
Achterbahn: Barça führt, dann legt Real los – nur 2:2 zur Pause
MADRID. Um den Clásico wird nicht umsonst ein solches Theater betrieben – kein gut vermarktetes Elf gegen Elf, sondern ein wirklich mitreißendes, kampfbetontes Duell zweier Erzrivalen, die von Verwalten und Reagieren nicht viel halten! Das 227. Duell zwischen Weiß und Rot-Blau zeigte all das! Nach hosenbeulendem Empfang am Stadion, „Ánimo Jesé“-Tshirts beim Einlaufen und einer Schweigeminute zu Ehren Spaniens verstorbenen Ex-Regierungschef Adolfo Suárez folgten 90 intensive, gegen Ende maximal dramatische Minuten! Viele weiße Fahnen auf den Rängen, keine Ergebung verheißende auf dem Spielfeld: Madrid begann gut, gleich mit selbstbewusstem Auftreten, doch obwohl die ersten Minuten nur in der Hälfte der zurückgezogenen Katalanen stattfand, führten diese nach 7 Minuten. Es war einer von wenigen Fehlern, die die drittbeste Defensive der Liga zuließ und die gefährlichste Offensive der Liga eiskalt ausnutzte. Real griff nur in der gegnerischen Hälfte an und zeigte sich durch das weite Aufrücken anfällig im Umschaltspiel Barças, entsprechend bediente der unbedrängte Messi den maximal freien Iniesta. Einen saftigen Schuss später und der heute sehr mitleidende Carlo Ancelotti dürfte sich fragen, warum er seine Außenverteidiger beauftragte, so zentral zu verteidigen. Carvajal kam zu spät, Iniesta traf zur überraschenden 1:0-Führung. Zuvor vergab Benzema schon die ersten beiden, durch Bale erarbeiteten Gelegenheiten und Ronaldo ging zwei Mal strittigst im Strafraum zu Boden. Feuerwerk und Diskussionsstoff von Beginn an!
Madrids Aufstellung: 25 López – 15 Carvajal, 3 Pepe, 4 Ramos (C), 12 Marcelo – 19 Modric, 14 Alonso, 22 Di María – 11 Bale, 9 Benzema, 7 Ronaldo
Nachdem in der Folge auf beiden Seiten größte Chancen ausgelassen wurden (Benzema verzog nach tollem Di María-Solo, Messi versagten ebenfalls die Nerven), schaltete der Tabellenführer vollends auf Angriff. Barcelona schwamm, die Zickzack-Kombinationen im Mittelfeld funktionierten zwar, doch Gefahr sollte der Tabellendritte lange nicht mehr ausstrahlen und wurde vom überragenden Di María teilweise noch vorgeführt. In Minute 20 hob es das Bernabéu dann von seinen Sitzen: Benzema schmiss sich in eine perfekte Di María-Flanke und glich aus! Vier Minuten später fruchtete die argentinisch-französische Zusammenarbeit erneut: Mascherano verschlief die Flanke „el Fideos“ total, die Nummer 9 dafür mit gefühlvoller Annahme und brachialem Abschluss. Mit seinem 23. Saisontor (17. in La Liga) schoss „Boom Boom Benzema“ seine Mannen eindrucksvoll in Führung und sollte in der ersten Hälfte noch zu zwei weiteren großen Gelegenheiten kommen, doch ein Mal entschärfte der ordentlich torpedierte Valdés, einem Kopfball vor dem Seitenwechsel fehlten nur Zentimeter.
Ein Achterbahn-Clásico war längst in voller Fahrt! Viel Arbeit für beide Defensiven, wobei die königliche in Durchgang eins einen gefestigteren Eindruck abgab, die „Blaugrana“ oft locker abprallen ließ. Ramos wie immer mit Löwenherz, Pepe schlichtweg klasse und während Alonso heute wenn, dann nur als Verteidigungsminister mit einigen Unkonzentriertheiten glänzte, überstrahlte Di María irgendwie alle. Doch sie alle sollten noch einen Fehler übrig haben, ließen Messi vor dem Strafraum gewähren und über neymarsche Umwege knipste sich der 26-Jährige zum Clásico-Rekordtorschützen. 19 Tore im Welten teilenden Duell der spanischen Erzrivalen hat keiner, nach Spielabpfiff nicht mal er selbst. Doch zur Halbzeit lautete es vorerst 2:2. Aus Sicht der Gastgeber: Nur 2:2!
[advert]
Diskutiere mit im Spieltags-Thread unserer Community!
Drama, Baby: Rot, Pfostentreffer, strittige Strafstöße, Tore
Viel Kampf, noch mehr Torchancen, Spielwendungen, ein Auf und Ab – der erste Durchgang verlief schon mitreißend, doch so richtig dramatisch sollte es erst in den zweiten 45 Minuten werden. Und aus der Achterbahn wurde aus Madrider Sicht ein Freifallturm: Platzverweise, Pfostentreffer, strittige Elfmeter. Und: Tore! Zum Leidwesen der Merengues – Drama, Baby, Drama! Mitten drin: Schiedsrichter Undiano Mallenco, der schon nach dem Hinspiel schlecht geträumt haben wird. Dabei sah anfangs alles „pro Real“ aus, nach den zwei strittigen Szenen im ersten Durchgang zeigte der Unparteiische nach Alves‘ Einsteigen gegen Ronaldo vor der Strafraumlinie auf den Punkt. Glück für Madrid, Tor für Ronaldo – der 13. in einem Clásico, der 26. in dieser Ligaspielzeit (42 wettbewerbsübergreifend). Die Ancelotti-Elf wieder in Führung, welch ein Hin und Her! Es sollte jedoch leider nicht der einzige zweifelhafte Elfmeter des Abends bleiben. Während Benzema erneut ein dickes Ding ausließ und später Bale nach Haken-Vorarbeit des Franzosen an Valdés scheiterte, brodelte sich das ganze Clásico-Drama in Minute 62 zu seinem Höhe- und Wendepunkt, der Schlüsselszene dieses 29. Spieltags, zusammen: Madrid aufgrund des ausgeübten Drucks immer weiter aufgerückt, tappte Barcelona in die Falle. Der leicht im Abseits stehende Neymar wurde perfekt (!) und „leider geil“ von Messi geschickt, Ramos versuchte noch einzugreifen, zog jedoch in Vertrauen auf seinen Schlussmann zurück und sah in der Folge dennoch den 19. Platzverweis seiner Karriere. Der Brasilianer fädelte „geschickt“ ein, sank zu Boden und Mallenco fiel darauf rein. Rot für Ramos, Tor für Messi, 3:3 und damit der Beginn vom Madrider Untergang.
Nur noch zu zehnt opferte Ancelotti seine Sturmspitze – Benzema ging für Landsmann Varane. Lieber einen als gar keinen Punkt. Der Franzose direkt mit viel Arbeit, Barça drückte und wollte den nächsten Treffer, die drei Punkte, wieder mitmischen in der Meisterschaft! Bei Alves’ Pfostenknaller wackelte die Serie von 31 Partien ohne Niederlage (die letzte setzte es gegen wen? Na, klar: Am 26. Oktober gegen Barcelona!) gehörig. Doch wie dem einen oder anderen Fan die Geduld- und Hutschnur, platzte diese schöne Serie in der 84. Minute. Zwischen Ungeschick und Unvermögen sprang Iniesta durch die Alonso-Carvajal-Zange wie durch einen Zirkusreifen, die Pfeife des Clowns in der Manege verlautete ein drittes Mal an diesem denkwürdigen Abend: „Penalti!“ Im Gegensatz zu den mit Galgenhumor bewaffneten Madridistas war Messi nicht zu Spaß zumute, „la Pulga“ machte ernst und ließ Diego López ein drittes Mal keine Chance und es stand plötzlich 4:3! Unendlicher Jubel bei den Gästen, die damit nicht nur diese Partie, sondern irgendwie auch die Tabelle auf den Kopf stellten oder zumindest ordentlich durch mischten. Drama, Clásico, Drama!
Mallenco versagt in Schlüsselszene, Madrid in viel mehr
Um den ersten Punktverlust nach zuletzt 17 gewonnen Heimspielen zu verhindern, warf Ancelotti Isco und Morata für Di María und den teilweise überforderten Modric in die Partie, geschehen sollte nicht mehr viel. Außer einigen ungewohnten Madrider Fehlpässen. Und dem üblichen Geschreie, gelben Karten, Rudelbildungen und der standesgemäßen Zeitverzögerei. Fußball geht auch so, nicht nur spektakulär und unterhaltend wie in der ersten Halbzeit – der Halbzeit in der die Merengues sich einiges verspielten, nicht nur die heutigen drei Punkte. Denn statt 4 oder 5:1 zu führen, ließen die Merengues nicht nur durch Mithilfe des Unparteiischen den schon todgesagten Gegner wieder auferstehen. Phrasenschweine freuen sich nach solchen Abenden! Mit 69 Punkten und einer nicht brillanten, aber abgeklärteren Leistung ist die „Blaugrana“ im Titelrennen wieder voll dabei und aufgrund des in Spanien geltenten besseren direkten Vergleichs grüßt nun Atlético vom ersten Tabellenplatz. Am Gipfel ihres Triumphzugs müssen die Merengues diese Niederlage erstmal verdauen, sie hatten den 91. Clásico-Sieg in der Hand, gaben ihn jedoch teilweise fahrlässig her und aufgrund der besseren Zahlen (Pass-Quote 79:91 Prozent, Abschlüsse 13:18) kann man nicht mal von einem total unverdienten und rein „erkauften“ Sieg der Katalanen sprechen, auch wenn ohne Ramos’ Platzverweis die Partie „gegen Zwölf“ (laut Cristiano Ronaldo) sicher anders verlaufen wäre. Madrid verliert nicht nur den zweiten Clásico der Saison, sondern auch zum ersten Mal mit einem Ronaldo-Tor in La Liga. Real strauchelt und muss schon bis Mittwoch wieder sicher auf den Beinen stehen – auch ohne die gesperrten Ramos (Rot) und Di María (fünfte Gelbe) geht es ab 22 Uhr in Sevilla (LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker) um die nächsten drei Punkte im Kampf um die 33. Meisterschaft.
Du willst Real Madrid LIVE erleben? Sichere dir JETZT Tickets!
- Seite 1 Spielbericht zum 29. Spieltag gegen Barcelona
- Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
Community-Beiträge