Das REAL TOTAL-Interview mit Luca Caioli
REAL TOTAL: Seit 2001 leben Sie in Madrid, Herr Cailoi. Cristiano Ronaldo haben Sie sicher schon kennengelernt, aber haben Sie sich auch mit ihm unterhalten, während Sie das Buch schrieben?
Caioli: Ich kenne Cristiano, ja. Aber in dem Jahr, als ich das Buch verfasste, habe ich bewusst keinen Kontakt zu ihm aufgenommen, weil ich eine distanzierte Perspektive auf Ronaldo haben wollte. Er wusste, dass ich das Buch schrieb und er hat natürlich auch ein Exemplar erhalten.
Sie beschreiben Ronaldo als einen Besessenen. Was genau meinen Sie damit?
Ich will damit einfach sagen, dass Ronaldo seit den Anfängen seiner Karriere in der Jugendakademie von Sporting Lissabon ständig versucht hat, sich zu verbessern, seine spielerische Qualität zu perfektionieren, mit harter Arbeit und immer spezifischerem Training. Während seine Mannschaftskameraden schon unter der Dusche waren, stand er noch auf dem Platz und trainierte. Auf seinem Gebiet erreicht er häufig die angestrebte Perfektion und ist davon besessen, der Beste zu sein.
Cristiano wuchs in recht ärmlichen Verhältnissen auf der portugiesischen Insel Madeira auf. Glauben Sie, daher stammt diese Besessenheit?
Schwer zu sagen. Eines ist sicher: Seinen heutigen Erfolg hat er seinem Talent und seiner Besessenheit für den Fußball zu verdanken. Und dieser Erfolg ermöglichte es ihm und seiner Familie, ein von Armut geprägtes Leben hinter sich zu lassen.
Das Bild, das die Boulevardblätter von Ronaldo zeichnen, ist das eines gut aussehenden, reichen Egomanen. Seine bisherigen Mannschaftskollegen und Trainer sagen dagegen, er sei ein absolut bodenständiger Profi, der den Erfolg mit der Mannschaft über alles stelle. Was stimmt denn nun?
Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass Ronaldo ein Vollprofi ist, der sich dem Fußball mit Leib und Seele verschrieben hat. Das schließt nicht aus, dass er auch eine öffentliche Person ist, die in kürzester Zeit zum Weltstar wurde. Deshalb landet jeder Satz von ihm, jede Geste in der Boulevardpresse.
Wie ist es bei Ihnen? Hat sich Ihre Meinung Cristiano gegenüber verändert, als Sie das Buch fertiggestellt haben?
Ja! Früher war ich auch der Meinung, dass er ein sehr arroganter Mensch sei. Ein großartiger Fußballer, klar, aber auch sehr selbstverliebt. Aber in dem Jahr, als ich an der Biografie schrieb, habe ich erkannt, dass er ein guter Junge ist. Aufrichtig, freundlich. Er sagt, was er denkt und obwohl es ihm eigentlich sehr gut geht, wird es ihm nicht einfach gemacht in der Öffentlichkeit.
Und Sie denken, dass beim Lesen des Buches jeder ein anderes Bild vom teuersten Fußballer der Geschichte bekommt?
Definitiv, darum gibt es das Buch. Leute, die nicht viel von ihm halten, sollten sich mit seiner ärmlichen Kindheit, dem Leben in Lissabon befassen und sie werden ein anderes Bild von Cristiano haben. Dafür habe ich diese Biografie verfasst.
Wie hat es Ronaldo verändert, der teuerste und vielleicht auch beste Spieler der Welt zu sein, der sich alles leisten kann, was er will? Schließlich stammt er ja aus ärmlichen Verhältnissen…
Ich glaube, Ronaldo hat sich nicht verändert. Im Grunde ist er noch der Junge von Madeira, der mit seinen Freunden auf der Straße Fußball spielt. Gleichzeitig ist er ein Mann mit einem Super-Ego, stark und hart, der sich allen neuen Anforderungen stellt, immer neue Ziele erreichen will. Ein Junge, der hinter einer Maske aus Arroganz seine schwache Seite, seine Geschichte und seine arme Herkunft versteckt.
Okay, und was sollte Cristiano ändern oder besser machen, um von diesen arroganten Image wegzukommen? Obwohl Lionel Messi auch polarisiert, hat er dennoch einen viel besseren Ruf.
Schon, aber das kann man nicht vergleichen. Beide mussten zwar früh in ihrer Jugend ihre Heimat für die Karriere verlassen, sind aber in ihrer Persönlichkeit grundverschieden. Messi ist schüchtern, er redet nicht gern und lebt im Umfeld seiner Familie. Ronaldo ist im Fokus der Öffentlichkeit, man sieht ihn auf Modemagazinen und so weiter – Ronaldo ist bereits auf dem Weg zu einem besseren Image, aber was er meiner Meinung nach ändern sollte ist, öfter darüber nachzudenken, was er von sich gibt.
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- Seite 1 REAL TOTAL stellt Luca Caiolis Biografie über Cristiano Ronaldo vor
- Seite 2 REAL TOTAL im Interview mit dem Autor Luca Caioli
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