
„Mein Sohn half mir, die Leidenszeit zu überwinden“
MADRID. Wenn man in einen folgenreichen Zweikampf verwickelt ist, ist es eine Frage der Ehre, sich beim Unglücksraben zu melden und dessen gesundheitlichen Zustand zu erfragen. Jesé Rodríguez wartete vergeblich auf eine Nachricht von Sead Kolasinac. Der Außenverteidiger des FC Schalke 04 wünschte dem Spanier nur via Facebook gute Besserung. Dieser nutzt die soziale Plattform allerdings nicht. „Er rief mich nie an. So ist es in diesem Geschäft eben manchmal“, meinte Jesé, der wegen eines Kreuzbandrisses bis zum gestrigen Dienstag acht Monate lang auf das Fußballspielen verzichten musste.
Auch ohne die Unterstützung von Kolasinac, der mittlerweile an der gleichen Verletzung laboriert, blieb der 21-Jährige stark und kämpfte sich zurück. „Der Verein, die Fans, die Mitspieler und die Leute in meinem Umfeld haben mir Tag für Tag ihre Zuneigung demonstriert. Das war wichtig“, berichtete der Nachwuchsangreifer. Er sei oft in seine Heimatstadt Las Palmas gereist, um mit seinem Physiotherapeuten an seinem Comeback zu feilen und gleichzeitig seinen Sohn zu besuchen. „Er half mir, die Leidenszeit zu überwinden. Ich schleppte mich viele Monate herum, doch er war stets ein Pflaster.“
„Musik? An erster Stelle steht der Fußball“
Um seine Zwangspause erträglicher zu gestalten, machte Jesé eines seiner größten Hobbys zum Nebenberuf. Er startete seine Karriere als Reggaeton-Sänger. „Ich habe für 2015 schon einige Lieder geplant. An erster Stelle steht aber natürlich der Fußball“, versicherte „Jey M“, „ich sehe in der Musik einen guten Ausgleich zum Sport. Ich singe und bilde mich dadurch weiter. Mein Cousin hilft mir mit dem Schreiben von Songtexten.“
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Beim Fußballspielen muss ihm keiner mehr helfen. Wieder wie ein weiterer Spieler mit der Mannschaft trainieren zu können, macht den Flügelflitzer überglücklich: „Nach dem Schlechten kommt immer das Gute. Meinem Knie geht es wieder perfekt, auch wenn ich mich bis zu meinem Karriereende regelmäßig den Blicken und den Behandlungen der Ärzte unterziehen muss. Ich werde noch einige Wochen brauchen, um meine Topform zu erreichen, aber ich fühle mich sehr gut.“
Jesé is back! Nach über acht Monaten berief Carlo Ancelotti seine Nummer 20 zum Rückspiel der ersten Pokal-Runde gegen Cornella erstmals wieder in den Kader. Am 18. März hatte der junge Spanier im Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel gegen Schalke einen Kreuzbandriss im rechten Knie erlitten, absolvierte seitdem keine einzige Minute.
Die 57. Minute sollte die des Jesé werden! Sami Khedira musste benommen ausgewechselt werden, der 21-Jährige kam für den Deutschen – unter tosendem Applaus. Schon beim Aufwärmen fielen Sprechchöre.
Seine Worte zum speziellen Abend: „Man leidet viel in den Monaten außerhalb des Spielfeldes und das ist der Ort, der mir am meisten Freude bereitet. Es war eine schlimme Verletzung, es kann gut oder schlecht ausgehen. Ich habe es vermisst, beim Team zu sein und Tore zu schießen.“
Jesé am Ball. Im Offensiv-Allrounder sieht Ancelotti so etwas wie einen Winter-Neuzugang, wenngleich er nach einer derart langen Pause natürlich noch eine Weile zur Top-Form brauchen wird.
Oder doch nicht? Kaum war Jesé zurückgekehrt, traf er schon wieder! 20 Minuten nach seiner Einwechslung spielte Isco das Leder auf den Rechtsfuß, der im rechten Bereich des gegnerischen Strafraums einfach mal draufhielt und das Leder im langen Eck zum 5:0-Endstand für die Königlichen versenkte.
Jubel im Bernabéu, Jubel unter den Akteuren. Alle herzten sie ihren Comebacker!
…und Jesé bedankte sich bei Isco für die tolle Vorlage. Der Spielmacher legte abermals eine grandiose Partie hin, war für REAL TOTAL der Spieler des Spiels.

Nach dem Spiel ließen sich einige der zahlreichen Stars, die gegen den Drittligisten geschont wurden, in der Kabine blicken. Einer davon Iker Casillas, der dieses Foto in den sozialen Netzwerken postete. Ancelotti erklärte im Anschluss an die Partie: „Wir freuen uns für ihn. Er hat sofort gut gearbeitet und seine großartige Einstellung auf dem Feld gezeigt. Wir werden mit ihm aber nichts überstürzen, sondern ihn Schritt für Schritt integrieren.“
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