
„Ich muss meine Meinung ändern“
MADRID. Wie schnell sich im Fußball doch alles ändern kann. Galt vor zwei Wochen vor dem Hinspiel im Parc de Princes noch Paris St. Germain mehr oder weniger als das favorisierte, da formstärkere, Team, hat sich der Wind nun innerhalb von 14 Tagen extrem gewandelt. PSG lieferte beim 0:0 eine schwache Vorstellung ab, wohingegen die Madrilenen durch einen starken Mannschaftsauftritt zu überzeugen wussten. Vor allem aber konnte sich Real von dem Vorwurf, man würde zu defensiv agieren und nur auf Konter lauern, ein bisschen befreien.
Ein Umstand, den PSG-Trainer Laurent Blanc auch unumwunden anerkannte: „In Frankreich fragten sie mich, was ich von einem Madrid, derart defensiv und das nur auf Konter geht, halten würde, und entweder haben sie es nicht gut gesehen oder ich weiß nicht, was sonst passiert ist. Sie haben die nötige Technik, um den Ball zu dominieren. Sie spielen außerdem mit großer Geschwindigkeit. Ihre Spieler können sehr schnell rennen und mit großer Intensität. Es wurde gesagt, dass sie mehr Intensität an den Tag legten und das stimmt nicht. Sie spielten schneller. Uns überraschte ihre Philosophie. Aber ich denke, dass es eine andere Partie von hohem Prestige sein wird.“
Dabei korrigierte sich der Weltmeister von 1998 ebenso selbst, hatte er doch vor dem Hinspiel auch persönlich von einem „ziemlich defensiven, aber auch ziemlich effektiven“ Real gesprochen: „Ich muss meine Meinung ändern, dazu bin ich verpflichtet. Es ist sicher, dass Madrid zu Saisonbeginn einen besonderen Spielstil hatte. Sie hatten Verletzte, weshalb sie Balance suchten. In Paris machten sie es sehr gut, was die Organisation in der Defensive betrifft, waren sie exzellent. Es gibt Spieler, die daran nicht gewöhnt sind und sie machten es mit großer Striktheit. Es war ein sehr starkes Madrid und deshalb waren wir nicht auf deren Höhe. Aber wir hatten ein solides Spiel. Es war eine Überraschung für uns. Du sagtest mir, was ich von diesem derart defensiven Madrid halten würde, aber sie waren ganz im Gegenteil offensiv und wollten das Spiel kontrollieren. Natürlich spielen sie auch ein gutes Konterspiel.“
Die Bedeutung des Rückspiels mit dem zehnfachen Europapokal-Sieger (Dienstag, 20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) wollte der französische Übungsleiter jedoch nicht allzu hoch hängen. Schließlich sei es nach der Gruppenphase noch ein weiter Weg, den es zu bestreiten gelte: „Es ist die Gruppenphase. Es wäre ein Prestige-Erfolg, wenn wir gegen Madrid gewinnen würde, aber es gibt dir nicht die Garantie, im Finale zu stehen. Wir gewannen auch gegen Barcelona und das verschaffte uns keinen Platz im Halbfinale.“
„Eines der ersten Male, dass Madrid nicht viele Chancen hatte“
Gänzlich unzufrieden war Blanc mit seinen Mannen im Hinspiel ohnehin nicht. Zumindest die defensive Ordnung habe ihm sehr behagt, im Spiel nach vorne sei aber noch viel Luft nach oben: „Wir waren gut in der Defensive. Es war eines der ersten Male, dass Madrid nicht derart viele Chancen kreierte. Cristiano (Ronaldo) gelang dies bei einem Konter mit hoher Geschwindigkeit. So müssen wir defensiv auftreten, aber offensiv müssen wir besser sein. Wir hoffen, dass wir mit unserer Philosophie eine großartige Partie abliefern. Wir müssen die Messlatte höher ansetzen, um ein gutes Resultat zu erzielen.“
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Dabei mithelfen wird auch wieder Ex-Blanco Ángel di María, der das erste Mal seit seinem Weggang ins Santiago Bernabéu zurückkehrt. Eine zweifelsohne emotionale Angelegenheit für „Ángelito“, weshalb dessen Coach auch hofft, dass dieser kühlen Kopf bewahrt: „Ich kann sagen, dass er spielt und mit Sicherheit beginnt. Es wird eine spezielle Partie für ihn sein, er verbrachte viel Zeit hier und wurde sehr geschätzt. Ich hoffe für ihn und unser Team, dass er ohne Druck aufläuft. Er muss bereit und konzentriert sein, aber nicht zu sehr. Ich hoffe, dass er die richtige Konzentration, Einstellung und Lust mitbringt. Er ist wichtig für unser Team und muss auf der Höhe sein.“
„An der Intensität mangelte es nicht“
Ebenfalls erneut auflaufen dürfte Mittelfeldmann Blaise Matuidi, der in der Bewertung des Hinspiels mit seinem Trainer konform ging und die Kadertiefe des Kontrahenten besonders lobend hervorhob: „Wir hätten es besser machen können, aber wir haben es auch nicht schlecht gemacht. Verteidigt haben wir gut, aber gegen eine so gute Mannschaft muss man Fehler vermeiden und besser spielen. Morgen hoffe ich, dass wir vorne effizienter sind. Wir spielten mit Intensität, daran fehlte es nicht. Ich denke, sie haben im Hinspiel gezeigt, dass sie trotz der Ausfälle sehr gut spielen können. Sie haben uns viele Schwierigkeiten bereitet mit einer anderen Aufstellung. Sie haben einen Kader von großer Qualität. Man muss mit allem sehr vorsichtig sein.“
Insgesamt schlug der französische Nationalspieler ohnehin eher zurückhaltende Töne an und erklärte, dass der Unterschied zwischen beiden Vereinen immer noch gewaltig sei. Die Qualität, um den spanischen Rekordmeister zu schlagen, sei aber definitiv vorhanden: „Sie haben zehn Europapokale gewonnen und es handelt sich um einen Klub, der es gewohnt ist, im Halbfinale zu stehen. Wir bei PSG kamen jetzt drei Jahre hintereinander ins Viertelfinale. Wir wollen mehr. Madrid ist überlegen, aber es ist klar, dass wir tolle Spieler haben, auch Spieler, die schon die Champions League gewonnen haben. Wir können es sogar besser machen als Madrid. Wenn man die zwei Klubs vergleicht, ist die Realität aber folgende: Real ist überlegen, was das Niveau des Klubs, Erfahrung und den Werdegang betrifft.“
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