
Marcelo und die drei „Steinmenschen“
MADRID. Auch solche Partien soll es geben. In dieser Saison hat man den Fernseher doch zu oft ausschalten müssen mit dem Gedanken, dass Real Madrid sich viel mehr verdient hatte und dass der Kontrahent sein Glück mehr oder weniger unverdient feierte. Heute war es mal anders. Das Hinspiel im Viertelfinale der Copa del Rey gewinnen die Blancos gegen den FC Valencia. Die wiederum verdienten sich eigentlich mehr und verloren auch mit einem kräftigen Portiönchen Pech. Dabei sah es in der Anfangsviertelstunde noch nach einer klaren Sache aus: Real war heiß, Cristiano Ronaldo deren Supernova. Seine ersten Arbeitsnachweise: Zwei scharfe und vor Selbstbewusstsein strotzende Freistöße sowie ein klasse Linksschuss, aber Valencia-Keeper Vicente Guaita war auf dem Posten. Die Gäste stellten sich dem enormen Druck und vor allem Madrids Superstar mit vielen Fouls entgegen, aber im Gegensatz zu früheren Auftritten ließen sich die Merengues von der überproportionalen Härte nicht beeindrucken. Denn auch das königliche Spiel war enorm physisch geprägt – bei der Defensive kein Wunder: Die Hobby-Holzfäller Michaël Essien, Raúl Albiol und Ricardo Carvalho wurden von einem Samba-Kicker begleitet, einem lange vermissten: Marcelo! Der Brasilianer feierte sein (relativ unspektakuläres) Comeback, nach seinem schlimmen Mittelfußbruch vom 14. Oktober 2012. Viel auffälliger hingegen seine „Steinmensch-Kollegen“: genauso wenig spritzig und flink wie Reals frisch genesene Nummer 12, aber umso abgeklärter und robuster. Scharenweise prallten die Fledermäuse an Mourinhos erfahrenen Bodyguards ab, wurden für einen Real-Einwurf angeschossen oder mussten zusehen, wie der Ball weggedroschen statt Ramos-mäßig in den Spielaufbau integriert wurde. Das birgte Gefahren: die schnellen Tino Costa und Jonas fanden oft Kombinationswege an den Kanten vorbei, scheiterten aber am eigenen Abschlussglück oder am vierten Marmorblock: Iker Casillas.
In einer Phase, als sich Madrids Nummer 1 einigen Prüfungen entgegen gestellt sah und Real bei Jonas‘ „Muss er machen“-Chance vor dem Rückstand wahrte, geschah es: das 1:0. Valencia stand ohnehin unnormal weit aufgerückt und verfiel dem tückischen Locken der sich ergebenen Chancen in der 37. Minute. Die Konter-Möglichkeit kam wie erhofft, Büffel Essien trieb seine Herde an und walzte selbst 40 Meter nach vorne, um dann die Gold-Idee umzusetzen. Flacher, strammer Pass (über den der spätere Torschütze Karim Benzema sogar noch wie ein junges Reh hüpfte) auf den mal wieder kilometerverschlingenden Sami Khedira, die Verteidigung fokussierte sich auf den Deutschen, der ließ direkt und gedankenschnell in Benzemas Lauf prallen. Tor. Ein perfekter Konter! Und mit einer weiteren hübschen Torgelegenheit durch den Franzosen glichen die Königlichen das früh durch Ronaldo aufgebaute Chancenverhältnis – der Portugiese war inzwischen leider abgetaucht – wieder mit Valencia aus, die aber mehr Ballbesitz und deutlich mehr Fouls auf ihrer Seite sahen.
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Valencia weiter am Drücker und Real kontert
Eine Botschaft, die José Mourinho seinen Mannen in der Kabine, aus der übrigens Fábio Coentrão für Marcelo startete, mit gab: nicht nur einstecken, noch mehr austeilen! Taktisch klug und schlichtweg gnadenlos nutzten die Abwehrrecken alle ihre Möglichkeiten, um Soldado und Co. zur Verzweiflung zu bringen, drei Gelbe Karten und ein zum Ende ausgeglichenes Foulverhältnis waren die Ergebnisse. Aber die Schwarzhemden hatten ohnehin deutlich mit sich selbst zu hadern: In der nächsten Phase, in der sie dem Ausgleich so nahe waren wie José Mourinho dem Gefrierzustand auf der Bank, versagten Jonas erneut die Nerven. An Iker Casillas prallte eine weitere Soldado-Schusschance ab, doch der Brasilianer traf das leere Gehäuse mit „San Iker“ (deutsch: heiliger Iker) am Boden vom Elfmeterpunkt im Nachschuss nicht! Wahnsinn! Und dann geschah, was sich wohl unausgeglichene Nicht-Gerechtigkeit schimpft: Madrid versuchte sich mal wieder an einem Entlastungskonter. Ángel Di María und Gonzalo Higuaín waren inzwischen für den blassen Luka Modric und ebenso unauffälligen aber trotzdem erfolgreichen Benzema in der Partie, als der dritte Eingewechselte im Bunde, Coentrão, eine Flanke scharf von der Seite rein zischen ließ und Außenverteidiger Andrés Guardado die Guaita-Abwehr unglücklich in den eigenen Kasten abfälschte. Higuaín brauchte nur zuschauen, wie der Ball zum 2:0 über die Linie kullerte.
Eigentlich unverdient, eigentlich. Denn in der Folge erspielten sich die Merengues wieder die aus der Anfangsviertelstunde bejubelten Spielanteile und Chancen. Ronaldo erwachte, aber irgendwie doch nicht. Erst versemmelte er die (leicht hoppelnde) Hereingabe des immer mehr in Gala-Form aufspielenden Özils frei vor Guaita, doch der Spanier zeigte dabei ebenfalls sein ganzes Können. So auch wenige Minuten später beim nächsten knappen Cristiano-Schuss nach dessen Balleroberung aus 16 Metern. Aber da bei einem dritten Treffer eh der bekannte Satz mit dem „Um ein Tor zu hoch ausgefallenen Sieg“ gefallen wäre, packen sich die Königlichen eben ein 2:0 in die Reisetasche. Denn am Wochenende geht es nach Valencia. Erst zum Rückrunden-Auftakt am Sonntag (Anstoß 20 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker) in der Liga, dann zum Pokal-Rückspiel am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag (Partie noch nicht festgelegt). Wenn es sein muss, dürfen auch die beiden Partien in „schmutzigen Siegen“ enden.
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