
Null Spielwitz, null Leidenschaft, null Tempo
Vier Spiele, vier Siege. Der Start in die neue La-Liga-Saison verlief für Real Madrid eigentlich optimal. Darauf folgten aber drei Unentschieden. Gegen das seit Jahren gefährliche Villarreal – okay. Gegen das formstarke Las Palmas – passt schon. Und nun gegen den Provinzklub Éibar – untragbar. Spätestens nach dem 7. Spieltag sollten Zinédine Zidane und seinem Starensemble klar sein: Im Vorbeigehen gewinnt niemand die Primera División.
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Nach der mehr als ordentlichen, aber unter dem Strich ebenso wenig belohnten Leistung in der Königsklasse gegen Borussia Dortmund war ich fest davon überzeugt, dass sich Real gegen Éibar wieder endgültig fängt. Der Gegner kam gelegen, die Zuschauer im Bernabéu bereiteten sich bei sonnigen Temperaturen schon auf eine Frustbewältigung der Extraklasse vor. Was die Mannschaft dann allerdings anbot, war so ziemlich das Schlechteste, was sie unter Zidanes Regie je angeboten hat. Null Spielwitz, null Leidenschaft, null Tempo. Dazu verhielt sich das Team auch aus taktischer Sicht alles andere als titelreif. Solche Leistungen tun weh, solche Leistungen können am Ende der Spielzeit teuer zu stehen kommen. Es kommt schließlich nicht von ungefähr, dass Real seit 2012 auf eine Meisterschaft wartet.
Zidane mit identischem Liga-Auftakt wie Benítez
Es wäre einfach, diese Magerkost einzig und allein auf die Ausfälle wichtiger Leistungsträger wie Luka Modrić, Marcelo oder Casemiro zu reduzieren. Doch auch schon vor deren Verletzungen lief es wirklich nicht rund. Viele Spiele wurden mit Ach und Krach gewonnen, nur wenige überzeugend. Die Defensive entpuppt sich bis auf wenige Ausnahmen wie Dani Carvajal als Unsicherheitsfaktor und auch die Harmonie der Offensive liegt weit außerhalb der Concha Espina.
Das so gefürchtete „BBC“-Trio ist körperlich einfach nicht fit, vor allem Karim Benzema merkt man die lange Verletzungspause ohne richtige Vorbereitung an. Dass sein Ersatz, Álvaro Morata, aber auch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hat, passt ins Bild. Dem Spanier mangelt es zwar keineswegs an Einsatz, doch am Ball trifft er einfach zu viele falsche Entscheidungen. Hinzu kommt die fehlende Abstimmung im Mittelfeld. Emilio Butragueño formulierte es nach dem peinlichen Auftritt am Sonntag treffend: Dieses Real ist uninspiriert. Und ein uninspirertes Real sah man zuletzt unter einem gewissen Rafael Benítez. Zidanes Auftakt in die Primera División – vier Siege, drei Unentschieden – deckt sich mittlerweile übrigens mit dem seines Vorgängers.
Real verschenkt Barça-Vorlagen
Dass der Coach von einer Krise nichts wissen will, ist einerseits nachvollziehbar. Anders als der FC Barcelona sind die Merengues in dieser Saison immerhin noch ohne Niederlage. Doch was bringt das, wenn der Rekordmeister all die Vorlagen aus Katalonien fahrlässig verschenkt? Es kommt sicherlich nicht zweimal vor, dass ein Aufsteiger wie Deportivo Alavés drei Punkte aus dem Camp Nou entführt. Und es kommt sicherlich nicht zweimal vor, dass Marc-André ter Stegen in die Rolle von Lionel Messi schlüpfen will.
Barça-Niederlagen wie das 3:4 gegen Celta Vigo freuen jeden Madridista. Sie kaschieren Reals Probleme aber nicht. Und noch weniger lösen sie die Probleme, die Zidane in den nächsten Wochen zu bewältigen hat. Die Länderspielpause kommt vielleicht ganz gelegen. Einige Spieler wie auch der Trainer können abschalten, in sich gehen – und das Geschehene verarbeiten. Denn die Tabellenführung ist jetzt erst einmal futsch – Schuld daran ist ein starkes Atlético Madrid, das sein kleines Tief am Saisonstart eindrucksvoll hinter sich gelassen hat. Auch in dieser Saison ist mit dem Team von Diego Simeone zu rechnen.
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