
Casillas verletzt, Adán draußen, López drin
MADRID. Die Fußball-Welt sah im ersten Clásico des Jahres 2013 einen der spannenderen Sorte. Die Tatsache, dass nur zwei Törchen in 90 packenden Minuten fallen sollten, lenkt von einem insgesamt ereignisreichen Spielverlauf ab. Das Hinspiel im Halbfinale der Copa del Rey endete 1:1, doch wie heißt es so schön: Es war ein 1:1 der besseren Sorte! Was es nicht war: Der Abend der beiden Giganten. Schrieben Cristiano Ronaldo und Lionel Messi beim 2:2 in der Liga noch das Drehbuch des Abends selbst, stand am Ende des heutigen Abends nur einer im Fußball-Olymp. Es war jemand, dem heute in seinem ersten Clásico mal wieder abzusehen war, dass er mal ein ganz Großer wird. Gemeint ist nicht Diego López, der beim Münzwurf des José Mourinho mehr Glück als Antonio Adán hatte. Er ist mit 1,96 eh der Längste bei Real. Noch ein anderer feierte sein Clásico-Debüt, der mit 191 Zentimetern zweitgrößte von Madrid: Raphaël Varane! Was der 19-Jährige heute auf’s königliche Grün zauberte war schlichtweg weltklasse. Nicht nur, dass er den vier-maligen Weltfußballer aus dem Spiel nahm, mit seiner Schnelligkeit und absoluten Selbstvertrauen nahm er den Gästen jeden Ball ab. Doch als wäre der Franzose eh nicht schon der Mann des Abends sorgte die letzte Instanz Madrids noch für den verdienten Ausgleich kurz vor Schluss.
Aber der Reihe nach, noch mal zurück spulen: Nachdem Iker Casillas in 30 Clásicos am Stück auflief, wählte José Mourinho nach dem Handbruch von Madrids Nummer 1 die jetzige Nummer 3 – oder 2? Es spielte Diego López, der Erfahrene. Und er erledigte seinen Job mit Bravour, hatte beim Gegentor keine Chance und bekam bei allen gefährlichen Barcelona-Schüssen seine stählernen Fäuste dazwischen. Diese waren jedoch in zwei Szenen bereits überwinden: Erst klatschte Xavi einen Freistoß an die Latte, dann rettete „Monsieur Souverane“ mit vollem Einsatz auf der Linie, als Ricardo Carvalho den Bock des Abends schoss und Cesc Fàbregas zum 1:0 einlud. Doch auch die Königlichen erhielten ihre Chancen, in der ersten Spielhälfte mehr als die Katalanen, die dafür die qualitativ besseren hatten. Pokal-Torhüter José Pinto wehrte den ersten Ronaldo-Schuss in der ersten Minute gut ab, dann hatte der Spanier Glück, dass es noch Größere bei den Blancos als Cristiano Ronaldo gibt – zu hoch flog eine Benzema-Flanke über den Portugiesen. Real Madrid spielte enorm bissig, José Callejón rannte wie von Mourinho abgerichtet jedem Barça-Spieler hinterher und auch Mesut Özil kann sich immer öfter in Zweikämpfen behaupten. Statt Standfußball überzeugten die Merengues durch ein enormes Powerplay, dass auf Ballgewinn in des Gegners Hälfte und extrem schnellen Umschalten fußte. Doch die wachesten (neben Madrids Abwehrjuwel) heute waren eindeutig die Defensiv-Mannen Gerard Piqué und Dani Alves. Gedankenschnell und pünktlich im letzten Moment klärten sie in zwei, drei Szenen mit purer Entschlossenheit vor den einschussbereiten Karim Benzema oder Cristiano Ronaldo. Über die Bodenoffensive war schlichtweg kein Vorbeikommen, es brauchte den Luftkampf.
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Tolles Spiel, aber einer übertrumpft alle: Raphaël Varane
Ab der 30. Minute ging den Königlichen zunehmend die Luft für das kraftaufwändige „Ball-Zurückeroberungs“-Pressing aus. Cristiano Ronaldo, aufgrund der Ausfälle von Sergio Ramos, Marcelo und natürlich Iker Casillas heute der Kapitän der Blancos, sollte das Glück heute nicht hold sein – dennoch war er aktiver als sein kleineres, argentinisches Pendant. Zeit für die zweite Halbzeit, Zeit für Tore. Wenn zwei Teams taktisch überragend stehen und sich selbst ausgleichen, braucht es eben individuelle Fehler. Die Blaugrana übten sich mal wieder an einer fuchsigen Kombination vor López‘ Strafraum, doch Mal wieder schien Madrid den katalanischen Braten gerochen zu haben –Callejón mit dem Schuh dazwischen doch sein Klärungsversuch fiel etwas zu kurz aus und dann sollte Barças Nummer 10 doch irgendwie seinen Moment bekommen: Entscheidend setzte er sich gegen den sonst unüberwindbaren Xabi Alonso durch und leitete direkt auf Cesc Fàbregas weiter, dessen Abseitsstellung Unglücksrabe Callejón aufhob. Ein Kinderspiel für Barcelonas Nummer 4 die Kugel zum 0:1 zu versenken.
Das Spiel war eröffnet! Die Gäste hatten ihr unbezahlbares Auswärtstor und Madrid legte los. Beide spielten mit offenem Visier, Real wütete in der Hälfte der Gäste, die erhielten dafür reichlich Konterchancen. Aber Fàbregas und Pedro vergaben die aussichtsreichsten. Auf Seite der Gastgeber war es nicht minder haareraufiger: eine auftropsende Essien-Flanke konnte Madrids Nummer 7 aus wenigen Metern nicht im Tor unterbringen und Piqué und Co. zeigten in der Folge einfach die nötige Entschlossenheit, wenn es gegen ein blutrünstiges Madrid geht. Diese Entschlossenheit wurde nur von einem übertroffen, „Monsieur Souverane“. Mesut Özil, brilliantes Spiel auch von ihm, brachte die Flanke in den Strafraum auf die Reals Nummer 2 schon wartete. Fábregas war dem Franzosen in der Luft schlichtweg unterlegen und der jüngste auf dem Platz versenkte den Kopfball ohne jegliche Chance für Pinto. Das Bernabéu tobte, es hatte ihren Helden schon vor dieser Aktion gefunden. Respekt an diesen jungen, sonst so schüchternen Kerl. Er rettet Madrid die Chance, er stellt die Weichen für ein noch spannenderes Halbfinal-Rückspiel, das in der letzten Februar-Woche stattfinden wird. Gracias, Rapha!
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