Interview

„Flaschenwurf, Tritt an die Wand… manchmal bin ich auch sauer“

Carlo Ancelotti erlebt derzeit seine wohl schwersten Tage bei Real Madrid. Der Grund: die deftige 0:4-Pleite gegen Atlético, die ihn wütender denn je stimmte. Im Gespräch mit SPORT BILD-Autor Raimund Hinko verheimlichte „Carletto“ nicht, dass intern durchaus mal die Fetzen fliegen und sprach darüber hinaus unter anderem über die Champions League sowie die deutschen Nationalspieler Toni Kroos und Sami Khedira.

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Carlo Ancelotti
Carlo Ancelotti und sein Team stehen gegenwärtig massiv in der Kritik

CARLO ANCELOTTI über…

…seine Truppe: „Ich habe eine seriöse, hochprofessionelle Mannschaft. Sie hat mir nie Probleme bereitet. Natürlich sind Spieler, die nicht zum Einsatz kommen, unzufrieden. Aber sie trainieren immer am Maximum, geben alles.“

…seinen Erfolg und den Umgang mit den Akteuren: „Ich habe das Feeling, wie ich mit den Spielern umgehen kann. Du musst Charakter zeigen, authentisch sein. Wenn du dich verstellst, bist du beim Spieler verloren. Ich bin ein ruhiger Typ, der sich dennoch gern unterhält, die Probleme anspricht. Manchmal bin ich auch sauer. Ich habe schon eine Flasche durch die Kabine geworfen, kann mich an einen Fußtritt an die Wand erinnern. Die Reaktion, die aus dem Herzen rauskommt, ist nicht kontrollierbar. Und wenn ich fluche, dann auf Italienisch.“

…die Gerüchte, Präsident Florentino Pérez würde bei der Aufstellung mitreden: „Ein Trainer muss fokussiert sein auf sein Verhältnis zu den Spielern. Natürlich muss ich mit dem Präsidenten sprechen, um über Transfers zu reden. (Silvio) Berlusconi und Pérez sind als Fans mit ihren Klubs groß geworden, haben eine Liebe zum Verein. Das ist eine ganz andere Geschichte, als wenn sich einer in den Klub reinkauft. Für einige ist es Business, für andere eine Sache des Herzens. Dass Pérez und Berlusconi mir reingeredet haben, ist eine Legende, die in Italien erfunden wurde. Sie sind viel zu intelligent, um einem Trainer zu sagen, wen er aufstellen soll.“

…Spielsysteme: „Systeme kann man verändern. Ich will ein System spielen lassen, das für die Spieler bequem ist.“

…Iker Casillas Reservisten-Rolle unter José Mourinho: „Das ist wieder geregelt. Es wurde viel zu viel darüber gesprochen.“

…Cristiano Ronaldo und Gareth Bale: „Ich habe ihnen gesagt, dass sie ihre Qualität in den Dienst der Mannschaft stellen müssen. Wir haben mit den beiden keine Probleme, mit niemandem der großen Spieler. Selbstlosigkeit ist fundamental für jede Mannschaft. Es ist klar, wenn ein Spieler wie Ronaldo Altruismus zeigt, ist das der Schlüssel für Titel.“

…Mittelfeld-Star Toni Kroos: „Ich war überrascht, dass es gleich so aussah, als wäre er schon viele Jahre hier. Ein sehr intelligenter Spieler, der ganz genau weiß, wann wo abgespielt werden muss. Vom Charakter sind wir in etwa auf dem gleichen Niveau. Wir reden nicht viel, arbeiten umso mehr. Ich glaube, dass die Verpflichtung von Kroos sehr wichtig für uns war und wir richtig gehandelt haben. Er spielt wie Xabi Alonso. Er war der ideale Spieler, um Xabi zu ersetzen.“

…die Zukunft von Sami Khedira: „Der Verein ist im Kontakt mit seinem Umfeld und Berater. Er ist immer der Gleiche. Ein Typ, der sich gut auf seine Arbeit fokussiert. Letztes Jahr ist er nach schwerer Verletzung schnell wieder fit geworden. Mit großer Disziplin.“

…Top-Talent Martin Ødegaard: „Der Plan ist klar definiert. Er spielt in der zweiten Mannschaft, trainiert aber die Hälfte mit uns. Und wenn Not ist, können wir auf ihn zurückgreifen.“

…das Champions-League-Achtelfinale gegen Schalke 04: „Der Stil von Schalke hat sich gewandelt. Es ist der Stil eines italienischen Trainers. (Roberto) Di Matteo versucht wie alle Italiener, die Abwehr auf sichere Beine zu stellen. Schalke spielt solider. Deshalb wird es komplizierter als im vergangenen Jahr. Das Achtelfinale war damals schon nach dem Hinspiel (6:1-Sieg; d. Red.) sicher.“

Carlo Ancelotti SPORT BILD
Carlo Ancelotti in der aktuellen Ausgabe der SPORT BILD

…die Bundesliga: „Sie ist stark gewachsen, ist auf einem Niveau wie England und Spanien. Das erklärt, warum Deutschland die WM gewonnen hat. Die Technik hat sich verbessert. Die Stimmung gefällt mir sehr gut. Das ganze Drumherum.“

…die Krise bei Borussia Dortmund: „Ich habe das 0:1 gegen Augsburg angeschaut. Ich fasse es nicht, was mit Dortmund passiert ist. Unglaublich. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Dortmund eine gute Champions League spielt. Trotz der Tabellensituation ist das Achtelfinale gegen Juventus Turin ausgeglichen. Ich schwärme nach wie vor von Trainer Jürgen Klopp in allen Tönen. Er hat die Mannschaft auf Weltniveau gebracht. Sein Training begeistert mich. Das Konterspiel mit schnellen Spielern. Dortmund war die Mannschaft, die uns vor einem Jahr am meisten Sorgen bereitet hat. Vor allem beim 0:2 im Westfalenstadion.“

…den letztjährigen Triumph in der Königsklasse: „Die Motivation, den zehnten Champions-League-Titel zu gewinnen, war sehr groß. Wir hatten in den Vorjahren zweimal das Halbfinale verloren. Gegen Dortmund und Bayern. Deshalb wollten wir unbedingt gewinnen.“

…Transfer-Pläne: „Wir gucken nach jungen Spielern in Europa. Aber es bleibt dabei, dass wir auch die Besten wollen.“

…seine eigene Zukunft: „Ich möchte gerne bei Real Madrid bleiben. Aber wir haben noch Zeit, darüber zu reden.“

…Filme, die er gerne schaut: „Am besten Action. ‚Der Pate‘, Teil eins mit Marlon Brando, ist mein Lieblingsfilm. So hart wie das Fußballgeschäft.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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