
Zunächst einmal eine Sache vorneweg: Auch ich war enttäuscht, dass Carlo Ancelotti nach dieser Spielzeit seine Sachen packen musste. Ich hätte „Carletto“ ebenfalls gerne nächste Saison an der Seitenlinie gesehen, da ich der Meinung bin, dass er die Idealbesetzung für den Posten des Trainers bei Real Madrid darstellte. Leider war der Vorstand nach einem Jahr ohne großen Titelgewinn anderer Meinung und traf den Entschluss, fortan auf die Dienste von Rafael Benítez zu setzen. Viele, mich eingeschlossen, mögen noch immer mit der Demission Ancelottis hadern und sind mit der Situation so, wie sie jetzt ist, nicht ganz glücklich. Aber rückgängig machen werden Florentino Pérez und Co. ihre Entscheidung auch nicht mehr.
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Deswegen gilt es nun, auch wenn es abgedroschen klingen mag, nach vorne zu blicken. Der Übungsleiter zur neuen Saison wird den Namen Benítez tragen und diesen gilt es nun als Trainer von Real Madrid, genauso wie es bei Ancelotti oder José Mourinho der Fall war, nach Kräften zu unterstützen. Benítez hat eine faire Chance verdient! Wenn man die Meinungen des Großteils der Real-Fans, speziell in den sozialen Netzwerken verfolgt, erweckt es zeitweise den Eindruck, dass die Königlichen Ancelotti durch einen absolut inkompetenten und unfähigen Trainer ersetzen würden. Natürlich erscheint dessen Bilanz aus zwei Jahren bei Neapel mit nur einem Pokalsieg und einem Supercup sowie zweimaligem Verpassen der Qualifikation für die Champions League etwas dürftig. Doch man darf nicht vergessen, dass dem unter anderem ein Champions-League-Titel, jeweils ein UEFA-Cup- sowie Europa-League-Gewinn und auch zwei spanische Meistertitel mit dem FC Valencia gegenüberstehen. Manch einer mag nun behaupten, dass diese Erfolge, mit Ausnahme des Europa-League-Sieges 2012 mit Chelsea, mindestens zehn Jahre zurückliegen. Dabei sei nur einmal auf das Beispiel eines gewissen Jupp Heynckes verwiesen, über den 2012 nach drei zweiten Plätzen mit den Bayern auch gesagt wurde, er sei taktisch rückständig und lebe von seinen vergangenen Erfolgen. Ein Jahr später holte er mit seinem Klub das Triple.
Ich persönlich halte Benítez für einen fähigen Trainer. Ob er nun das Zeug hat, um beim größten Verein der Welt zu bestehen, kann man jetzt, im Voraus, natürlich nicht beurteilen. Nur sollte man so fair sein und ihm die Möglichkeit geben, seine Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen. Der auf ihm lastende Druck durch die bei Ancelottis Entlassung entstandenen Unstimmigkeiten ist enorm. Man hat das Gefühl, Benítez kann eigentlich nur verlieren. Auch wenn die Trainer-Rochade dem Großteil immer noch Bauchschmerzen bereitet, gilt es jetzt in erster Linie an den Verein zu denken und den neuen Coach zu unterstützen, statt ihm das Leben schwer zu machen. Es gibt nämlich durchaus Punkte, die für den früheren Castilla-Trainer sprechen.
Benítez besitzt, genauso wie Mourinho auch, einen (akademischen) sportwissenschaftlichen Hintergrund, erwartungsgemäß also eine hohe trainingswissenschaftliche Expertise. Als ehemaliger Jugendtrainer kennt er den Verein und vielleicht gelingt es ihm auch, die Sehnsucht vieler Madridistas zu stillen und wieder vermehrt Jugendspieler in die erste Mannschaft zu integrieren. Wenngleich dies natürlich auch immer eine Frage des Spielermateriales ist. Zudem gilt Benítez als herausragender Taktiker und Freund von Rotationen. Ein Punkt, an dem sich Ancelotti letzte Saison angreifbar machte und der vielleicht die nötigen Prozente bringen kann. Ob dies nun wirklich der Fall sein wird, darüber lässt sich nun herzlich viel spekulieren. Genauso darüber, ob es nun die richtige Entscheidung war, Ancelotti durch Benítez zu ersetzen. Aber eine Chance, zu zeigen, dass diese Entscheidung richtig war, die hat Benítez meiner Meinung nach auf jeden Fall verdient.
Rafael Benítez beerbt Carlo Ancelotti! Real Madrid schlägt nach zwei Jahren mit dem Italiener, der unter anderem die Champions League gewann, ein neues Kapitel auf. Mit dem Ex-Neapel-Coach Benítez verpflichten die Blancos einen alten Bekannten…
Der 55-jährige Übungsleiter wurde in Madrid geboren, spielte in Reals Jugendabteilung und machte auch seine ersten Schritte als Trainer bei den Königlichen.
Dementsprechend gerührt präsentierte er sich während seiner Vorstellung auf dem Ehrenbalkon des Estadio Santiago Bernabéu. Mit Tränen in den Augen verriet er, dass ein Traum für ihn wahr geworden sei: „Es ist ein emotionaler Tag, denn ich kehre nach Hause zurück. Ich hoffe, dass die Dinge gut laufen, wir Titel gewinnen und die Mannschaft gut spielt. Ich möchte das Vertrauen mit Arbeit zurückzahlen.“
Benítez unterzeichnete einen Drei-Jahres-Vertrag bis 2018.
„Benítez ist einer der besten Trainer der Welt. Wir starten eine neue Etappe. Bei Real Madrid wird immer das Maximum gefordert und unser Trainer wird uns in unseren Zielen, die die Träume der Madridistas sind, stärker machen. Rafa atmet den Fußball und Madridismo. Er bietet Arbeit und Leidenschaft für diesen Sport und ist bekannt für seine brillanten Spielvorbereitungen und auch seinen großartigen Werdegang. Er ist ein Mann aus diesem Hause. Rafa, du kommst zum größten, prestigeträchtigsten und meistgeschätzten Klub der Welt. Du kennst unsere Werte und Prinzipien“, begrüßte Präsident Florentino Pérez den Ancelotti-Nachfolger.
Im Anschluss an die emotionale Vorstellung ging es zur Pressekonferenz. Während Benítez voller Tatendrang in den Saal marschierte, schien die Dame von der „Security“ bereits den Feierabend herbeigesehnt zu haben.
Der Rückkehrer nahm sich für seinen ersten Austausch mit den Journalisten jedoch reichlich Zeit. Zwar beantwortete er sämtliche Fragen ausführlich, ließ sich hinsichtlich möglicher Neuverpflichtungen oder taktischer Veränderungen allerdings nicht in seine Karten schauen. „Heute ist nicht der passende Tag, um über solche Themen zu reden“, winkte er lächelnd ab.
„Als ich zu Liverpool kam, hatte ich das Projekt, innerhalb von vier Jahren etwas zu gewinnen. Wir gewannen im ersten Jahr einen Titel. Hier ist es anders, du musst beginnen und schon liefern. Die Anforderungen sind maximal. Erster zu sein, ist das Einzige, was zählt. Zweiter zu sein, ist nichts wert. Das Ziel ist es, alles zu gewinnen“, erklärte Benítez.
Nach rund 25 Minuten war die Fragerunde beendet. Ein entschlossener Benítez verabschiedete sich fürs Erste, um die größte Herausforderung seiner bisherigen Laufbahn anzupacken.
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