
Hasstiraden der Barça-Fans – Spiel kurz vor dem Abbruch
BARCELONA. Den geballten Hass der Fans des FC Barcelona bekam Luís Figo am 23. November 2002 zu spüren. Der Portugiese wechselte im Sommer 2000 für 58,2 Millionen Euro von den Katalanen zum großen Erzrivalen in die Hauptstadt – und bei derartigen Transfers hitzen sich die Gemüter bekanntlich enorm auf. Als Figo im Trikot der Königlichen 2002 ins Camp Nou zurückkehrte, rasteten die Barça-Fans regelrecht aus. Nicht nur ein gellendes Pfeifkonzert und üble Schmähgesänge („Ese portugués, hijo puta és“; zu deutsch: „Dieser Portugiese ist ein Hurensohn“) musste Reals damalige Nummer 10 über sich ergehen lassen, sondern sich auch vor gefährlichen Gegenständen, die von den Rängen in Massen geworfen wurden, in Schutz begeben. Mit allem was sie hatten oder auf den Tribünen auffanden, warfen sie nach Figo, als dieser nahe am Spielfeldrand war und beispielsweise Eckbälle hereintreten sollte. Flaschen waren dabei, gefüllte Trinkbecher, Billardkugeln, Handys, Feuerzeuge – und ein Schweinekopf, oder um genauer zu sein: Der Kopf eines Spanferkels! Geschmacklos.
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Den nächsten Eckball auf der anderen Seite konnte und wollte der damals 30- und heute 40-Jährige gar nicht mehr treten. Überall flogen Gegenstände, die ohnehin erst einmal weg geräumt werden mussten. Den Akteuren des FC Barcelona gefiel das Verhalten der eigenen Anhängerschaft ganz und gar nicht, Carles Puyol etwa rannte zur Kurve und forderte sie vehement und gestikulierend dazu auf, mit diesem Unsinn aufzuhören. Wenige Momente später wurde das Match erst unter- und dann fast abgebrochen. Nach 15 Minuten konnte es dann aber doch weitergehen.

„Ich wusste, dass mir etwas zustoßen könnte“
Während dessen hat sich Figo in Sicherheit gebracht und sich in die Mitte des Spielfeldes begeben. Dazu sah er sich gezwungen. „An diesem Abend war ich besorgt, denn ich wusste, dass mir etwas zustoßen könnte. Ich schwöre, dass ich den Kopf des Ferkels nicht gesehen habe“, so der Weltfußballer von 2001 heute, rund elf Jahre später. Ironisch fügte der portugiesische Rekordnationalspieler (127 Einsätze): „Hätte ich ihn gesehen, hätte ich ein wenig von ihm gegessen. Das wäre dann meine Vorspeise gewesen!“ Und er reklamiert: „Ich hätte nicht gedacht, dass jemand mit einem Schweinekopf in ein Stadion kommen konnte. Das ist kein Sport.“
Es war ein Clásico, an den man sich heute nur noch aufgrund der bösen Vorfälle erinnert, denn spielerisch gehörte dieses Duell der beiden Feinde wahrlich nicht in die Kategorie „Leckerbissen“. 0:0 hieß es nach 90 gespielten Minuten. „Das war ein Clásico der Schande“, urteilte die spanische Sportzeitung MARCA tags darauf treffend in ihrer Ausgabe.
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