
Premier-League-Deal sorgt für Unruhe
MADRID. Der Milliarden-Deal der Premier League, der den englischen Klubs zwischen 2016 und 2019 6,9 Milliarden Euro für die Inlands-Vermarktung der TV-Rechte einbringt, sorgt für gehöriges Aufsehen in Europas Top-Ligen. Vor allem in der Primera División zeigt man sich besorgt, da der spanische Fußball den Anschluss zu verlieren droht. Da selbst vermeintliche Abstiegskandidat aus England zukünftig in der Lage sein werden, exorbitante Gehälter zu zahlen, würden die Mittelklasse- und kleinen Vereine der iberischen Halbinsel langfristig auf der Strecke bleiben, sofern man an dem in Spanien bis dato gängigen Prinzip der Selbstvermarktung der Fernseh-Rechte festhalten würde. Bislang war jeder Verein für den Verkauf seiner Rechte selbst verantwortlich, was jedoch dazu führte, dass zwischen den Spitzenteams Real und Barcelona (beide zirka 140 Millionen Euro jährlich) und den restlichen Teams (Valencia folgt mit 48 Millionen auf Platz drei) eine erhebliche Kluft entstand. Die Granden des spanischen Fußballs vereinten somit knapp 40 Prozent der Gesamteinnahmen (755 Millionen Euro) auf sich.
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Nun hat die spanische Regierung ein Dekret zur Einführung des zentralisierten Verkaufs der TV-Rechte der LFP zur Saison 2016/17 erlassen und gleichzeitig einen Verteilungsschlüssel bestimmt, der eine „ausgeglichenere Meisterschaft“ ermöglichen soll. Kalkuliert wird derzeit mit mindestens 1,05 Milliarden Euro pro Spielzeit für die gesamten TV-Rechte. Die MARCA veröffentlichte eine erste Übersicht über die Aufteilung der Gelder, wonach 83 Prozent (also 871,5 Millionen Euro) an Spaniens Eliteklasse fließen sollen, der Rest geht an die Segunda División, die LFP, den spanischen Verband sowie an Amateurvereine beziehungsweise wird zur Förderung von Amateur-Spitzensportlern verwendet.
Hat Real Einbußen zu befürchten?
Von den 871,5 Millionen Euro für die Primera Division werden 50 Prozent (grob geschätzt 435 Millionen) fix auf alle 20 Erstliga-Vereine aufgeteilt, was einer garantierten Zahlung von 21,75 Millionen Euro pro Spielzeit an jeden Verein entspricht. Wiederum 25 Prozent (ungefähr 217 Millionen Euro) werden anteilsmäßig aufgrund der Platzierung im Vorjahr ausgeschüttet. Erwartet wird ein Prozentsatz von 17,5 für den Meister, der Letztplatzierte soll 0,25 Prozent erhalten, dazwischen erfolgen gleichmäßige Abstufungen. Das Erreichen des Liga-Titels würde also geschätzte 38 Millionen Euro in die Kassen spülen. Die ausstehenden 25 Prozent (wiederum 217 Millionen Euro) sollen anhand von Mitgliederzahlen, Zuschauerzahlen und Einschaltquoten verteilt werden. Der genaue Schlüssel hierfür ist nicht bekannt, doch auch hier sollte Real einen der vorderen Plätze belegen. Insgesamt würde dies (bei den vorliegenden Zahlen) Gesamteinnahmen von zirka 100 Millionen Euro entsprechen.
Haben die Königlichen und Barça also finanzielle Einbußen zu befürchten? Da es sich bei den kolportierten 1,05 Milliarden jährlich um einen Mindestbetrag handelt, dürfte dieser höher ausfallen und somit mehr Zahlungen als veranschlagt garantieren. Da beide Vereine dem Vertrag zudem zustimmten, ist davon auszugehen, dass trotz der Zentralvermarktung jedoch weitaus höhere Einnahmen erwartet werden, als dies gegenwärtig der Fall ist. Kurzfristig könnten Verluste, die sich wohl aber im Rahmen halten werden, eintreten, langfristig sollte sich die Umstellung aber auch für die zwei Liga-Dinos auszahlen. LFP-Präsident Javier Tebas ist sich jedenfalls sicher: „Es beginnt eine neue Geschichte des spanischen Profifußballs.“
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