Interview

„Schnarchnase? Ganz ehrlich: Ich kann darüber schmunzeln“

Toni Kroos erlebt 2015/16 sein zweites Jahr als Mittelfeld-Star des großen Real Madrid. Ein Jahr, das für den 25-Jährigen holprig begann – zumindest aus der Sicht der spanischen Presse, die sich bereits mit Kritik nicht zurückhielt. Im Interview mit BILD AM SONNTAG äußerte sich der deutsche Nationalspieler dazu und sprach darüber hinaus über die aktuelle Situation und den Trainer-Wechsel.

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Toni Kroos
Toni Kroos absolvierte bislang 62 Pflichtspiele für die Madrilenen, traf dabei zweimal

„Agieren wir noch geschlossener, können wir Titel holen“

LEIPZIG. Er bleibt sich treu. Auch in seiner zweiten Saison als Teil Real Madrids fungiert Toni Kroos im zentralen Mittelfeld als souveräner und eher unauffälliger Stratege und Ballverteiler. Das Problem: Während sich kaum jemand an der simplen Spielweise des 25-jährigen Deutschen stört, wenn der kollektive Erfolg gegeben ist, wird sich dann darüber beschwert, wenn das Team mal sieglos vom Feld schreitet.

Wie positiven Presse-Bewertungen schenkt Kroos aber auch negativen keine allzu große Aufmerksamkeit. Wichtig sei es, was beispielsweise der Trainer denkt. Deshalb bringen ihn abwertende Begriffe wie „Schnarchnase“ auch nicht aus der Fassung. „Ganz ehrlich: Ich kann darüber schmunzeln. Ein paar Tage vorher hatten wir noch stark in der Champions League gespielt und gegen Donetsk 4:0 gewonnen. Danach spielten wir beim 1:0 gegen Granada sicherlich nicht überragend. Und dann ist es in Spanien eben noch viel extremer als in Deutschland. Der eine ist ein Blinder, der andere eben eine Schnarchnase. Jeder davon kann aber schon Tage später wieder der beste Spieler der Welt sein. Ich weiß das alles sehr gut einzuordnen. Das trifft mich nicht“, betonte der 62-fache Nationalspieler.

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Von einer kollektiven Krise könne man trotz der bereits drei Unentschieden in der spanischen Primera División gegen Sporting Gijón, den FC Málaga und Atlético Madrid ebenso wenig sprechen, stellte der frühere Bayern-Star klar: „In unserer Champions-League-Gruppe sind wir Erster, in der Liga Zweiter – einen Punkt hinter Villarreal, die da aber nicht bleiben werden. Wir spielen bisher eine mehr als ordentliche Saison. Wenn man mit Real mal Unentschieden spielt, ist das wohl vergleichbar mit den Bayern in Deutschland. Da zählen eben nur Siege. Wenn wir als Mannschaft noch etwas geschlossener agieren, haben wir die Möglichkeit, dieses Jahr den einen oder anderen Titel zu holen.“

„Wie unter Ancelotti spiele ich auch unter Benítez sehr gerne“

Titelerfolge visiert auch Rafael Benítez an. Nachdem die Königlichen im vergangenen Spieljahr unter Carlo Ancelotti keine große Trophäe abräumen konnten, steht der 55-jährige Spanier mehr oder weniger in der Pflicht, im Frühjahr 2016 Erfolge zu feiern. Wäre es nach Kroos gegangen, wäre „Carletto“ nach wie vor Chefcoach – was jedoch nicht bedeutet, dass er kein gutes Arbeitsverhältnis zu Benítez pflegt. „Mit Carlo Ancelotti habe ich unglaublich gern zusammen gearbeitet, weil er ein fantastischer Trainer und eine sehr angenehme Person ist. Aber Wechsel gehören nun mal zum Fußball, das gilt für Spieler wie für Trainer. Mit Rafa Benitez haben wir einen neuen erfahrenen und wieder sehr guten Trainer bekommen. Ich spiele auch unter ihm sehr gerne bei Real Madrid“, erklärte die Nummer 8.

„Manchmal ist es gut, wenn man es ruhiger angehen lassen kann“

Unter den Fittichen des Spaniers darf sich Kroos auf mehr Verschnaufpausen freuen, die er letzte Saison aufgrund des gleich zweimal lange verletzten Luka Modric praktisch nie hatte. Real reagierte im Sommer und verpflichtete Carlos Casemiro und Mateo Kovačić, die den vorherigen Vertretern Asier Illarramendi, Sami Khedira und Lucas Silva von der Qualität her voraus zu sein scheinen und die Stammspieler Kroos und Modric häufiger entlasten können.

Ein Umstand, der sich insbesondere dann bezahlt machen könnte, wenn man seine nationale Liga dominieren sollte und wichtige Partien in der UEFA Champions League bevorstehen. „Manchmal ist es auch ganz gut, wenn du es ein, zwei Wochen vor einem wichtigen Duell etwas ruhiger angehen lassen oder Spieler schonen kannst. Am Ende entscheidet in diesen Spielen immer die Tagesform. Aber bis zu diesen heißen Duellen musst du erstmal kommen. Ich würde mich freuen, wenn Bayern als auch wir in der Champions League diesen Punkt erreichen“, so Kroos.

Real-Trikot mit KROOS-Aufdruck – weiß-kurzgraublau und weiß-lang

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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