
Dank defensiver Ausrichtung torlos und umkämpft zur Halbzeit
VALENCIA. Am ersten Spieltag der Liga BBVA hat UD Levante für eine große Überraschung gesorgt. Das älteste Team der Primera División eigentlich für seine Kampfbereitschaft bekannt, doch ging es im Camp Nou sang- und klanglos mit 0:7 unter. Seitdem haben die Valencianos nicht mehr verloren. Doch warum Real Madrid nicht genauso hoch gegen Levante gewonnen hat und sich stattdessen (wie so oft) viel, viel schwerer tat, als der katalanische Erzfeind ist schnell erklärt: Im Gegensatz zur von Beginn an geschwenkten weißen Fahne des Underdogs gegen den spanischen Meister waren am heutigen Abend nur die Trikots der Madrilenen weiß. Der Einsatz gegen das große und böse Real? Um ein Vielfaches höher, als noch bei der Bück-Parade von Spieltag uno. Aber dass gegnerische Teams gegen die Blancos noch eine Schüppe Mut und Aggressivität mehr in den Ofen kippen, ist inzwischen bekannt. Was José Mourinho nach der letztjährigen Wasserschlacht als „Krieg“ bezeichnete, sollte es auch heuer geben – einen gnadenlosen Kampf gegen 25.011 Sensationsgeile, die dem spanischen Rekordmeister ein Bein stellen und mit dem anderen noch drauf treten wollten. Aber: Im Gegensatz zu den faden Shows in Elche und Villarreal waren die Königlichen nun physisch wie psychologisch auch auf „Krieg“ eingestellt. Das Spiel war lange zäh, ließ die vollen 90 Minuten königlichen Glanz vermissen – doch die Blancos hielten auf der anderen Seite auch souverän dagegen. Feuer mit Feuer – unter den fünf Startelf-Änderungen im Vergleich zum Kopenhagen-Triumph zeigte sich, dass es Carlo Ancelotti defensiver, geduldiger angehen wollte: Álvaro Arbeloa und Fábio Coentrão ersetzten die offensiv stärkeren Carvajal und Marcelo. Früh zeigte sich, dass die beiden Außenverteidiger nicht mit sich spaßen ließen, sie teilten aus, stets am Rande von Legalität und Gelb-Verwarnung. Zusammen mit Kampf-Techniker Isco (für Illarra), Sergio Ramos (für Pepe) und natürlich Liga-Schlussmann López trat Madrid den Kampf im Estadio Ciudad de Valencia an.
Nicklige Zweikämpfe von Beginn an umgeben von einer hass-erfüllten Atmosphäre bei schwülen, schweisstreibenden Bedingungen. Natürlich ging der Tabellenneunte drauf, als ginge es um den Abstieg, doch an der felsenfesten Viererkette, in der auch Raphaël Varane sein Liga-Comeback gab, prallte zumindest in Durchgang eins alles ab. Levante daher anfangs nur aus der Distanz gefährlich. Zwischen Verzweiflung und Kaltschnäuzigkeit konnten die Hausherren López jedoch nur selten gefährden. Einzig Babás Rakete kurz vor Seitenwechsel zwang den Madrider Keeper zu einer Riesentat. Als der erste Ansturm der Valencianos zusammen mit der Stimmung auf den Rängen abklang, startete die königliche Offensivmaschinerie. Bis dato noch vollkommen abgemeldet, sollte es bis zum Pausentee einige Gelegenheiten geben – meistens schmiss sich jedoch ein rot-blaues Körperteil unter voller Hingabe dazwischen. Bemerkenswert! Reihenweise haderten die Blancos, nicht früher und intuitiver abgeschlossen zu haben: Benzemas Schussversuch, Ramos‘ Kopfball nach Ecke, ein Ronaldo-Freistoß und Modric gleich doppelt in einer Situation. Nicht minder bemerkenswert, wie der Einsatz der Caparrós-Elf: die Geduld der Ancelotti-Mannen. Sie blieben ihrer Linie, hinten sicher zu stehen und ruhig nach vorne zu spielen treu. Sie nahmen den Kampf an, konnten nur leider selbst, zu wenig Akzente nach vorne setzen. An der Beweglichkeit der Offensive mangelte es wohl letzten Endes (einzig Modric konnte hier strahlen), dass die Merengues ohne Tor in die Kabine gingen. Dank des robusten Defensiv-Verhaltens durfte jedoch auch der Gegner noch kein Mal jubeln. Auch erwähnenswert: bei ein, zwei strittigen Szenen im Levante-Strafraum hätte es auch gut und gerne Elfmeter für Real geben können, als ein Ronaldo-Kopfball mit den Armen in der Luft abgewehrt wurde. Nicht ganz natürlich, trotzdem ungeahndet.
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Spiel wird offener und Madrid verfällt in alte, anfällige Muster
Der torlose Spielstand strahlte lange genug auf der Anzeigetafel in Valencia – mit den zweiten 45 Minuten wurde das Spiel offener. López bestand die nächste Distanz-Prüfung durch Diop. Wenige Minuten später und auf der anderen Seite scheiterte Ronaldo am Außenpfosten aus schräger Position. Die Königlichen rückten weiter auf, spielten sich nun immer mehr zur Überzahl vor dem Navas-Kasten – und sollten eiskalt erwischt werden! Minute 57, Babá Diawara vollendete einen flotten Konter brillant, als er völlig freistehend die tod-bringende Flanke am chancelosen López vorbei knallte. Überfallartig hatte die bis dato souveräne Real-Defensive in der Situation das Nachsehen. Feuer mit Feuer – vier Minuten später schmiss sich Abwehr-Boss Ramos in eine Di-María-Ecke und knüppelte das Leder mit Karacho in die Maschen – „ay, caramba!“ Seinen ersten Saisontreffer erzielte der Vize-Kapitän dank seiner puren Willenskraft. Puren Willen und Überzeugung, die er kurz vor Schluss jedoch entscheidend vermissen ließ – später mehr dazu.
Real klar die takt-gebende Mannschaft, Levante konnte nur noch reagieren, war um Entlastung bemüht – selbst die Schweißflecken ihres Übungsleiters spielten, grätschten und kämpften mit. Wenige Minute nach dem Ramos-Ausgleich hätte der Abwehrlöwe fast erneut zugeschlagen – doch bei seinem Kopfball nach Ecke (was sonst) stand Unglücksrabe Benzema im Weg. Bitter! Ángel Di María bis dahin auch irgendwie fehl am Platz vergab die nächste Chance. Eigentlich gab es nur noch zwei Ausgänge: Unentschieden oder Real-Sieg, 1:1 oder 1:2! Alle spürten es, nur einer nicht! Der eingewechselte Nabil El Zhar wäre fast der Matchwinner geworden – er sorgte in der 86. Minute für die Führung der Gastgeber. Von „aus heiterem Himmel gefallen“ zu sprechen, wäre hier noch zu wenig. Unter freundlichem Geleitschutz von Sergio Ramos, der im Strafraum nach leichtem López-Patzer zu zögerlich gegen den Fast-Helden agierte, setzte der 27-Jährige den Blancos DAS Ei ins Netz! Die rot-blaue Heimstätte explodierte – nur noch ein paar Minuten wehren und Platzverweise riskieren, dann war der große böse Wolf aus Madrid besiegt!
Morata mit der Hoffnung, Cristiano mit der Erlösung
Ancelotti hatte inzwischen durch gewechselt – Marcelo, Morata und Jesé für Coentrão, Isco und Benzema im Spiel. Der Brasilianer setzte die nächste Rakete ab, aber Navas hielt Stand. Noch drei Minuten. Alles nach vorne, Feuer gegen Feuer! Marcelo vergab erneut nach Morata-Zuspiel. Oh, Mann! Es ging in die letzte reguläre Spielminute – da fasste sich Jesé von der Außenbahn ein Herz und marschierte ins Zentrum vor den Strafraum, jeder wollte den Ball – Feind und Freund. Varane hatte längst vergessen, wo ein Innenverteidiger zu stehen hat, kam an das Spielgerät und gab gedankenschnell weiter auf Morata. Mit dem Tempo kamen die nervösen Valencianos nicht mehr mit – Morata kriegt Ball. Morata macht Tor. So einfach kann’s gehen und so stark stieg die Hoffnung der Merengues an! 2:2 in der 90. Minute, und es war noch lange nicht vorbei!
Eine rote Vier erstrahlte auf der Tafel, die die Nachspielzeit ankündigte. Noch mehr Hoffnung für den Madridismo! Gegen elf wütende und weiße Hulks rangen die Hausherren um Luft, man hätte die Spannung an der Gurgel packen und in ein weißes Trikot stecken können. Zuschauer wie Spieler waren am Limit – doch der mit der größten Brust, den voluminösesten Lungenflügeln war Cristiano Ronaldo – der große, böse Wolf, der das Stadion mit seinem letzten, mächtigen Pusten zum Einstürzen brachte. Sein (abgefälschter!) Schuss in der 94. Minute stach Levante mitten ins Herz! Über den Innenpfosten zappelte der vermutlich glühend heiße Ball im Netz hinter dem geschlagenen Navas. Zu dem Zeitpunkt hatte sich Ronaldo schon das Trikot vom Leibe gerissen, um sich huldigen zu lassen – wieder hat ER für die Punkte gesorgt. 90 Minuten lang, wie so viele andere auch eher in Kampf als Gala verstrickt, doch die Nachspielzeit war ihm ein würdiges Buffet, über das er sich her machte. Real Madrid siegt, wie schon in Elche spät, sehr spät und dank des irren Cristiano. Und Real siegt auch, wie schon 2007, als man „Remontada-Meister“ wurde und jeden Rückstand irgendwie wieder aufholte.
Wenn die Merengues in dieser Spielzeit noch mehr solcher nervenzerreißender Schlussminuten auf Lager haben, wird sich die Mitgliedszahl des größten Vereins der Welt schlagartig verringern. Immerhin kann die königliche Anhängerschaft sich nun erholen – es geht in die Länderspielpause. Nächste globale Herzinfarkt-Warnung: Am 19. Oktober zu Hause gegen den FC Málaga (16 Uhr, live auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).
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