Zwei Elfmeter und zwei Mal Rot: Real gewinnt irres Spiel in Córdoba

Ausgeruht, aber trotzdem passiv – Córdoba hält Real im Schach

CÓRDOBA. Eine Woche hatten die Königlichen Zeit, zu regenerieren und sich auf die beiden verbleibenden Hochzeiten in Liga und Champions League zu konzentrieren. Und bis zum Anstoß im bestens besuchten Estadio Nuevo Arcángel sah es auch so aus, als würde das Pokal-Aus gut tun. Bis die Königlichen nach 180 Sekunden in Rückstand lagen. Sergio Ramos wurde im Strafraum aus zirka fünf Metern angeschossen und der Schiedsrichter stimmte den lautstarken Fans auf den Rängen zu: „Penalti!“ Córdoba-Stürmer Ghilas ließ sich nicht zwei Mal bitten, und brachte den Aufsteiger gegen den Tabellenführer vom Punkt aus in Führung (3.). Guten Morgen!

Man hatte kaum Zeit, Madrids Aufstellung zu studieren (Casillas – Carvajal, Varane, Ramos, Marcelo – Khedira, Kroos, James – Bale, Benzema, Ronaldo), da war es also schon geschehen. Da blieben den ausgeruhten Blancos also eigentlich noch 88 Minuten, um so richtig aufzudrehen. Aber nicht mit den Hausherren! Für das erste Gastspiel in Córdoba seit 43 Jahren hatten sich die Hauptstädter wenig überlegt, scheiterten Angriff um Angriff an der bestens eingestellten Córdoba-Defensive. Miroslav ?uki? hatte in seinen Mannen die richtige Mischung aus Kampfbereitschaft und Aggressivität gefunden, in der Ancelotti-Truppe wehrte sich lange keiner. Und trotz klar höherer Anteile (65 Prozent Ballbesitz zum Seitenwechsel) kamen die Königlichen kaum zum Abschluss. Eine Khedira-Hereingabe auf Bale wurde geklärt, später fischte Carlos eine Carvajal-Flanke, nachdem er zuvor einen Benzema-Schuss entschärfte. Was noch: Marcelo ließ sich nach einem Konter zu viel Zeit, dann haute Ronaldo einen Freistoß drüber – alles ohne wirklich große Gefahr. Da sah das nicht eingestellte Offensivbegehren der Gastgeber schon anders aus: Erst verfehlte Bebé mit dem Kopf den Kasten, später fand er mit einem guten Schuss in Iker Casillas seinen Meister.

Madrid tat sich enorm schwer, hatte viele technische Probleme und Ballverluste. Toni Kroos versuchte viel, bediente die Kollegen vorne und wehrte auch hinten einige Angriffe ab. Auch Sami Khedira, der den Vorzug vor Asier Illarramendi als Isco-Ersatz erhielt, war sehr bemüht, vertendelte den einen oder anderen Ball, war jedoch noch einer der wenigen, die stets dagegen hielten. Wenn weder aus dem Spiel noch über Konter was geht, müssen eben Standards her. Und auch davon gab es viele, doch in der 28. Spielminute war es dann soweit. Irgendwie landete die James-Ecke bei Karim Benzema, der im Fallen noch das Leder über die Linie brachte – 1:1! Nicht ganz verdient, aber ein Anfang, auch wenn bis zum Pausenpfiff nicht mehr viel passierte. Aufgrund des Torschuss-Verhältnis von 8:6 (und nur 5:5 Fouls) konnte man aus Madrid-Sicht fast von einem glücklichen Spielstand sprechen.

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Trotz Rot für CR7 kämpft sich Madrid dank Bale zum Sieg

Der zweite Durchgang konnte eigentlich nur besser werden. Und da Marcelo direkt nach Wiederanpfiff ein Zeichen setzte für mehr Einsatz und Kampfbereitschaft, konnte man das auch weiter hoffen. Doch nach den 90 Minuten kann man eher sagen: Es wurde noch wilder! Denn nicht nur die Merengues erhöhten die Intensität, auch Córdoba machte die ausgehende Kondition durch grobes Spiel wett. Und Tor-Chancen? Anfangs nur Richtung Casillas! Mit viel Einsatz kam Andone im Strafraum nicht zum Kopfball, dann vernaschte Cartabia Ramos und verpasste das Traumtor in der Folge nur knapp, kurz darauf war Madrids Schlussmann gegen Bebé zur Stelle.

Mit neun hat keiner in La Liga so viele Unentschieden wie die Andalusier, doch wie die spielten, gaben sie sich mit einem Punkt nicht zufrieden. Real kam nach wie vor kaum zum Abschluss, einzig Benzema sorgte für etwas Kreativität und Ideenreichtum – Ronaldo und Bale gingen dagegen (auch aufgrund hoher Bewachung) komplett unter, CR7 scheiterte so noch bei einem weiteren Freistoß. Dann wieder die Grün-Weißen: Andone setzte sich im Zweikampf gegen Varane durch, hatte freie Bahn vor Casillas, versuchte den Lupfer, aber scheiterte an der Latte und Madrids Kapitän sicherte den Spielstand. Glück gehabt!

Córdoba dem Führungstor näher als Real! Die beste Offensive und das beste Auswärtsteam der Liga schienen gegen das Team zu verlieren, das in zehn Heimspielen erst ein Mal gewinnen konnte – irre! Ancelotti kam dieser Bedrohung nach – seine Wechsel waren auf Sicherheit bedacht. Illarramendi ersetzte Khedira, später kam Fábio Coentrão für Marcelo und gegen Ende noch Jesé für den wirkungslosen James. Den Hausherren ging immer mehr die Puste aus, sie lebten von der unendlichen Unterstützung auf den Rängen, so kamen die Gäste doch noch etwas in Fahrt. Carlos hielt einen Fernschuss von Kroos fest, danach versuchte Benzema per Hacken-Direktabnahme einen Kollegen zu bedienen, doch die Córdoba-Defensive nach wie vor aufmerksam. Einen (guten) Benzema-Versuch und einen (knappen) Rossi-Abschluss später und der 20. Spieltag näherte sich seinem Höhepunkt – es sollte noch mehr Farbe ins Spiel kommen!

Ronaldo wurde hart bewacht, stark in die Mangel genommen, doch schon vor seinem Platzverweis in der 83. Minute teilte er gegen seinen Gegenspieler aus und hätte wissen müssen, dass er dafür auch mit Rot hätte gehen können. Scheinbar sehnte er sich nach der Dusche – eine Szene später und er trat nach. Rot, klare Sache. Real nur noch zu zehnt, trotzdem um einen Sieg bemüht. Und die Blancos sollten Glück haben! Weil Cartabia einen Bale-Freistoß im Strafraum klar mit dem Arm abwehrte, sah er erst Gelb-Rot und kurz darauf, wie der Waliser sich nicht bitten ließ und auf 2:1 vom Punkt erhöhte (89.)! 50. BBC-Tor in dieser Spielzeit!

Irre! Ein früher und ein später Elfmeter, zwei Platzverweise, dazwischen viel Kampf und Krampf. Doch der Tabellenführer sollte triumphieren – und das mehr als glücklich. Der 14. der Liga hatte sich heute definitiv mehr verdient, die Torschussbilanz von 16:13 spricht Bände. Doch der Tabellenführer hatte heute Fortuna auf seiner Seite und nimmt die drei Punkte aus Andalusien mit nach Hause. Beim nächsten Einsatz, kommenden Samstag gegen Real Sociedad (16 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker), dürfen sich die Madrilenen dann aber nicht auf ihr Glück und höhere Gewalt verlassen.

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