
Konzentriert und wach vom Anstoß weg
GELSENKIRCHEN. Sie waren optimistisch und zuversichtlich, die Schalker. Das in Deutschland so schwache Real Madrid kam zum Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel in die Veltins-Arena und wie Bayern München und Borussia Dortmund in den vergangenen beiden Spielzeiten wollte auch die Mannschaft von Jens Keller den Superstars aus Spanien ein Bein stellen und das Match vor eigener Kulisse für sich entscheiden. Dass der BVB das weiße Ballett im April 2013 beispielsweise mit 4:1 aus dem Stadion prügelte, hätte schließlich auch niemand für möglich gehalten. Doch die bittere Erkenntnis nach 90 Minuten: Schalke 04 ist weder Borussia Dortmund noch der FC Bayern.
Der Reihe nach: Trainer Carlo Ancelotti vertraute einmal mehr seiner besten Formation. Vor Kapitän und Schlussmann Iker Casillas verteidigten Daniel Carvajal, Pepe, Sergio Ramos und Marcelo, das Dreier-Mittelfeld hinter der Angriffsreihe Gareth Bale-Karim Benzema-Cristiano Ronaldo bildeten Luka Modric, Xabi Alonso und Ángel Di María. Und dieser Elf war mit dem Anpfiff anzumerken, dass sie nicht erneut mit langen Gesichtern aus der Bundesrepublik zurück in die Heimat reisen möchte. Konzentriert und wach agierten die Königlichen, wenngleich sich die beiden Truppen in den ersten Minuten abtasteten und peu à peu ins Spiel suchten. In der zweiten Minute kamen die „Könisgblauen“ in Folge einer von rechts getretenen Ecke von Jefferson Farfán und des Kopfballs von Spielführer Benedikt Höwedes knapp am linken Pfosten vorbei bereits in Tornähe. Zu den wirklich gefährlichen Szenen sollte es allerdings binnen der ersten zehn Minuten nicht kommen.
Benzema eröffnet Torreigen
Dann aber kam Schwung in das Duell! 13 Minuten standen auf der Uhr, als Bale von halbrechts gen Mitte zog, Ronaldo bediente und der per Hacke den Doppelpass mit dem Waliser suchte. Des Weltfußballers Zuspiel auf Höhe der Sechzehnerkante ging durch die Beine von Schalkes Innenverteidiger Felipe Santana und landete nicht bei Reals Nummer 11, sondern Benzema. Der Franzose befand sich ungestört in einer günstigen Lage und drosch das Leder zentral aus rund zwölf Metern in die Maschen – das 1:0 aus Sicht der Blancos, die in orange agierten, und zugleich der Dosenöffner. Die Partie nahm an Fahrt auf und nur 60 Sekunden nach der Madrider Jubelarie hätte es eine auf der Gegenseite geben können, wenn nicht sogar müssen. Eine Hereingabe von rechts erwischte Julian Draxler aus kürzester Distanz, doch Casillas warf sich in den Schuss und parierte grandios. Im Nachschuss scheiterte der 18-jährige Max Meyer aus guten sieben Metern. Die erste richtig große Möglichkeit für den Gastgeber, die die Tribünen zum Kochen brachte.
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Bale erhöht sehenswert – Schalke verunsichert
Die kalte Dusche kam jedoch schnell. Bale baute die Führung für seine Truppe schon nach 21 Minuten aus, traf nach einem gekonnten Solo vor und im Schalker Strafraum zum 2:0. Der aktuelle Bundesliga-Vierte agierte fortan unsicher, offenbarte zu viele Lücken im Defensivverbund und agierte behäbig. In Richtung des Gehäuses von Casillas ging wenig bis gar nichts, was mit dem schwindenden Selbstvertrauen zu tun hatte und die „Knappen“ so schon eher versuchten, den Ball so lange es nur ging in den eigenen Reihen zu halten, damit Real nicht schon wieder einen gefährlichen Vorstoß starten würde. Ging das runde Leder nämlich mal verloren, kamen sie, die sich in beeindruckender Form befindenden Madrilenen. Im Schalker Spiel steckte weder Tempo noch Kreativität. Der Ball wurde im Laufe der ersten Hälfte zunehmend hinten rum oder quer gespielt. In der 31. hätte CR7 gar fast für das 3:0 gesorgt, traf aus etwa 15 Metern von rechts aber nur den linken Pfosten. Real hätte zum Pausentee durchaus höher führen können als 2:0.
Was dem Portugiesen in Durchgang eins verwehrt blieb, sollte kurz nach dem Seitenwechsel dann aber gelingen: Nach einem schnellen Angriff zog Benzema mit seinem Laufweg gen rechter Bahn gut zwei Schalker auf sich, sodass Ronaldo auf der linken Seite nur einen Gelsenkirchener aus dem Weg räumen musste. Bale spielte von der rechten auf die linke Seite zu Ronaldo, der Felipe Santana mit vier Übersteigern düpierte, am Brasilianer vorbei zog und mit dem linken Fuß ins lange Eck traf – 3:0 in der 52. Minute! Wer gedacht hat, die Schalker würden mit dem Wiederanpfiff mutiger auftreten, täuschte sich.
Zwölfter Mann Schalkes Tagesbester
Mehr und mehr schien für alles und jeden im Stadion klar zu sein: Real Madrid ist ein, zwei Klassen besser. Als dann auch noch Benzema und Bale jeweils zum wiederholten Male zum 4:0 (57.) und 5:0 (69.) einnetzten, erklärten die treuen S04-Anhänger das Match für beendet. Mit „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“-Sprechchören wurde der Fokus nach 78 Minuten bereits auf das Bundesliga-Match beim Spitzenreiter gelenkt. Keiner der elf „Königsblauen“ auf dem grünen Rasen, sondern der zwölfte Mann auf der Tribüne bot die beste Schalker Tagesleistung. Beeindruckend die lautstarken „Blau und weiß ein Leben lang“-Gesänge, beeindruckend, mit welcher Tatkraft sie beim Stand von 0:5 den „Mythos vom Schalker Markt“ aus ihren Kehlen schrien. Einmal mehr zeigte sich in der Veltins-Arena: Für die Fans ist ihr Schalke 04 eine Religion. Fragt sich nur, ob die Gebete gen Fußball-Gott für das Rückspiel am 18. März im Bernabéu nach der 1:6-Klatsche (Ronaldo machte das halbe Dutzend in der 89. voll, ehe Klass-Jan Huntelaar sehenswert aus 16 Metern in den rechten Giebel traf) noch etwas bringen werden…

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