Halbfinal-Auftakt in Turin! Nur die Königlichen haben etwas zu verlieren

Die Ausgangslage

MADRID. Die Mannschaft von Real Madrid steht vor etwas Historischem und besitzt noch die Chance auf etwas, das in der Geschichte der UEFA Champions League noch niemand schaffte: den Titel zweimal in Folge einfahren. Ob den Königlichen dieses Kunststück gelingt? Das ist der Anspruch, den man an sich selbst hat. Alles andere käme einer herben Niederlage gleich.

Doch der Madridismo ist zuversichtlich. Zuversichtlich, dass Cristiano Ronaldo und Co. nach dem Kraftakt im Viertelfinale gegen Atlético (1:0 nach Hin- und Rückspiel) mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und zusätzlicher Motivation sowie mentaler Stärke nun in die Halbfinal-Duelle mit Juventus Turin gehen. Mit der „Alten Dame“ müssen die Blancos nur noch diesen einen Kontrahenten aus dem Weg schaffen, um zum zweiten Mal binnen zwölf Monaten ins Endspiel der Königsklasse einzuziehen. Doch bei jenem Kontrahenten dürfte das eine alles andere als einfache Aufgabe werden. Klar ist: Als Gegner für die Runde der letzten Vier wünschte man sich an der Concha Espina niemanden so sehr wie den frisch gebackenen Meister der italienischen Serie A. Andererseits: Wer so weit kommt, der hat es sich aufgrund seiner Qualitäten unterm Strich auch verdient. Und dennoch finden nicht wenige: Die einzige Mannschaft, die in diesen Duellen etwas zu verlieren hat, ist die von Carlo Ancelotti! Alles und jeder sieht in Real den Favoriten.

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Zwar wollte Juventus-Coach Massimiliano Allegri davon im Pressegespräch am Montag nichts wissen („Auch wir haben etwas zu verlieren: das Finale!“), doch zweifellos ist das bisher Erreichte für seine Truppe schon ein riesiger Erfolg. Denn: Das Hinspiel am heutigen Dienstagabend (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) ist für die „Bianconeri“ die erste Halbfinal-Partie in der Königsklasse seit 2003. ‚Aber warum denn nicht mehr?‘, denken sie sich trotzdem und möchten nun unbedingt noch mehr aus dem Wettbewerb rausholen.

Im Achtelfinale konnte der 31-malige Gewinner des „Scudetto“ Borussia Dortmund ausschalten, im Viertelfinale setze man sich gegen den AS Monaco knapp mit einem einzigen Treffer durch – so wie Real gegen die „Rojiblancos“.

Gegen die Turiner, die zunächst einmal auf eine sichere Defensive setzen werden, muss Ancelotti weiterhin auf Luka Modric und Karim Benzema verzichten, wohingegen Gareth Bale seit dem Wochenende wieder im Aufgebot steht und jetzt auch zu seinem Startelf-Comeback kommen könnte. Im 4-4-2-System würde der Waliser die rechte Seite beackern, während Sergio Ramos und Toni Kroos wohl erneut die Mittelfeld-Zentrale bilden.

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Die Stimmen vor dem Spiel

Real Madrid

Carlo Ancelotti: „Es treffen zwei großartige Mannschaften aufeinander, von denen sich diejenige durchsetzen wird, die ihre Qualitäten am Besten zur Schau stellen kann. Ich denke nicht, dass man auf diesem Level einen Favoriten benennen kann. Letztes Jahr waren wir gegen Bayern München auch nicht Favorit und wurden im Vorhinein für tot erklärt, erreichten letztlich aber das Finale. In einem Halbfinale der Champions League ist alles möglich. Wer Angst hat, verliert. Wer mutig ist, gewinnt. Hier in Turin zu gewinnen, ist nicht einfach, denn Juventus hat immer gute und wettbewerbsfähige Mannschaften. Deshalb tat sich Real in der Vergangenheit hier immer schwer. Wir haben aber einen Traum: Wir wollen die Champions League zum zweiten Mal in Folge gewinnen. Wir werden den Platz mit der Absicht betreten, anzugreifen, aber wir müssen auch gut und solide verteidigen.“

Pepe: „Druck spüren wir nicht. Wir wissen, dass das Spiel sehr kompliziert ist. Hier zu spielen, bringt Schwierigkeiten mit sich. Wir wissen, dass es in dieser Phase der Champions League keine Favoriten gibt. Er wird eine sehr harte Partie, sehr italienisch. Juventus wird in erster Linie verteidigen, aber sie sind mit ihren Stürmern auch gefährlich. Wir wollen ein sehr positives Resultat mit nach Madrid nehmen, respektieren unsere Rivalen sehr und müssen das Spiel mit höchster Seriosität angehen. Wir verteidigen einen Titel, den wir uns so sehr wünschten. Die Elf, die auflaufen werden, werden das mit großer Hoffnung tun.“

Iker Casillas: „Es ist ein Klassiker, ein attraktives Spiel. Zwei Mannschaften mit so vielen großartigen Protagonisten und jeder Einzelne mit seiner eigenen Spielweise. Es wird hart für uns, aber wir werden versuchen, Turin wieder mit einem optimalen Ergebnis zu verlassen.“

Javier „Chicharito“ Hernández: „Juventus hat eine großartige Mannschaft, die niemals aufgibt. Sie ist gut organisiert, hat tolle Spieler und wir wissen, dass es nicht einfach wird. Wir werden uns so gut wir können damit auseinandersetzen, damit wir ins Finale kommen.“

Raphaël Varane: „Das ist das höchste Niveau, es ist ein Halbfinale in der Champions League und es wird sehr kompliziert werden. Aber wir werden in Top-Form sein, um ins Finale einzuziehen. Ich glaube nicht, dass Juventus einfacher wird als Bayern oder Barça. Auf diesem Niveau machen die Details den Unterschied.“

Juventus Turin

Massimiliano Allegri: „Ich denke nicht, dass beide Spiele 0:0 ausgehen. Es ist ein Halbfinale und es kann sein, dass Madrid als aktueller Champion mehr Chancen hat als wir. Wir kämpfen für das Finale und wissen, was wir bis hierhin geleistet haben. Wir wollen so gut es geht spielen.“

Carlos Tévez: „Es ist ein schwieriges, ein offenes Halbfinale. Die bessere Mannschaft wird weiterkommen. Das Team, das die wenigsten Fehler macht. Dass einer Favorit ist, glaube ich nicht. Die beiden Spiele werden sehr umkämpft.“

Andrea Pirlo: „Wir müssen ruhig bleiben, intelligent agieren und daran denken, dass wir vor 180 Minuten stehen. Wir können nicht wie die Verrückten da raus gehen und die Entscheidung im ersten Spiel suchen. Wir gehen das etappenweise an, spielen gut, legen eine großartige Spielzeit hin.“

Arturo Vidal: „Ich weiß gut, dass Real Madrid die beste Mannschaft der Welt hat, aber wir wollen ins Finale einziehen. Die Champions League ist ein Traum.“

Statistiken und Besonderheiten

• BILANZ: 16 Mal standen sich die beiden Klubs in der Historie gegenüber, die Bilanz könnte nicht viel ausgeglichener sein. Achtmal gewann Real, siebenmal Juve. Einmal trennte man sich mit einem Remis.

• WIEDERSEHEN: Álvaro Morata trifft mit Juventus auf seinen Ex-Klub. Der Torjäger spielte zwischen 2008 und 2014 für Real Madrid, wechselte dann für 20 Millionen Euro in die piemontische Hauptstadt. Auf der anderen Seite arbeitete Real-Trainer Carlo Ancelotti zwischen 1999 und 2001 als Coach für die Turiner.

• JUVENTUS IM HALBFINALE: Es ist das insgesamt elfte Mal, dass die Italiener in der Runde der letzten Vier stehen. Siebenmal setzte sich die „Alte Dame“ dabei durch, dreimal nicht. Real nahm bislang 25 Mal am Halbfinale teil, zog dabei 13 Mal ins Endspiel ein.

• REAL DEFENSIVSTARK: Auswärts hat das weiße Ballett in der Königsklasse nun schon seit dem 1. Oktober 2014 keinen Treffer mehr kassiert und ist damit seit bereits 444 Minuten ohne Gegentor.

• MÖGLICHES JUBILÄUM: Kommt Fábio Coentrão im Juventus Stadium zum Einsatz, wäre das gleichbedeutend mit seinem 100. Pflichtspiel für Real Madrid. Dass der Portugiese aber in der Startformation steht, darf bezweifelt werden. Marcelo hat seine Gelbsperre im Viertelfinal-Rückspiel abgesessen und steht wieder zur Verfügung.

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