Einzelkritik

Das Rückrunden-Zeugnis 2015/16: Sturm

Eine in vielerlei Hinsicht denkwürdige Rückrunde ist vorbei und auch beim frisch gekürten Champions-League-Sieger aus Madrid ist es Zeit, eine Schlussbilanz zu ziehen. Welche Spieler überragten, welche schnitten eher weniger gut ab? REAL TOTAL wirft einen Blick auf die Einzelleistungen der Profis in der Rückrunde und stellt ein abschließendes Zeugnis aus. Teil III: Sturm.

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Pedro Armestre/AFP/Getty Images
Benzema, Bale und Ronaldo glänzten mit vielen Toren – Foto: Pedro Armestre/AFP/Getty Images

Sturm

Gareth Bale

Einsätze: 15
Einsatzminuten: 1.163
Tore / Assists: 7 / 5
Durchschnittsnote: 2,13

Zu groß sei sie, die Abhängigkeit Real Madrids von Cristiano Ronaldo, war im Vorfeld der Saison oft zu hören. Ebenfalls groß war auch die Skepsis gegenüber Gareth Bale, dass er nach der mehr als durchwachsenen letztjährigen Spielzeit in seinem nun schon dritten Jahr in Spaniens Hauptstadt die so notwendige Entlastung für den dreimaligen Weltfußballer darstellen könnte. Diese Skepsis sollte sich jedoch als unbegründet erweisen, denn wenn man der Saison der Königlichen ein Gesicht geben müsste, dann würde sie wohl das Konterfei des Walisers tragen. Wie schon unter Benítez gehörte der Linksfuß zu den Säulen des Teams und war besonders im Saisonendspurt eine der spielprägenden Figuren bei den Blancos. Der 26-Jährige überzeugte dabei nicht nur mit seiner unbändigen Dynamik und Schnelligkeit sowie seiner Schussgewalt, sondern machte auch spielerisch einen enormen Satz nach vorne. Die Nummer 11 ließ sich immer wieder in die Tiefe fallen und machte viele Bälle fest, was die Variabilität der Weißen enorm erhöhte. Nicht minder wertvoll war allerdings der defensive Einsatz Bales, der sich gegen den Ball im 4-4-2 immer wieder in die zweite Viererkette eingliederte und so einen großen Beitrag zur verbesserten Kompaktheit im Saisonfinale darstellte. Bekommt er nun auch noch seine Verletzungsprobleme in den Griff, könnte dieser Mann an der Concha Espina eine Ära prägen.

Borja Mayoral

Einsätze: 6
Einsatzminuten: 283
Tore / Assists: 0 / 1
Durchschnittsnote: 3,63

Der Weg vom Jugend- in den Profibereich, er ist ein steiniger. Spaniens Nachwuchshoffnung schoss in der UEFA Youth League alles kurz und klein und wies auch in der dritten Liga mit 15 Treffern aus 29 Partien eine mehr als ordentliche Bilanz auf, während seiner Auftritte für die erste Mannschaft bekam der Canterano allerdings auch seine Grenzen aufgezeigt und musste oft noch einiges an Lehrgeld bezahlen. Da der Iberer aber auch erst zarte 19 Jahre alt ist, geht das auch in Ordnung. Während seiner Bewährungsproben, die ihm Zidane besonders in Abwesenheit von Karim Benzema erfreulicherweise gewährte, zeigte der Jungstar gute Ansätze, offenbarte aber auch noch viel Luft für Verbesserungen. Um die in ihn gesetzten Hoffnungen für die Zukunft irgendwann einmal erfüllen zu können, muss das Ziel in der kommenden Saison für Mayoral ganz klar lauten, im Profibereich Fuß zu fassen – egal ob nun bei Real Madrid oder auf Leihbasis bei einem anderen Verein in der ersten Liga.

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Cristiano Ronaldo

Einsätze: 23
Einsatzminuten: 1.743
Tore / Assists: 26 / 5
Durchschnittsnote: 2,52

Warum Cristiano Ronaldo heute dort steht, wo er steht, hat vor allem einen Grund: seinen unbändigen Ehrgeiz. Es gibt wohl keinen Profi weltweit, der derart akribisch an sich und seinem Körper arbeitet und seit derart vielen Jahren konstant Leistungen auf Weltklasse-Niveau zu vollbringen mag. Ebendieser Ehrgeiz hätte dem Portugiesen, der mit 48 Saisoneinsätzen mal wieder den Bestwert im madrilenischen Star-Ensemble ablieferte, jedoch fast die Teilnahme am Champions-League-Finale gekostet. Da der Körper gegen Ende der Saison zu streiken begann, lieferte der mittlerweile 31-Jährigen im Finale auch eine eher maue Vorstellung ab. Die verletzungsbedingt schwache Performance im Endspiel sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der dreifache Weltfußballer im Vergleich zur schwachen Hinrunde enorm steigerte. Besonders bei der phänomenalen Aufholjagd gegen Wolfsburg (3:0) zeigte Reals Rekordtorschütze, dass er durchaus noch in Lage ist, das Team zu tragen, mit insgesamt starken 26 Toren darf CR7 durchaus zu den Hauptprotagonisten der Rückserie gezählt werden. Erfreulich waren auch die Fortschritte im Spiel gegen den Ball, wenngleich Ronaldo in diesem Bereich natürlich noch am meisten Luft nach oben attestiert werden kann. Unter dem Strich sollte diese Rückrunde jedoch zwei Dinge gelehrt haben: Erstens: Einen Cristiano Ronaldo sollte man niemals abschreiben. Und zweitens: Auch ein Cristiano Ronaldo benötigt ab und an eine Pause.

Karim Benzema

Einsätze: 18
Einsatzminuten: 1.250
Tore / Assists: 10 / 7
Durchschnittsnote: 2,83

Dass der Franzose nach einer überragenden Hinrunde lediglich eine gute Rückrunde spielte, ist vornehmlich – wie sollte es auch anders sein – auf die vielen kleinen Verletzungen zurückzuführen, die den 28-Jährigen immer wieder zurückwarfen. Ein Zwicken hier, eine Prellung dort – Madrids Nummer 9 fand in der Rückserie nur bedingt zu einem regelmäßigen Spielrhythmus und lieferte neben einigen Sahne-Tagen, überwiegend bedingt durch mangelnde Fitness, auch diverse Auftritte zum Vergessen ab. An Benzemas Wertigkeit für Reals Spiel gibt es grundsätzlich keine Zweifel, es gibt weltweit wohl keinen Stürmer, der aufgrund seiner spielerischen Qualitäten so hervorragend zu Ronaldo und Bale passt. Reals Mittelstürmer versteht es wie kein Zweiter, seinen Körper gewinnbringend zwischen Gegner und Ball zu bringen und sich situativ zwischen die Linien oder auf Außen fallen zu lassen, um die entsprechenden Räume für seine Mitspieler zu schaffen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Fitness stimmt. Dass der Lyoner neben seinen (neu gewonnenen) Knipserqualitäten in der zweiten Saisonhälfte auch wieder starke siebenmal in die Rolle des Vorbereiters schlüpfte, macht deutlich, dass die Königlichen auf einen Benzema in Top-Form eigentlich nicht verzichten können.

Jesé Rodríguez

Einsätze: 24
Einsatzminuten: 673
Tore / Assists: 4 / 6
Durchschnittsnote: 3,0

Unter Rafael Benítez ins zweite Glied gerutscht, kämpfte sich der Kanarier unter Zidane zumindest wieder ins Blickfeld – für mehr als die Rolle des Edeljokers reichte es zumeist aber trotzdem nicht. Seit der Rückkehr von seiner Kreuzbandverletzung kommt der Canterano weiterhin nur bedingt in Fahrt und vermittelt oftmals den Eindruck, als kämpfe er mehr mit sich selbst als mit den Gegenspielern. Vor allem aufgrund seiner Schnelligkeit könnte der 23-Jährige eine hervorragende Waffe sein, alles in allem wirkt der ehemalige spanische U21-Nationalspieler aber zu eindimensional in seinem Spiel, als dass er langfristig eine Alternative für die Startelf darstellen könnte. Vielleicht könnte auch hier eine Luftveränderung auf Leihbasis den Knoten zum Platzen bringen.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Hä Bale hat doch allein in der Liga mehr als 19 Tore geschossen und nicht 7! oder lieg ich da etwa falsch?
 

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