
Müde erste Hälfte, „Illarra“ mit „Lucky-Punch“
DONOSTIA-SAN SEBASTIÁN. Die spanischen Uhrwerke laufen und laufen. Nachdem am Nachmittag erst Atlético und Barcelona glanzlos ihre Pflichtaufgaben erledigten, legten die Merengues am Abend mit einem ebenso unberauschenden Sieg nach. Mussten sie auch, wollen sie noch im epischen Kampf um Spaniens Krone ein Wörtchen mitreden.
Trotz ordentlicher Personalnot brachte Carlo Ancelotti dennoch mehr als nur eine Rumpfelf auf den Platz und musste im Vergleich zum 3:0-Erfolg über Borussia Dortmund nur drei Änderungen vornehmen: Diego López nahm standesgemäß Iker Casillas‘ Platz ein, die geschonten Portugiesen Cristiano Ronaldo und Fábio Coentrão wurden durch Asier Illarramendi und Nacho Fernández ersetzt, was sich in der Aufstellung wie folgt auswirkte: López – Carvajal, Pepe, Ramos, Nacho – Illarramendi, Modric, Alonso – Bale, Benzema, Isco
Als letzter „schwerer Brocken“ auf dem strammen Pflichtspielprogramm der Merengues auserkoren, ging man es gegen Real Sociedad langsamer an, ließ die Hausherren auch erstmal kommen. Die Basken waren als Tabellensechster Champions-League-bedingt ebenfalls zum Punkten verdammt, brachten aber selbst nur wenig Zwingendes zustande. Standards prägten das Spiel auf beiden Seiten. Mal klärte Ramos zur Ecke, mal wurde ein Bale-Versuch geblockt. Ohne Ronaldo schien der Waliser ohnehin den Alleinunterhalter zu mimen – so beweglich Benzema auch wieder unterwegs war, der Nummer 11 konnte man noch am ehesten bezeugen, etwas zu versuchen. Aus dem anfänglichen Abwarten entwickelte sich immer mehr eine Passivität, in der sich beide königlichen Teams einlullten. Wenig Spektakel auf dem Feld, wenig Stimmung auf den Rängen.
Die vielleicht gefährlichste Gelegenheit des ersten Durchgangs wusste Griezmann, Sociedads gefährlichster Torjäger, nicht zu nutzen. Nach einer halben Stunde setzte sich der Tabellendritte dann mehr in der Hälfte des Kontrahenten fest. Die Szenen im Gefahrenraum der Hausherren erhöhten sich. Verlorene Bälle wurden zurück erobert, der Strafraum um Bravo immer mehr belagert. Luka Modric versuchte viel, Bale wechselte die Seiten, Isco verdribbelte sich oft. Als alles nach einem dürftigen 0:0 zur Halbzeit aussah, erwischten die Merengues dann doch noch den gefühlten „Lucky Punch“: Einen Benzema-Schuss konnte Bravo nur nach vorne abklatschen, wo Asier Illarramendi goldrichtig stand. Ein Augenzwinkern später und der 24-Jährige traf jubellos gegen seinen Ex-Klub zum 1:0. Glück für die Ancelotti-Elf!
[advert]
Diskutiere mit im Spieltags-Thread unserer Community!
Madrid erhöht Tempo, Sociedad geht die Puste aus
Der Italiener schien in der Kabine die Wecker raus geholt zu haben. Nach den müden ersten 45 Minuten zogen seine Mannen nach dem Seitenwechsel noch mal etwas an und investierten mehr. Ein Ramos-Kopfball an die Latte sorgte für ein erstes Ausrufezeichen. „Erreala“ war gewarnt und zog sich weiter zurück, hoffte nur noch auf Konter. Aber bis auf einen Martínez-Schuss aus der Ferne und ein, zwei Griezmann-Versuche, gegen die López stets eine Antwort hatte, sollten die ebenfalls überraschend unspritzigen Basken nicht mehr viel anbieten. Der soliden Defensive, in der auch Nacho einen sehr souveränen Eindruck abgab, sei Dank! Stattdessen Madrid: Bales Rechtsschuss nach Benzemas Haken-Vorarbeit wurde gerade noch abgewehrt, bei einem späteren Alonso-Schuss war Bravo zur Stelle. Einen Freistoßversuch durch Alonso später und man hätte meinen können, nur die Ex-Sociedad-Akteure wollten heute treffen. Doch nicht so mit dem Aktivsten: Bale belohnte seine Vorstellung mit einem Tor aus rund 30 Metern. Bravo mit dem Abschlagfehler, der Waliser mit kalter Schnauze. Der trockene Abschluss des Linksfuß‘ brachte Madrid endgültig auf die Siegerstraße, da zuvor schon Benzema das Leder mit Links an die Latte torpedierte.
Neben Aluminium sollte das nach wie vor ruhige Anoeta auch noch Farbe sehen: Xabi Alonso und Dani Carvajal sahen ihren jeweils fünften gelben Karton. Sie fehlen damit kommenden Samstat gegen Almería (22 Uhr). Doch statt nun nur noch zu verwalten, machten die Hauptstädter weiter, hatten ins Spiel gefunden und wollten mehr. Erst scheiterte Isco mit seinem Schussversuch, danach klingelte es zum dritten Mal: Nach einer Ecke legte der heute so gut wie fehlerlose Ramos per Kopf auf den ebenfalls fast makelfreien Pepe ab. Doch nach Pepes fünften Saisontreffer in der 85. Minute war noch nicht Schluss. Nach Ángel Di María (für Isco) gönnte Ancelotti auch Álvaro Morata und Carlos Casemiro Einsatzzeiten – Bale und Alonso durften sich setzen. Zwei Jokern gehörte in der 88. die letzte Szene eines kaum zum Geschichtsbucheintrag anbietenden Kicks: Di María bediente den gestarteten Morata aus der eigenen Hälfte, der Glatzkopf setzte sich durch und bewahrte auch vor dem Tor die Nerven: 4:0 für Madrid, sechster Saisontreffer und sicher eine Menge Genugtuung für den zuletzt häufig gescholtenen 21-Jährigen und Jubel für den erneut operierten Kollegen Jesé inklusive.
Dass sich 20 der 23 Niederlagen, die die Blancos gegen die Weiß-Blauen in 134 Anläufen kassierten, im Anoeta abspielten, merkte man heute kaum. Wohl aber, dass kein Team häufiger in Sociedads Arena traf: 114 Mal in 67 Besuchen! Und trotzdem: Selten hat ein Ergebnis so wenig den Spielverlauf wiedergegeben. Klar: Die Merengues hatten ihren Gegner über weite Strecken in der Hand und gewannen dennoch ohne Glanz und Gloria. So kann es auch gehen. Die Personalnot bricht mit den Gelb-Sperren für Alonso und Carvajal nicht ab, einen Zacken hat man sich heute dennoch nicht aus der Krone gebrochen. Drei Punkte waren gegen „la Real“ gefordert, drei Punkte wurden eingefahren – jetzt schaut Spaniens Rekordmeister schon wieder auf das Viertelfinal-Rückspiel am Dienstag in der Champions League bei Borussia Dortmund (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker).
Du willst Real Madrid LIVE erleben? Sichere dir JETZT Tickets!
- Seite 1 Spielbericht zum 32. Spieltag bei Real Sociedad
- Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
Community-Beiträge