Interview

„Kein Spieler fordert eine bestimmte Position“

Bislang wurde viel über ihn geredet, nun ergriff Rafael Benítez selbst das Wort. In einem Interview mit Real Madrids Webpräsenz der Königlichen gab sich der neue Trainer sehr optimistisch sowie gleichzeitig sehr zielstrebig und klar in seiner Ansprache. „Rafa“ über seine emotionale Rückkehr, die Vorbereitung, die Systemfrage, das Thema Neuzugänge und Veränderungen zur neuen Spielzeit.

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Rafael Benítez
Rafael Benítez hat bei Real Madrid Großes vor

RAFAEL BENÍTEZ über…

…die Emotionen und Erinnerungen im Zuge seiner Rückkehr: „Es ist schwierig, das mit wenigen Worten zu erklären, aber ich erinnere mich daran, dass an diesem Tag von der Rückkehr ‚eines Mannes des Hauses‘ gesprochen wurde, vom Wahrwerden eines Traums, von meiner Rückkehr nach Hause und solchen Sachen, und ich muss sagen, dass es in Wirklichkeit ein bisschen von allem ist. Am Tag der Präsentation im Bernabéu kamen all die Trainingseinheiten, die ich auf dem kleinen Feld abhielt, wo heute die Ecke des Bernabéu ist, zurück in die Erinnerung. All die Stunden im Fitnessraum, den es unter dem Block gab, die Läufe über die Castellana nach Trainingsschluss aus der alten Ciudad Deportiva, um schnell zum Stadion zu kommen und die ersten Sitzreihen im Stehen im dritten Rang einzunehmen, um die Aufholjagden der ersten Mannschaft zu sehen. Unterm Strich viele Erinnerungen, die in einer Sekunde zusammenkamen und die es dir erlauben, in einem Mal die Entwicklung und Größe dieses Klubs wahrzunehmen.“

…die Trainingsmöglichkeiten in Valdebebas: „Unsere Trainingseinheiten in der alten Ciudad Deportiva scheinen weit weg, auf den Ascheplätzen, mit sechs Bällen für alle oder die Diskussionen, ob man den Rasenplatz benutzen dürfe, wenn es nicht regnete und die Juvenil trainierte. Glücklicherweise oder leider habe ich durch meine Erfahrung und mein Alter schon viele und sehr gute Sportstätten gesehen. Die Ciudad Real Madrid in Valdebebas ist spektakulär. Die Qualität der Spielfelder, die Umkleiden, die Krafträume, die Büros, der Sitz der ersten Mannschaft, der Sitz der Cantera – viele Details, die bis auf das Äußerste beachtet wurden und zu denen die Freundlichkeit und Professionalität der Mitarbeiter, mit denen ich zu tun hatte, hinzugezählt werden muss. Ich wünsche mir, jeden Tag dort zu verbringen.“

…die laufenden Vorbereitungen: „Vor ein paar Tagen rief mich ein englischer Trainerkollege an, um ein bisschen zu plaudern und er sagte mir: ‚Es ist Vatertag, aber wir sind immer am Arbeiten.‘ Und auf irgendeine Weise ist es auch so. Nach ein paar Jahren weg von daheim versuche ich, wann immer es geht, mit meiner Frau und meinen Töchtern zusammen zu sein. Aber zur gleichen Zeit organisiere ich mit meinem Stab alle anstehenden Aufgaben dieses neuen Abenteuers. Wir treffen uns und ich spreche mit den Verantwortlichen der verschiedenen Abteilungen, um zuzuhören, unsere Ideen mitzuteilen und um anzufangen, Entscheidungen zu treffen. Das reicht vom Betrieb der Analyse-Abteilung über das benötigte Material für die Touren durch Australien und Asien über die Spieler, die mitreisen können… Es sind viele Dinge, die unserer Aufmerksamkeit bedürfen und hinter denen wir her sind. Glücklicherweise erlaubt uns die Erfahrung der Profis, die der Klub bereits hat und derjenigen, die als Bestandteil des neuen Trainerstabs gekommen sind, die Dinge auf beste Art und Weise zu organisieren.“

…die Frage, wie er die Vorbereitung angehen werde: Mit viel Vorfreude und der Verantwortung, diesen Klub in der Welt zu repräsentieren. Wir sind uns bewusst, was Real Madrid für die Millionen von Fans auf allen Kontinenten bedeutet. Als Profis müssen wir die universelle Berufung dieses Klubs und die Vorbereitung und Anforderungen der Vorbereitung unter einen Hut bringen. Ich kann mich erinnern, dass es nicht einfach ist, beides zu verbinden. Die Größe Real Madrids bringt dich in solche Szenarien, was bei den Eliteklubs des Fußballs normal ist. Aber einmal mehr soll es mir erlaubt sein, dass ich auf meine Erfahrung verweise. Wir haben bereits bei anderen Teams solche Reisen veranstaltet und der Schlüssel liegt in der Organisation, bei der wir die Priorität auf die sportlichen Aspekte legen werden. Die Trainingsanlagen und -bedingungen sind der Schlüssel für uns, zu versuchen, die tägliche Reisezeit zu reduzieren, die Erholungszeiten zwischen Sponsorentreffen, etc. Letztendlich sind das Details, bei denen uns die Profis, die der Klub besitzt, erneut einen Beweis liefern, welch großes Niveau sie haben. Wir werden versuchen, die meiste Zeit, die wir haben, zu nutzen, um uns besser kennenzulernen und um, wie schon am Anfang gesagt, die fußballerischen und imagebezogenen Ziele zu verbinden.“

…die Systemfrage: Wie ich bei der Präsentation schon sagte, geben dir die Spieler im Großen und Ganzen vor, wie du spielen wirst. Wir haben offensive Spieler, weshalb unsere Spielidee offensiv sein wird. Man muss zwischen Spielmodell und System unterscheiden. Viele Leute glauben, dass die Position der Spieler auf dem Feld, ob 1-4-4-2 oder 1-4-4-3 ein Spielmodell ist, aber so ist es nicht. Unser Spielmodell wird darauf basieren, offensiven Fußball zu spielen, den Ball immer, wenn wir können, unter Kontrolle zu haben. Durch schnelles Bewegen des Balles anzugreifen. Darum bemüht zu sein, die Balance zwischen Angriff und Verteidigung nicht zu verlieren. Eine positive Aggressivität zu besitzen und sich an verschiedene Systeme anzupassen, wenn nötig. Wir werden versuchen, unseren Fußball durchzusetzen, aber wir müssen die Fähigkeit besitzen, andere Alternativen in der Hinterhand zu haben, wenn nötig. Das ist der Unterschied zwischen einem Spielmodel, in unserem Fall offensiv, und einem Spielsystem, was die Position der Spieler auf dem Feld sein wird.“

…die ersten Kontakte zu den Spielern: „Wie wir bereits vorher besprochen haben, verfolgen mein Trainerteam und ich vom ersten Moment an die Spieler und suchen den Kontakt. Darauf bezogen muss ich zunächst sagen, dass die Einstellung zur Arbeit, die sie mir alle, ob nun Sergio (Ramos), Iker (Casillas), Cristiano (Ronaldo), (Gareth) Bale, Pepe oder (Raphaël) Varane, gezeigt haben, exzellent war. Das Erste, was ich tat, war zuhören, um zu wissen, was das vergangene Jahr gut oder schlecht war. Ihre Gefühle, was man ihrer Meinung nach verbessern könnte und was ihnen gefallen würde, wenn man es tun würde. Dasselbe habe ich mit allen Trainern und Angestellten des Klubs getan und mit dieser Information haben wir, erneut gemeinsam, das Beste für das Team und jeden Einzelnen entschieden. Ich habe eine gute Einstellung bei allen gesehen und ihnen mitgeteilt, dass sie die Aufmerksamkeit aller Trainer haben werden. Egal, um was es geht. Wir sind mit allen Verletzten in Kontakt, um so viel Zeit wie möglich vor Trainingsbeginn zu gewinnen. Unabhängig davon, wer spielen wird und wo, müssen wir geeint auftreten, zusammen trainieren und danach werden wir entscheiden. Iker, Sergio, Cristiano, Isco, Bale… keiner von ihnen fordert – im Gegensatz zu dem, was gesagt wird  hier oder dort zu spielen, weil wir das passende System noch festlegen müssen, um das maximale Potential eines jeden Spielers auszuschöpfen. Sie müssen sich wohlfühlen auf dem Feld, um ihr Bestes zu geben.“

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…die Frage, ob man neue Gesichter an der Concha Espina sehen werde: „Natürlich. Danilo und Casemiro sind Spieler, die wichtig sein werden und der Klub arbeitet jeden Tag daran, das Niveau dieser Mannschaft durch Neuverpflichtungen, die uns helfen, anzuheben, aber lassen sie mich sagen, dass es enorm schwierig ist, den aktuellen Kader von Real zu verbessern. Dieses Team hat alles gewonnen und hat sein Niveau unter Beweis gestellt. Die Fans können sicher sein, dass dieser Kader das nötige Niveau haben wird, welches dieser Klub verlangt.“

…das Thema Verletzungen und deren Prävention: „Ich sorge mich um alle Verletzten, jetzt genauso wie früher. Alle Trainer haben diese Sorge. Vom ersten Moment an war mir eine Sache klar: man muss alles unternehmen, damit die Spieler in bester körperlicher Verfassung sind und zwar die größtmögliche Zeit. Dafür ist nach meinem Verständnis die Kommunikation und Koordination zwischen den Ärzten, Physiotherapeuten, Fitness-Trainern und Trainers essentiell. Die Fitness-Trainer werden alleine arbeiten und der Dialog mit dem ärztlichen Stab wird täglich stattfinden, sie werden jegliche Information und Kenntnisse, die sie haben, zusammentragen, damit die Spieler in bestmöglicher Verfassung sind. Diese Wandel verursachen immer ein wenig Verwirrung, aber was wir alle wollen, ist das Beste für den Klub, dass alles korrekt funktioniert. Den Spielern muss es gut gehen, das ist der Schlüssel zu allem und die neue Struktur verfolgt dieses Ziel.“

…die Behauptung, er werde als sehr optimistisch wahrgenommen: „Es gefällt mir, so zu sein. Während meiner kompletten Laufbahn hatte ich das Glück, fähige Leute um mich zu haben. Wir wissen, was wir wollen und wir wissen, uns an bestimmte Situationen anzupassen. Real Madrid ist ein großer Klub, der eine großartige Mannschaft besitzt, genauso wie eine maximale Anforderung und der die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich zieht, sodass wir versuchen werden, die Sache mit Gemeinschaftssinn und Normalität anzugehen und es wird alles andere als einfach sein. Sie haben mich unter Vertrag genommen, um Verantwortung zu übernehmen und das werde ich tun, wir werden versuchen, eine Arbeitsumwelt zu schaffen, die es uns erlaubt, Resultate zu erzielen. Deshalb bin ich optimistisch, weil wir die Mittel, die Fähigkeiten und die Hingabe besitzen, die uns helfen werden, unsere Ziele zu erreichen.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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