
„Dieser Rekord ist nur schwer zu erreichen“
MADRID. Zehnmal europäische Silberware blitzt außer in Real Madrids Trophäenraum bei keinem anderen Verein, und auch Francisco Gento kann so etwas für sich behaupten. Denn kein anderer Spieler gewann den höchsten europäischen Vereinswettbewerb so oft wie er – sechsmal! „Das ist ein Rekord, der nur schwer zu erreichen ist, weil ich 15 Spielzeiten lang zu einem Zeitpunkt gespielt habe, als sich nur der Meister dafür qualifiziert hat. Es war nicht wie heute, wo die vier besten Teams dabei sind. Das Team, das Vierter wird, kann sich qualifizieren und den Wettbewerb gewinnen. Aber damals war es sehr schwierig. In zehn Jahren stand ich zehn Mal im Finale. Damals waren wir die Könige“, beschrieb die Madrider Legende dieses Alleinstellungsmerkmal.
Die Zeit, als „Paco“ für Furore sorgte, ist lange vorbei – von 1953 bis 1971 gewann er neben den sechs Europapokalen noch 18 weitere Titel mit dem spanischen Rekordmeister. Heute ist Gento 81 Jahre alt und die UEFA fragt ihn, vom welchem Triumph er am häufigsten berichtet: „Alle sind sie wichtig, aber natürlich bevorzuge ich die Endspiele, in denen ich aufgelaufen bin, und das wichtigste Finale war 1958 in Brüssel gegen Milan (3:2 n.V.). Es ging in die Verlängerung und mir gelang der Siegtreffer. Das werde ich nie vergessen, obwohl es damals noch kein Fernsehen gab und die Leute nicht das ganze Spiel sehen konnten.“ In der damaligen 107. Minute sorgte die legendäre Nummer 11 für Reals dritten von fünf aufeinanderfolgenden Europapokalen. „Einige andere Europapokalspiele waren hart, aber das Milan-Endspiel war das wichtigste. Vor der Verlängerung sagten meine Teamkollegen zu mir: ‚‚‚Paco, du bist der Einzige, der uns den Sieg bringen kann, indem du ein Tor erzielst.‘ Ich sagte dann einfach: ‚OK.‘ Und so kam es dann auch. Das war das härteste Spiel, Milan hat uns alles abverlangt. Sie hatten eine großartige Mannschaft.“
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„Di Stéfano kreierte den Spielstil von Real Madrid“
Von einer „großartigen Mannschaft“ kann aber auch weiß Gott der Spanier berichten. Viele Jahre spielte er mit Legenden wie Ferenc Puskás, Miguel Muñoz und natürlich Alfredo Di Stéfano zusammen. Bei der vor neun Monaten verstorbenen Ikone wurde nachgehakt. Wie beschreibt der „kantabrische Sturmwind“ den „blonden Pfeil“? „Alfredo Di Stéfano war wie mein älterer Bruder. Ich habe zu ihm aufgeschaut. Ich war sehr jung, ich kam hierher, als ich 19 Jahre alt war, er war bereits 27. Er machte Sachen, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Er war der Akteur, der den Spielstil von Real Madrid kreierte. Er machte Hackentricks und Doppelpässe, er war fabelhaft. Di Stéfano war der Motor unseres Spiels. Er wollte immer gewinnen. Egal ob er mit Murmeln spielte oder Basketball, er wollte einfach gewinnen.“
Eine ähnliche, jedoch umgedrehte Situation erlebte Gento beim Finale 1966. Europapokalhelden wie Di Stéfano und Co. hatten ihre Schuhe längst an den Nagel gehangen, und nach fünf erfolglosen Versuchen krönte der damals 32-Jährige sich und den Verein zum sechsten Mal zum europäischen Champion. „Ich war der Großvater von allen! Es war hart für uns. Es war ein großartiges Finale. Mit einem rein spanischen Team, an das niemand glaubte. Nochmals den Pokal zu gewinnen, war ein fantastischer Moment, zumal wir einige Jahre nicht mehr triumphiert hatten“, so Gento, der heute noch mit 602 Einsätzen auf Platz fünf der königlichen Rekordspieler und mit 182 Toren auf Platz sieben von Madrids ewigen Torjägern steht.
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