
„Real sollte über zwei Spiele gesehen klarer Favorit sein“
GELSENKIRCHEN. Für ganz Gelsenkirchen ist das Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel gegen Real Madrid deshalb ein Highlight der Saison, weil es eben gegen Real Madrid geht. Der große Weltverein, der die spanische Meisterschaft (32 Mal) und den Europacup (neunmal) so häufig wie kein zweiter Klub gewann. Die edlen Königlichen zu Gast im Kohlenpott. Für Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar hat die Begegnung am Mittwochabend (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) einen etwas anderen Reiz: Bei den Blancos stand er einst unter Vertrag.
Im exklusiven Gespräch mit dem KICKER sagte der „Hunter“: „Real hat eine Klasse-Mannschaft und sollte über zwei Spiele gesehen klarer Favorit sein. Aber wir sind im Moment als Truppe sehr gut und können zeigen, was wir draufhaben. Ich denke, wir können Zuhause gut ins Achtelfinale starten. Klar ist: Wenn wir nach Madrid fahren, wollen wir dort noch eine realistische Chance aufs Weiterkommen haben.“

Rechnung mit Real offen? „Eigentlich nicht“
Es waren allerdings auch nur sechs Monate, die der inzwischen 30-Jährige für die Madrilenen spielen durfte. Nachdem der Niederländer im Januar 2009 für stolze 27 Millionen Euro von Ajax Amsterdam an die Concha Espina wechselte, stand er nach dem Saisonende auch schon wieder auf der Abschussliste und wurde letztlich an den AC Mailand verkauft. „Sicherlich bin ich damals nicht von Ajax zu Real gewechselt mit dem Gedanken, am Saisonende schon wieder zu gehen. Aber ich spüre keinen Ärger darüber, ich lebe weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Und Real war eine schöne Erfahrung: Der Verein ist super, die Atmosphäre im Stadion fantastisch“, so Schalkes Nummer 25, die dazu klar stellte, den Wechsel nach Madrid nicht als Fehler zu betrachten. Aber: „Wenn ich noch einmal die Chance hätte in meinem damaligen Alter, würde ich vielleicht einen Zwischenschritt machen. Der HSV war zeitgleich auch interessiert, damals waren sie noch etwas besser drauf als im Moment (schmunzelt). Zu Real lässt sich eben schwer ‚Nein‘ sagen, doch der Schritt aus Holland direkt zu einem solchen Weltklub ist schon sehr groß. Es wäre sicherer gewesen, aus einer großen Liga dorthin zu wechseln, da würde man schon mehr als Star anerkannt.“
Der neue Präsident versprach wieder mehr ‚Galácticos‘ Huntelaar geriet bei Real aufs Abstellgleis
Coach Manuel Pellegrini, im Sommer 2009 verpflichtet, plante nicht mit Huntelaar. Der Nationalspieler ist aber vielmehr davon überzeugt, dass die Entscheidung von Reals Spitze Florentino Pérez gefällt wurde und er Huntelaars Aus bei Real besiegelte: „Ich habe 13 oder 14 Mal von Anfang an gespielt, achtmal getroffen. Das war okay. Aber der neue Präsident (Pérez; d. Red.) hatte wieder mehr ‚Galácticos‘ versprochen, deshalb kamen Kaká, Cristiano Ronaldo, Benzema. Und die Holländer mussten alle gehen. So läuft die Politik im Fußballgeschäft, gerade in Spanien, wo sich alles nach dem Präsidenten richtet. Doch auch das war für mich eine wichtige Erfahrung im Top-Fußball.“ Hat Huntelaar mit den Merengues dennoch eine Rechnung offen? „Eigentlich nicht“, entgegnete er.
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„Pepe ist eine Maschine“
Gewinnen will Huntelaar in zwei Tagen natürlich dennoch – und wenn dieser Sieg mit eigenen Treffern zustande kommen würde. Dass man die zuletzt so bärenstarken Verteidiger um Pepe und Sergio Ramos (erst drei Gegentore im Jahr 2014) aber nicht wie Fahnenstangen stehen lässt, sondern eine harte Kost auf den Führungsspieler des Bundesliga-Vierten wartet, weiß er ganz genau: „Pepe hat immer Zweikämpfe dabei, in denen er sich zeigt, er ist da schon eine Maschine. Aber auch Sergio Ramos spielt sehr körperbetont und ist ebenfalls ein Top-Verteidiger. Manchmal muss man schlau sein, manchmal auch die Zweikämpfe voll annehmen. Respekt sollte man immer haben, aber nicht zu viel. Gerade Pepe kenne ich übrigens auch außerhalb des Rasens, da ist er ein richtig lustiger Junge, ganz anders als im Spiel.“
So brillant die Königlichen – seit dem Wochenende Spitzenreiter der spanischen Liga – in der Hintermannschaft aufgestellt sind, so brillant bestückt ist auch die Offensive mit Anführer Cristiano Ronaldo. Huntelaar schwärmte vom Portugiesen und hätte ihn ebenfalls zum Weltfußballer gekürt: „Durch seine Leistung und seine Tore hat er den Titel verdient, auch wenn er nicht die Champions League gewonnen hat. Ich habe es ihm gewünscht, dass er Weltfußballer wird. Er ist ein Klasse-Spieler, der sein ganzes Leben dem Fußball unterordnet. Das machen andere auch, doch Cristiano Ronaldo geht noch einen Schritt weiter als der Rest. In puncto Trainingsfleiß, er trainiert individuell wahnsinnig viel. Und in puncto Willen. Er zeigt wirklich in jedem Spiel ganz extrem, dass er etwas reißen will. Der Wille ist seine allergrößte Qualität.“
Den Vorurteilen, CR7 sei arrogant, eitel und selbstverliebt, kann der 1,86 Meter große Angreifer nichts abgewinnen. „Jeder hat seine eigene Persönlichkeit. Ich beurteile die Leistung und das, was auf dem Platz abgeht. Welche Frisur jemand trägt oder welches Auto er fährt, interessiert mich nicht. Natürlich hat er seine Qualitäten mehr in der Offensive, aber mit seinen Toren hilft er doch der Mannschaft am meisten“, so die Meinung des Niederländers, der einige wenige Wochen mit dem Superstar zusammen trainierte, ehe es ihn nach Italien zog.
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