Spielbericht

Qualität besiegt Quantität – gute Ausgangssituation für Madrid

Die Fußball-Bühne Europas sah keine Paarung häufiger, als Madrid gegen München. Auch der heute 21. „europäische Clásico“ war geprägt von mitreißendem Fußball und viel Leidenschaft, den die Merengues trotz aller Anteile der Bayern am Ende zum achten Mal und verdient mit 1:0 für sich entschieden. Ein Sieg im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals als gute Ausgangslage für das Rückspiel in sechs Tagen.

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Real Madrid besiegt den FC Bayern München im Halbfinale der UEFA Champions League
Mit seinem 24. Saisontreffer brachte Benzema die Blancos auf die Siegerstraße

Ronaldo statt Bale, abwarten statt attackieren

MADRID. „Noch zwei Mal spielen, dann ist Finale“, dachte man sich in der spanischen Hauptstadt. Und der Traum vom ersten europäischen Endspiel und damit auch dem ersten Titel seit 2002 könnte real werden, denn Real Madrid hat sich im heutigen Halbfinal-Hinspiel eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel in München (Dienstag, 20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) verschafft! Aber der Reihe nach: Wie beim Triumph im Pokalfinale vor sieben Tagen kam zwei Namen besonders viel Aufmerksamkeit zugute – Cristiano Ronaldo und Gareth Bale. Der Einsatz der beiden Tormaschinen nicht ganz sicher, schlussendlich stelle Bales Bankplatz und Ronaldos Startelf-Nominierung die einzige Änderung im Vergleich zum 2:1-Sieg über Barcelona dar. Das 4-4-2 schmückten demnach: Casillas – Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Coentrão –Di María, Alonso, Modric, Isco –Benzema, Ronaldo

Noch nie trafen Carlo Ancelotti und Pep Guardiola aufeinander – Vorspiel-Diskussionen um mögliche taktische Einstellungen und Verfassungen? Ratespiele! Statt das übliche Spektakel versprechende 4-3-3 zu verwenden und seine Mannschaft gegebenenfalls ins offene Messer laufen zu lassen, ließ Ancelotti seine beiden Viererketten erstmal abwarten, schauen, die Bayern kommen und raus rücken. Das sah anfangs mutig aus, der Ballbesitz der Gäste früh in höheren Prozent-Sphären als es auf einer möglichen „Décima-Feier“ denkbar wäre. Madrid passiv, aber hellwach in der Defensive. Ramos, Pepe und Coentrão mit einem so ziemlich fehlerfreiem Abend, einzig Carvajal teilweise etwas zu forsch, zu ungestüm. Machte nichts: Das erste Bällchen sah Iker Casillas nach der vierten Ecke (der einzigen von neun möglichen im ersten Durchgang) auf sich zukommen, der Titelverteidiger lullte sich ein! Doch nach 18 Minuten eine Schlüsselszene: Nach Mandžuki?s Kopfballablage hielt Pepe gerade noch so sein goldwertes Hinterteil (wegen dem er später jedoch ausgewechselt werden musste) in Kroos‘ gefährlichen Schuss – und auf der Gegenseite klingelte es! Ein Konter, zu gut für „Tiki-Taka-Bayern“, typisch für „Vollgas Madrid“! Dabei ging es gar nicht so schnell, Ronaldos genialer Pass auf den gestarteten Coentrão machte es erst richtig gefährlich, Boateng schlief, Dante und Alaba kamen an Coentrãos zweite wichtige Vorlage binnen sieben Tagen nicht ran und Karim Benzema hob das Bernabéu von seinen Sitzen, musste nur noch einschieben (19.)!

Mit dem 1:0 die „Könige von Europa“ (so verriet es ein großes Banner beim Einlaufen der Mannschaften) noch einen Tick sicherer. Die nächsten Versuche von Ronaldo per Kopf und Di María aus der Ferne waren noch leichte Beute für Neuer, doch was die Zwei in der Folge ausließen hätten nicht nur die Tore zwei und drei, sondern auch der frühe Knockout des Bundesligisten sein müssen! Doch der nicht ganz fitte Portugiese traf die Kugel nicht richtig nach genialer Modric-Vorarbeit auf Passgeber Benzema und der Argentinier bombte das Spielgerät völlig frei aus sechs Metern nach Isco-Flanke über den Kasten der Deutschen. Da war es klar: Qualität besiegt Quantität, ob die Bayern Stein, Schere oder Papier auspackten war egal – die Königlichen hatten immer eine Antwort, einen Brunnen! Trotz des Ballbesitzverhältnis von 20:80 und einem Eckenvergleich von 1:9 (Ronaldos abgewehrter Schuss vor dem Seitenwechsel wirkte gefährlicher als die neun Abschlüsse der Bayern) bot der FCB in Durchgang eins nicht mehr viel an. Außer einen netten Alaba-Ribéry-Doppelpass, doch wie immer passten die Merengues auf und somit kam auch die einzige Szene von Europas Fußballer des Jahres nur vom kalten Büffet.

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Bayern offensiver, Madrid noch sicherer

Standfußball gegen aufmerksames, explosives „Machen lassen“ auch im zweiten Durchgang. Nachdem die beste Defensive der Bundesliga wenige Minuten nach Wiederanpfiff Benzema mutig ins Abseits stellte, prüfte Cristiano Ronaldo den Nationaltorhüter. Irgendwelche Änderungen auf dem Grün des bestens gelaunten Bernabéu? Anfangs wenige. Die Münchner machten das Spiel, der überragend ballsichere Modric und seine Kollegen schauten zu, strahlten bei Kontern aber nicht mehr allzu große Kollektiv-Gefahr aus, auch wenn der Rekord jagende Erste der CL-Torjägerliste CR7 noch einen für Neuer hatte. Die erste (und einzige!) gelbe Karte der Partie kam Isco zugute, als er Sportart oder Position verwechselte (Handspiel), mit den Wechseln kam dann noch mal mehr Spannung auf. Guardiola setzte alles auf Rot, perdón, Offensive, Ancelotti holte den spritzigen Bale für den müden Ronaldo aus dem Hut, brachte Varane für den unter Sprechchören verabschiedeten und leicht angeschlagenen Pepe und später noch Illarramendi für Isco. Sprechchöre wohin man hörte und der Titelverteidiger erwachte so langsam. Kroos harmlos aus der Ferne, Robben wurde auch mal von der Leine gelassen (aber ohne Gefahr), bei Bayern-Joker 1 (Thomas Müller) wurde es dann schon gefährlicher. Der 24-Jährige zog einfach mal ab, wie gut, dass er mit Varane einen Gegenspieler mit noch vollem Akku zugeteilt bekam.

Tore waren in dieser Partie eigentlich garantiert, nicht nur, weil keines der bisherigen 20 Duelle torlos endete, sondern auch weil Madrid nun schon in zuletzt 18 CL-Heimspielen traf und die Bayern in den letzten 15 CL-Auswärtspartien mindestens ein Tor beisteuerten. Bayern-Joker 2 (Mario Götze) kam dem Erhalt dieser Erfolgsserie wohl am Nähesten, doch sein Schuss zerschellte am stets wachen Casillas. Die Königlichen kamen durch Bales Schuss ans Außennetz noch zu einer Chance und wackelten auch trotz der höheren Investitionen des deutschen Meisters nicht, gingen mit Selbstvertrauen in die Zweikämpfe – das galt für Coentrãos Grätsche als auch Alonsos, von Elfmeter-Reklamationen begleiteten Einsteigen gegen Müller in der Nachspielzeit.

Angstgegner („la bestia negra“)? Auch wenn der FCB heute sicher besser spielte, als in den letzten Auftritten nach der entschiedenen Meisterschaft, war davon wenig zu spüren. Das 21. Duell des spanischen mit dem deutschen Rekordmeister endete 1:0 und damit zum achten Mal mit einem Sieg für die Merengues! Der Sieg geht absolut in Ordnung, hätte auch eher ein 3:1 sein können, doch am Wichtigsten wird den Gastgebern wohl sein, im „europäischen Clásico“ (keine Paarung gab es häufiger) kein Gegentor zu kassieren. Mit großem Kampf, wenn auch nicht perfekter Effizienz, ist die Ausgangssituation fürs Rückspiel (Dienstag, 20:45 Uhr) gut. Madrids nächste Prüfung steht jedoch am Samstag in La Liga gegen CA Osasuna an (20 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum CL-Halbfinal-Hinspiel gegen Bayern München
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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