Kommentar

Schattenseite Privatleben: Krieg’ die Kurve, Karim

Auf dem Platz mittlerweile ein unumstrittener Leistungsträger, daneben noch immer in Skandalen verwickelt. Karim Benzema muss seine Vergangenheit endlich hinter sich lassen. Ein Kommentar von REAL TOTAL-Redakteur Kerry Hau.

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Karim Benzema
Karim Benzema steht sich zu oft selbst im Weg

Wie drückte es Zinédine Zidane vor einem Jahr noch gleich aus? Karim Benzema sei der eleganteste Spieler im Luxus-Kader Real Madrids. Recht hatte der frühere Ballkünstler mit den Worten über seinen französischen Landsmann. Sportlich gesehen war und ist Benzema, auf dessen Konto nach acht Saison-Einsätzen bereits sieben Tore stehen, einer der fundamentalsten Akteure der Blancos. Insbesondere in den Champions-League-Spielen gegen Paris St. Germain fehlte der Mittelstürmer mit der brillanten Ballbehandlung und hervorragenden Übersicht an allen Ecken und Enden. Benzema ist der Fixpunkt der königlichen Offensive und die rechte Hand Cristiano Ronaldos. Er lässt den amtierenden Weltfußballer, der aktuell unter seinen Möglichkeiten spielt, besser aussehen. Ob das in Zukunft noch so sein wird, steht zurzeit so sehr zur Debatte wie noch nie.

Wie aus dem Nichts vermeldeten französische Medien am Mittwoch, Benzema sei in die skurrile Erpressungsaffäre um Mathieu Valbuena verwickelt. Einen Tag später erschien der Superstar zu einer Anhörung im Justizpalast von Versailles. Er verließ ihn vorläufig mit einer Beschuldigung wegen mutmaßlicher Komplizenschaft, die im schlimmsten Fall eine fünfjährige Gefängnisstrafe nach sich ziehen könnte. Unabhängig von dem Wahrheitsgehalt und dem Ausgang dieser skandalösen Geschichte steht fest: Benzema hat nicht nur sein eigenes Image beschädigt, sondern auch das Image seines Arbeitgebers. Einmal mehr.

Bei einem Weltverein wie Real, der sich als königlich und anmutig definiert, sind Kriminaldelikte fehl am Platz. Benzema sollte eine Vorbildfunktion einnehmen, ließ sich in seinen fast sechseinhalb Jahren in Madrid aber schon zu einigen privaten Scharmützeln hinreißen – bewusst wie unbewusst. Hieße der Präsident des zehnfachen Champions-League-Siegers nicht Florentino Pérez, würde Benzema womöglich schon längst woanders sein Geld verdienen. Für Pérez ist Benzema, den er 2009 für 35 Millionen Euro von Olympique Lyon verpflichtete und als neuen „Galáctico“ präsentierte, fast schon wie ein Sohn, weshalb er sich auch diesmal in aller Öffentlichkeit zu hundert Prozent hinter ihn stellt. Der Angreifer verhalte sich wie ein Vollprofi, heißt es in dem Statement der Königlichen. Abseits des Rasens, und das weiß Pérez, muss sein Liebling allerdings endlich die Kurve kriegen.

Benzema ist kein Kind mehr. Er ist inzwischen 27. Er hat eine fast zweijährige Tochter. Trotzdem steht er sich noch immer selbst im Weg. Mit wie vielen Frauen er sich trifft und wie viele Luxus-Karossen in seiner Garage stehen, mag ihm überlassen sein – solange er keine Negativ-Schlagzeilen produziert. Falsche Freunde, wie einen der drei inhaftierten Erpresser der Valbuena-Affäre, dem er angeblich nur einen Gefallen tun wollte, fügen seiner Karriere einzig und allein Schaden zu. Von seinen Anlagen her könnte er zu den drei besten Spielern der Welt gehören, würde er es wirklich wollen. Sein größter Gegner ist er selbst.

Er hat es mit Leidenschaft für das runde Leder aus den kriminellen Lyoner Ghettos geschafft, ist mit seinem Kopf jedoch noch zu oft dort. Als privates Vorbild könnte er sich sein fußballerisches Vorbild nehmen: „Zizou“. Der heutige Co-Trainer Reals wuchs einst in Marseille in einem ähnlich unvorteilhaften Umfeld auf, ließ seine schwierige Vergangenheit aber erfolgreich hinter sich. Das Resultat kennt jeder.

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Real-Trikot mit BENZEMA-Aufdruck – weiß-kurzgraublau und weiß-lang

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