
Glanz und Glamour soll es sein
MADRID. Die Philosophie ist jahrzehntealt. Seit der Präsidenten-Ära des Santiago Bernabéu folgt Real Madrid der Idee, seine Mannschaft mit den besten Spielern zu schmücken, die der Fußball zu bieten hat. Ergänzen sollen diese die besten Talente aus dem In- und Ausland. Das hat zur Konsequenz, dass letzten Endes nur äußerst wenige Akteure, die in der eigenen Jugend ausgebildet werden, den Sprung ins Profi-Team meistern können. Gerade die Positionen im Angriff besetzt der spanische Rekordmeister gerne mit in aller Welt bekannten Superstars, die dem Estadio Santiago Bernabéu ein Spektakel bieten mögen.
Mit Jesé Rodríguez, Lucas Vázquez, Daniel Carvajal, Álvaro Arbeloa, Nacho Fernández und Kiko Casilla befinden sich aktuell zwar immerhin sechs Eigengewächse im Kader von Cheftrainer Zinédine Zidane, gesetzt ist allerdings nur einer: Carvajal. Ein Abwehrspieler. Jesé und Vázquez sehen gegen Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, Gareth Bale und James Rodríguez selten Land. 80, 94 oder 100 Millionen Euro werden für „Galácticos“ schließlich auch nicht an andere Vereine bezahlt, damit sie auf der Bank zusehen, was die Kollegen auf dem Rasen zustande bringen. Wer so viel Geld kostete, besitzt bei Real fast automatisch eine Einsatz-Garantie – die Leistungen scheinen dabei manchmal sekundär zu sein.
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„Keine Kontinuität, kein Selbstvertrauen“
Alberto Toril kennt das Leid der Jungspunde als früherer Coach in der Nachwuchsakademie und bei der zweiten Mannschaft bestens. „Sie sind sich bewusst, dass es sehr schwierig ist, es in die erste Mannschaft zu schaffen. Es ist aber noch schwieriger, sich dort zu halten. Die Spieler, die von anderen Vereinen kommen, wollen Erfolge einfahren, aber sie haben nicht dieses Gefühl, dass die Spieler aus der eigenen Jugend haben“, findet der 42-jährige Spanier: „In den letzten 20 oder 25 Jahren erschien Jesé und auch wenn er Verletzungen hatte, hat er es nicht geschafft, sich in der ersten Mannschaft zu behaupten, denn Real Madrid wird immer die Besten der Welt auf diesen Positionen verpflichten. Das wird ihm weder Kontinuität noch Selbstvertrauen geben, damit sich sein Potential entfaltet.“
Alberto #Toril trainierte die zweite Mannschaft von @realmadrid zwischen 2011 und 2013. pic.twitter.com/oi7f8Ql7eW
— REAL TOTAL (@REAL_TOTAL) 4. März 2016
„Mayoral kommt nächste Saison nicht mehr zum Einsatz“
Toril geht nicht unbedingt davon aus, dass es Borja Mayoral anders ergehen wird. Weil Benzema vorerst verletzt fehlt, erhält der 18-jährige Torjäger aktuell zwar seine Chancen. Der seit seiner Entlassung bei den Merengues vereinslose Übungsleiter rechnet aber damit, dass der Youngster früher oder später wieder mindestens ins zweite Glied rückt. Toril: „Ich habe den Weg von Borja verfolgt und kenne ihn gut, aber ich habe ihn nicht trainiert. Jetzt spielt er, aber zur nächsten Saison wird man einen anderen Angreifer verpflichten, der Benzema Konkurrenz macht und dann wird er nicht mehr spielen. Man muss ihm Vertrauen schenken, wie man es zum Beispiel Raúl gab.“
Möglicherweise wird Mayoral auch einen Weg gehen, den in der jungen Vergangenheit so einige Youngsters wählten: leihweise bei einem anderen Profi-Team Erfahrung sammeln, sich weiterentwickeln und schließlich wieder an der Concha Espina angreifen. „Es ist keine schlechte Idee, Spieler zu verleihen, damit sie stärker zurückkehren. Aber nicht alle Fußballer sind gleich“, meinte Toril: „Madrid braucht Spieler aus der eigenen Jugend, die denjenigen, die von außen kommen, das Gefühl des Klubs übertragen. Das schafft man mit Leuten, die jetzt da sind und reifen können – wie Carvajal, Nacho, Jesé oder Lucas. Iker (Casillas) und Raúl gingen und es blieb praktisch niemand.“
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