Interview

Benítez plant Angriffsfußball: „Ich weiß, was die Madridistas wollen“

Rafael Benítez hat noch nie verstehen können, warum viele in ihm einen Trainer sehen, der einen defensiv ausgelegten Fußball spielen lassen würde. Im Gespräch mit der spanischen Zeitung EL PAÍS erläuterte der Cheftrainer von Real Madrid seine Spielphilosophie und sprach darüber hinaus über die anstehende Saison, den Anspruch der Fans und taktische Angelegenheiten.

406
Rafael Benítez
Rafael Benítez trat zum 1. Juli die Nachfolge von Carlo Ancelotti an

RAFAEL BENÍTEZ über…

…die Herangehensweise an die Saison: „Ich wurde in Madrid geformt. Zweiter zu sein, zählt nicht. Es gibt einige Ziele, die von Leistungen, Transfers und der Mannschaft abhängen. Und diese Mannschaft ist eine sehr gute, die um alle Titel kämpfen wird. Doch dafür muss man Balance finden. Wir müssen den Kader ausnutzen, um zum Ende der Saison, im Mai, zu attackieren und die entscheidenden Spiele zu gewinnen. Ich akzeptiere die Erwartungen.“

…die anspruchsvollen Madridistas: „Ich erwarte einen guten Empfang in unserem Stadion. Ich weiß, was das Publikum will: guten Fußball und Siege. Und die Fans schätzen Spiele, die alles geben. Es ist ein intelligentes Publikum. Wir wollen offensiv sein und gut spielen. Mir gefällt ein 0:0 nicht! Jede Mannschaft hat ein Niveau und das Niveau Madrids ist das geeignete, um immer Tore zu schießen und wenn möglich keine zu kassieren. Ich bestehe auf das Gleichgewicht, denn das ist das Ziel, das ich mit diesem Team habe. Und das Publikum wird uns helfen und das Spiel der Mannschaft genießen. Ich werde eine Mannschaft aufstellen, die organisiert spielt, die individuelle Verbesserung fördert und sehr intensiv ist.

[advert]

…die Spielphilosophie: „Meine Vorstellung ist, eine organisierte Mannschaft zu haben. Dieses Team schießt viele Tore und muss sie auch weiterhin erzielen. Aber wir haben sie auch kassiert und das müssen wir korrigieren. Es wurde eine Vorstellung kreiert, nach der ich defensiv sei. Neapel schoss 104 Tore. Was Madrid tun muss, ist, öfter zu treffen als der Gegner und darum bemüht zu sein, dass der Kontrahent kein schießt. Das Wichtige ist, eine Spielidee zu haben. Unsere Idee ist es, den Ball zu haben und zu wissen, was mit ihm zu tun ist. Und wenn wir ihn nicht haben, zu wissen, wie wir ihn zurückerobern und wo. Wir sind eine Mannschaft mit schnellen Überleitungen. Wir werden den Ball nicht haben, um ihn zu haben. Man muss wissen, was man mit ihm macht. Ich werde im Angriff Freiheiten geben, damit die Spieler Positionswechsel vornehmen, wenn es nötig ist. Die Mannschaft muss sich defensiv verbessern, dabei aber im Angriff anfangen. Das bedeutet nicht, dass sie sich fallen lassen, sondern den Gegner einschnüren müssen, um den Ball schnellstmöglich wieder zu erobern und dem gegnerischen Tor näher zu kommen.“

…die Besetzung der offensiven Mittelfeld-Zentrale: „Wir haben ein gutes Problem. Wir haben Isco, James (Rodríguez), (Gareth) Bale, (Cristiano) Ronaldo… Sehr offensive Spieler und viele davon neigen dazu, über das Zentrum zu kommen. Was wir verbinden müssen, sind die Charakteristiken zwischen den einen und den anderen. Gareth beispielsweise greift den Raum sehr gut an. James oder Isco bewegen sich gut zwischen den Linien. Ronaldo gefällt es, nach innen zu preschen. Benzema geht gerne raus, um den Ball zu empfangen. Sie werden die Freiheit haben, sich zu bewegen. Was ihre Positionen betrifft: Sie müssen dort spielen, wo sie am meisten leisten und wo sie glauben, wo sie das tun. Und versuchen, diese Interessen zu verbinden: Der Gedanke eines Spielers, wo er am meisten leisten kann und andererseits, wo er für die Mannschaft den größten Nutzen bringt. Diese Position zu finden, auf der der Spieler genießt und die Mannschaft profitiert, ist der Schlüssel.“

…die System-Frage: „Die Leute denken manchmal, dass ein 4-3-3 offensiver sei als ein 4-2-3-1. Es ist die Position eines Spielers auf dem Feld, mehr nicht. Ich sehe viele Mannschaften, die mit einem 4-3-3 beginnen und es in Wahrheit ein 4-1-4-1 ist. Das System ist nicht das, was anzeigt, ob die Mannschaft offensiv oder defensiv sein wird. Ich kann mit einem 4-2-3-1 offensiv sein, indem ich die Verteidigung fünf Meter hinter das Zentrum das Mittelfeld stelle oder sehr defensiv, indem ich sie in den Strafraum-Bereich beordere.“

…die Bedeutung der Doppelsechs: „In Neapel habe ich das oft wiederholt. Bei Real Madrid habe ich in Partien mit dem 4-4-2, 4-3-3 und 4-2-3-1 gespielt. Für meine Spieler und bei dem, was sie auf dem Platz tun, erlaubt uns die Doppelsechs, etwas geschützter zu sein. Und es sind sehr offensive Mittelfeldspieler, doch über dem Offensiven hinaus ist es ein größeres Risiko, wenn du nur einen Sechser hast. Ich habe Spiele gesehen, in denen die Außenverteidiger sehr hoch standen. Es blieben nur zwei Innenverteidiger und ein offensiver Mittelfeldspieler hinten. Die Gegenangriffe waren gefährlich.“

…Rotationen während der Saison: „Ich hatte ziemlich viele Gespräche mit den Spielern und passe mich dem an, was sie geben können. Es wurde über Rotationen und die Gefahr, die sie mit sich bringen können, gesprochen. Nun, die Rotationen hängen von den Spielern ab, vom Moment der Saison. Man rotiert nicht, um zu rotieren. Wir analysieren jeden Wechsel tiefgründig. Manchmal pausiert jemand nicht, weil jemand anders spielt oder er müde ist, sondern weil ein Verletzungsrisiko besteht. Es gibt Spieler, die sich auf einem sehr hohen Niveau befinden und ideal ist es, dass sich diejenigen, die nicht spielen, ihnen nähern und das wettbewerbsfähige Level halten. Es gibt Spieler, die mit 70 Prozent besser sind als andere mit 100.“

Bleibe immer up-to-date: Folge REAL TOTAL auf Facebook und Twitter!

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Verwandte Artikel

„Es ist nie zu spät!“ Pochettino weiß dank Mbappé: Träume werden Real

In seiner jüngsten Gastrolle bei El Chiringuito gewährte Mauricio Pochettino, ehemals Trainer...

Sergio Ramos bot sich Real Madrid an: „Tür immer aufgemacht“

Sergio Ramos habe Real Madrid nach eigener Aussage eine Rückkehr angeboten –...

Carvajal spricht offen: „Wechsel war notwendig“

Daniel Carvajal heißt den Wechsel auf der Trainerbank von Real Madrid gut...

Guardiola: „Bin der Trainer mit den meisten Spielen im Bernabéu“

Real Madrid gegen Manchester City - auch in der Champions-League-Saison 2025/26 soll...