum ab und der Youngster vollendete zum 3:1. Nach 14:5 Schüssen und nur 2:4 Fouls gingen die Hausherren mit verdienter Führung in die Kabinen.

Vázquez und Morata kommen und machen Sack zu

Im Gegensatz zum ersten verlief der zweite Durchgang ruhiger, kontrollierter. Alles schaute auf Cristiano, der nach 98 Treffern endlich die magische Marke von 100 Europapokaltoren erreichen wollte. Seine sehr gute und genauso bemühte Leistung blieb jedoch unbelohnt. CR7 arbeitete viel und zeigte sich mal wieder besonders mannschaftsdienlich, legte Bälle ab, spielte hinten rum, ging viele Wege. Im Gegensatz zu den (im zweiten Durchgang nicht mehr viel zulassenden) Verteidigern und dem (viele lustlose Flanken schlagenden) Mittelfeld gehörte Ronaldo mit Benzema zu den Besten.

Zidane wechselte früh: Lucas Vázquez und Álvaro Morata kamen nach 62 Minuten für James Rodríguez und Gareth Bale. Bis dahin hatte Benzema noch die Qualitäten vom Warschau-Keeper geprüft, ehe Lucas sich als Reals 16. Torschütze in der laufenden Saison (im zwölften Pflichtspiel) eintrug. Morata mit der Flanke, der andere Canterano mit der super Direktabnahme – das 4:1 war Vázquez‘ erstes Tor in Europa (68.). Nicht nur der Einsatz der beiden Joker stimmte, im 4-4-2 schien das Team leicht geordneter, bot dem Gegner nicht mehr zu viel Freiräume. Legia baute konditionell etwas ab, und die Blancos wollten ihrem achten Heim-Sieg in Folge noch einen drauf setzen. Dies gelang dem anderen Joker: Morata jubelte nach einem weiteren CR7-Assist (85.). Benzema und Ronaldo vergaben noch einige Dinger und auch Navas durfte noch einmal seine Klasse zeigen, also blieb es beim 5:1. Nach 28:13 Abschlüssen (bei 62:38 Prozent Ballbesitz und 10:8 Fouls) hätte es heute keinen anderen Gewinner geben können. Legia begann gut gegen ein fehlerreiches Real, doch Madrid steigerte sich und feierte dank gut aufgelegten Stürmern das nächste Tor-Fest. Die nächste Partie: Sonntag gegen Athletic Bilbao (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker).

Das Video zum Kick | Alle Videos

Cristiano Ronaldo

Highlights Real Madrid 5:1 Legia Warschau

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Spiel-Details und Mann des Abends

REAL MADRID: Navas – Danilo, Pepe, Varane, Marcelo – James (Vázquez, 62.), Kroos, Asensio (Kovačić, 80.) – Bale (Morata, 62.), Benzema, Ronaldo

LEGIA WARSCHAU: Malarz – Bereszy?ski, Czerwi?ski, Rze?niczak, Hlousek – Moulin, Jod?owiec, Odjidja – Radovi? (Nikolic, 74.), Guilherme (Kazaishvili, 74.), Kucharczyk

TORE: 1:0 Gareth Bale (16.), 2:0 Jodlowiec (19., OG), 2:1 Radovic (22., P), 3:1 Asensio (37.), 4:1 Vázquez (68.), 5:1 Morata (85.)

KARTEN: Moulin (Gelb, 51.), Radovic (Gelb, 62.), Ronaldo (Gelb, 63.)

SCHIEDSRICHTER: Ruddy Buquet (Frankreich)

SPIELER DES SPIELS: Einsatz? Stimmte. Auge für den Mitspieler? Ebenso. Vorlagen? Zwei. Torabschluss? Erfolglos weil unglücklich. Und trotzdem: Cristiano Ronaldo war gegen Warschau der Beste. Statt stur den individuellen Bestwert von 100 Europapokal-Toren zu verfolgen, spielte er für und mit dem Team. Das hat man auch schon anders gesehen, so bleibt CR7 bei 98 Treffern, gewinnt mit der neu gewonnenen Geduld und Mannschaftsdienlichkeit jedoch andere Preise und Sympathisanten.

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von
Nils Kern

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Kommentare
Vor der 16. Minute zu behaupten, dass es fast nicht zum 238 Sieg gekommen wäre, ist Milde ausgedrückt sehr gewagt. Ich lese den Artikel weiter, aber die Qualität an ansatzweise objektiver Berichterstattung lässt die letzten Wochen etwas zu wünschen übrig.

Ok Edit: Die Überschrift bezieht sich irgendwie nur auf die ersten 20 Minuten des Spiels. Danach wird positiv berichtet, obwohl die Überschrift bewirkt, das man denkt das Spiel sei komplett so zu betrachten. War schon beim Bericht gegen Betis mies nach dem 6:1. Hoffe ihr findet zu alter Stärke zurück [emoji22]
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verstehe das einfach nicht wir haben echt Weltklasse Abwehr Spieler aber das Problem ist und bleibt unsere Defensive.???
Liegt es vielleicht einfach daran das wir ein falsches System spielen oder arbeitet die Mannschaft nicht nach hinten genug mit.???
Vielleicht sollten wir im allgemein mehr Pressing spielen und jeden Ball versuchen so schnell wie möglich zurück zu gewinnen.!!!
Von der Defensive könnten wir uns mal eine Scheibe von Atletico Madrid abschneiden seit paar Jahren sind die echt Weltklasse was die da hinten anstellen , Respekt ehrlich gesagt.!!!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verstehe das einfach nicht wir haben echt Weltklasse Abwehr Spieler aber das Problem ist und bleibt unsere Defensive.???
Liegt es vielleicht einfach daran das wir ein falsches System spielen oder arbeitet die Mannschaft nicht nach hinten genug mit.???
Vielleicht sollten wir im allgemein mehr Pressing spielen und jeden Ball versuchen so schnell wie möglich zurück zu gewinnen.!!!
Von der Defensive könnten wir uns mal eine Scheibe von Athletico Madrid abschneiden seit paar Jahren sind die echt Weltklasse was die da hinten anstellen , Respekt ehrlich gesagt.!!!

Ich sehe das Problem schon vor allem darin, dass man nicht als Team verteidigt bzw. die Offensive die Defensive oft im Stich lässt. BBC macht mit Ausnahme von Bale ab und zu generell sehr wenig für die Defensive. Und heute hatte man noch James und Asensio als offensive Mittelfeldspieler sowie 2 sehr offensive AV, die alle hinten nur selten ausgeholfen haben. Faktisch haben also genau noch Navas, Varane, Pepe und teilweise Kroos verteidigt und genau so sah es dann auch an. An der reinen Besetzung unserer abwehr liegt es mMn nicht, Carvajal, Marcelo, Ramos, Varane und Pepe sind alle weltklasse, Danilo, Coentrao und Nacho mehr als würdige Back ups, rein vom Namen her haben wir die wohl beste Abwehr weltweit. Nur nützt das halt nicht viel, wenn man taktisch völlig überfordert ist bzw. kein System hat und die Vorderleute machen, was sie wollen. Varane und Pepe sowie Kroos waren wirklich arme Säue heute, sie mussten alleine verteidigen bzw. im Falle von Kroos auch noch Bälle verteilen und Räume stopfen, während die anderen irgendwo rumturnen, wie es ihnen gerade passt. Unsere "Taktik" heute erinnerte mich stark and die von Jugendmannschaften, einfach möglichst alles nach vorne werfen und draufballern, wird schon schiefgehen. Normalerweise wird sowas gnadenlos bestraft. Heute war es zum Glück "nur" Warschau und wir haben am Ende dank individueller Klasse gewonnen, aber selbst sie sind unangenehm oft und sehr gefährlich zu Chancen gekommen. Uns fehlt einfach ein System und eine klare Staffelung. Bei anderen Mannschaften weiss jeder ganz genau, was er (defensiv) zu tun hat und die Mannschaft agiert als Einheit dementsprechend. Bei uns fehlt sowas ganz. Wir haben einfach Casemiro als Alibi-Lösug, um das nicht vorhandene System und die Defensiv-Schwächen von BBC irgendwie zu kaschieren. Heute war es noch viel extremer mit dieser FIFA mässigen Aufstellung und das hat man auch deutlich gesehen. Wer bitteschön stellt 2 offensive Mittelfeldspieler und 2 offensive AV hinter BBC auf? Auf sowas kann wirklich nur ein Trainerneuling, wie Zidane halt trotz allem einer ist, kommen.

P.S: "Athletico" mit h gibt es nicht. Es ist entweder Atletico Madrid ohne h oder Athletic Bilbao mit h, aber eine Mischform davon gibt es nicht. Sorry, wenn ich auf Grammatik Nazi mache, aber ich bekomme jedes mal Augenkrebs, wenn ich sowas lese.
 

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