Spielbericht

Totalschaden? Madrid verliert Spiel und Anschluss an Tabellenspitze

Wie sah die Madrider Sportswelt noch am Samstag aus? Drei, respektive vier Punkte vor der Konkurrenz – der Clásico konnte kommen. Nach der bitteren Niederlage gegen Barça wollten (mussten!) die Königlichen in Sevilla wieder in die Spur finden. Doch was sich nach ordentlicher erster Hälfte entwickelte, kann man fast schon als Totalschaden bezeichnen und sich fragen, was die Königlichen da heute verloren haben.

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Entsetzen: Cristiano Ronaldo und Real Madrid verlieren in Sevilla
Entsetzen: Nach Ronaldos 43. Saisontreffer ging es für Real nur noch bergab

Real hat alles im Griff, trotzdem nur 1:1 zur Pause

SEVILLA. Das Spiel eins nach dem Verlieren von Clásico und Tabellenführung wurde als „Schlüsselspiel und Charaktertest“ von Carlo Ancelotti erkoren. So ging es nur drei Tage nach dem 3:4-Spektakel ins ebenfalls nach einem magischen Abend dürstenden Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán. Da Sergio Ramos (Rot) und Ángel Di María (fünfte Gelbe) fehlten, musste Madrids Übungsleiter im Vergleich zum Clásico nur zwei Mal umstellen – Raphaël Varane und Asier Illarramendi rückten ein. Letzterer gleich im Fokus, als er den ersten aufkeimenden Sturm der Hausherren in letzter Instanz klärte. Wichtig, denn Gegentore und damit verbundene Punktverluste waren ausdrücklich verboten! Als schienen sie diese Regel verinnertlicht zu haben, suchten die in Blau gekleideten Merengues auch direkt den Weg nach vorne: Nach Xabi Alonsos Balleroberung gab Gareth Bale den ersten Warnschuss ab. Die folgenden Minuten hätte dann aber Karim Benzema die lautstarke andalusische Arena zum Einstürzen oder zumindest zum Schweigen bringen können. Erst parierte Sevillas Bester, Beto, klasse nach Modric-Zuspiel, danach schoss der Franzose nach Ronaldo-Carvajal-Kombo knapp vorbei, ehe er einen Kopfball nicht richtig traf. Madrid mit mehr Anteilen, mehr Zug zum Tor und im Vergleich zum Duell mit Barcelona einen Tick kompromissloser, wenn auch nicht immer. Nicht entscheidend immer.

Der FC Sevilla galt schon immer als Lieblingsgegner des Cristiano Ronaldo. Mit dem Vertrauen auf 15 Tore aus zehn Begegnungen mit den Roten landete vielleicht auch der Freistoß von CR7 über den Ellenbogen von Bacca im Netz der Hausherren. Und das 1:0 nach 14 Minuten brachte einiges mit sich: In den letzten 20 Jahren verwandelte nur Roberto Carlos öfter einen Standard (20 Mal), Ronaldo steht zusammen mit Ronaldinho bei  19 und hat sich hiermit zudem zum größten Albtraum des Pizjuáns gemacht – mit acht Mal traf niemand hier öfter! Doch der schlechte Traum der Andalusier sollte nicht lange anhalten: Kaum waren diese lebenslaufschmückenden Worte herausgefunden, da klingelte es auf der Gegenseite! Alonso schenkte den Ball im Mittelfeld her, nach der Vorlage von Ex-Blanco Reyes zogen „Illarra“ und Daniel Carvajal gegen Bacca den Kürzeren und da López auf der Linie versauerte, konnte Sevillas Gefährlichster zum 1:1 ausgleichen. Es sollte eine von wenigen Fehlerketten sein, die jedoch – wenn sie mal auftraten – stets für enorme Gefahr sorgten. Unter den Augen von Ex-Sevillista Sergio Ramos fuhren die Blancos unbeeindruckt fort. Mit dem Rückenwind von 17 ungeschlagenen Auswärtsspielen am Stück kam die beste Auswärtsmannschaft der Liga zu weiteren Chancen durch einen parierten Ronaldo-Freistoß sowie einen knappen Schuss des heute besten im Mittelfeld „Illarra“. Bessere Pässe, mehr Ballbesitz, nur ein Mann hatte etwas gegen die längst verdiente Führung der Besucher: Torwart Beto! Erst zwang Ronaldo den 31-Jährigen zu einer Riesentat, danach verzweifelte Benzema am FC-Schlussmann, ehe die erste Halbzeit mit einem augenmachenden Pfostentreffer und einem elfmeterwürdigen Einsteigen Betos gegen Pechvogel Ronaldo 1:1 endete. Schade! Charaktertest? Bis auf leichte Unkonzentriertheiten und den Torestand gegen leidenschaftlich kämpfende Sevillistas eigentlich geglückt! Eigentlich…

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Bacca fährt Madrid vor die Wand und sorgt für Totalschaden

Der zweite Spielabschnitt verlief eigentlich noch einseitiger. Nicht mit dem Kopf durch die Wand, die Königlichen versuchten es geduldiger, legten sich wie die Schlange ihr Opfer zurecht, um dann zuzubeißen. Doch der Biss kam nie, ging immer daneben. Das 7:3-Spektakel aus dem Hinspiel galt noch als die Geburtsstunde von „BBC“, heute blieben Benzema, Bale und Cristiano ohne Zähne. Doch nicht nur an ihnen lag es: Sevilla verteidigte erbarmungslos, Beto fischte viele Carvajal-Flanken, die Hereingaben von Marcelo kamen gar nicht so nah an den Keeper heran. Der Tabellenfünfte verließ sich nur noch aufs Kontern, Ancelotti wagte den nächsten Zug: Isco für den eigentlich Besten, Illarramendi. Und der Schuss ging nach hinten los: Die 73. Minute war der Glanzmoment von Sevillas Mann der Saison, Ivan Rakitic. Vor der Mittellinie vernaschte der Kroate Pepe mit der Hake und hatte vor López‘ Strafraum Ruhe und Nerven, auf den startenden Bacca zu legen. Und dem eiskalten Kolumbianer gelang es im dritten Versuch, Sevillas und sein zweites Tor zu erzielen! López? Hat man auch schon unüberwindbarer gesehen. Madrid in Rückstand – nicht nur in diesem Spiel, auch in der Tabelle! Die Meisterschaft plötzlich gefühlt Galaxien entfernt, da hatte Ronaldo im Gegenangriff die erste Antwort parat. Doch neben dem knappen Schuss des Portugiesen sollte lange nichts mehr kommen. Und die Uhr tickte gnadenlos herunter. Der größte Wunsch der Madridistas: eine epische „Remontada“!

Doch eine Aufholjagd, wie sie in der Hinrunde schon ein ums andere Mal zu Autocorsos geführt haben, sollte ausbleiben! Zu spät setzte Ancelotti alles auf Schwarz, brachte Morata für Modric. Keiner konnte etwas bewirken, das Schicksal des Madridismo ändern. Ronaldo versuchte sich noch als Balljunge, Bales Versuche aus dem Spiel oder per Freistoß scheiterten ebenfalls. Die Hauptstädter wussten ganz genau, was da gerade geschehen war, dass sie binnen vier Tagen sechs Punkte verloren, und so agierten sie in den Schlussminuten auch. Geschockt, wie nach einem Unfall. Totalschaden? Davon zu sprechen, wäre vielleicht zu viel des Schlechten. Die Königlichen verloren trotz 26 Schussversuche 1:2 gegen Sevilla, denen selbst zwölf Abschlüsse reichten. Die letzten 19 Ligapartien unter der Woche wurden nicht verloren, doch obwohl es anfangs schien, als hätte man nach dem Clásico wieder festen Stand gefunden, warf der Tabellenfünfte den aktuell nur noch Dritten wieder zurück auf den Boden. Da Atlético und Barcelona ihre Mittwochsspiele gewannen liegt der Rekordmeister nun drei respektive zwei Punkte hinter der Konkurrenz. Am Samstag grüßte die Ancelotti-Elf noch vom Platz an der Sonne. Irre, irre La Liga! Hoffentlich nicht ganz so irre, sondern in geregelten Bahnen geht es Samstag weiter – dann kommt Rayo Vallecano ins Bernabéu (22 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Einleitung
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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