Madrider Sportzeitungen halten Meisterschaft für verloren

„Real Madrid kann die Liga nicht im Februar verlassen“

MADRID. Er redete sich vor der Kamera schon des Öfteren in Rage, nach Real Madrids 1:1 beim FC Málaga blieb Tomás Roncero hingegen weitestgehend ruhig. Angefressen war er trotzdem. Geschieht kein Wunder mehr, wird die Primera División auch in dieser Saison ein wenig spannendes Finish erleben. Schuld daran sind die Königlichen, die aufgrund des erneuten Rückschlags in Andalusien satte neun Punkte hinter dem FC Barcelona liegen.

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Roncero, verantwortlicher Redakteur der Sportzeitung AS in der Sektion Real Madrid, ärgert das. „Eine Meisterschaft in sieben Jahren. Da ist keiner, der mal schreit: ‚Auf geht’s, wir sind Madrid!‘ Madrid befindet sich in keinem guten Zustand. Eine Mannschaft wie Real Madrid kann die Liga nicht im Februar verlassen. Im Februar geht das nicht! Das kann nicht sein – mit dem Kader, den Top-Spielern. Wir sind erster in der Forbes-Liste. Was bringt das, wenn wir die Liga im Februar wegwerfen? Ich verstehe gar nichts mehr. Ich will arm sein. Arm, aber dafür die Liga bis zum letzten Spieltag spielen“, so der emotionale 50-jährige Journalist.

Von der verbleibenden Champions League erhofft sich der Spanier eine Menge: „Wir sind Madrid. Man muss sich aufrappeln. Ich weiß, dass der Chip gewechselt wird, wenn Europa kommt. Uns bleibt noch die Herausforderung Europa.“

·@realmadrid

“¿De qué sirve ser los más ricos si tiramos la Liga en febrero?” https://t.co/bFUrP21lgB pic.twitter.com/eiHm4vW18W

— AS (@diarioas) 21. Februar 2016

Ronceros Kollegen aus der Online-Redaktion erklärten den spanischen Liga-Titel bereits mit dem Schlusspfiff im Estadio La Rosaleda für verloren. „Madrid sagt der Liga Tschüss“, heißt es auf der Website. Und  auf dem Cover der Montagsausgabe: „Die Liga zieht davon.“

„Spieler werden gedanklich bei der Champions League sein“

Die auf der iberischen Halbinsel auflagenstärkste Sportzeitung MARCA schlägt in dieselbe Kerbe. Der Weg für Barça sei frei, so das Blatt, dessen Journalisten dem weißen Ballett keinerlei Chancen mehr auf die Meisterschaft ausrechnen. „Im Mai bleibt nur noch die Champions League, was nicht wenig ist. Aber in der Liga haben sie sich bedauerlicherweise für die Madridistas sehr, sehr früh verabschiedet“, meinte Chefredakteur Hugo Cerezo.

„Im Fußball geschehen manchmal Wunder, aber die Liga ist für Madrid praktisch verloren. Ich denke, es war schon vor dem Spiel in Málaga sehr schwierig. Madrid konzentriert sich jetzt auf die Champions League. Man muss jetzt natürlich weitermachen, um sich den zweiten Platz zu sichern, aber gedanklich werden die Spieler bei der Champions League sein, auch wenn sie sagen, dass sie in der Liga bis zum Ende kämpfen. Das ist ja ihre Verpflichtung“, so Redakteur Pablo Polo.

¿Ha perdido el Real Madrid la Liga? La opinión de nuestros compañeros https://t.co/OmHfAHaloz pic.twitter.com/YNRn9DsHJD

— MARCA (@marca) 21. Februar 2016

„Sprechen wir es klar aus: Madrid hat die Liga verloren“

Carlos Carpio, stellvertretender Direktor der MARCA, sagte indes: „Sprechen wir es klar aus: Madrid hat die Liga verloren. Das sagen die Statistiken und das sagen die Gefühle. Die Statistik, weil zu diesem Zeitpunkt nie eine Mannschaft neun Punkte aufholte. Und die Gefühle, weil Madrid abseits des Bernabéu nicht zuverlässig ist. Madrid zeigt keinen Hunger und Barcelona sieht man keine vier Spiele verlieren. Die Liga ist unmöglich.“ 

Diese Überzeugung zieht sich durch die gesamte Redaktion. „Es gibt keinerlei Zweifel, dass Real Madrid eine weitere Meisterschaft in den Müll wirft“, stellte Online-Redakteur Delfín Melero klar. „Die Liga ist nicht nur aufgrund der Differenz zu Barcelona, sondern auch wegen der eigenen Unfähigkeit, die Madrid bei Auswärtsspielen zeigt“, findet Chefredakteur Roberto Palomar. Und José Vicente Hernáez, freier Mitarbeiter: „Es gibt ein sehr altes Sprichwort, dass solange die Mathematik nicht lügt, noch viele Punkte in der Verlosung sind. Ich glaube aber, dass es besser wäre, wenn man die Sinne auf die Champions League richten würde.“

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