Vorbericht

Derbyzeit! Feuerprobe gegen Simeones „neues“ Atlético

Es ist wieder soweit. Die Fußballwelt blickt nach Madrid und freut sich auf ein heißes „Derbi madrileño“ im Estadio Calderón. Real will dabei seine Spitzenposition festigen und seinen Atlético-Fluch der letzten Spielzeiten endlich brechen, die „Rojiblancos“ wollen sich durch einen Sieg im Titelrennen zurückmelden und endgültig in der Spitzengruppe festsetzen.

583
MADRID, SPAIN - NOVEMBER 06: Gareth Bale of Real Madrid celebrates with Rafael Varane after scoring his 2nd goal during the Liga match between Real Madrid CF and Leganes on November 6, 2016 in Madrid, Spain. (Photo by Denis Doyle/Getty Images)
Gegen Atlético wird eine starke Teamleistung gefragt sein – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Ausblick

MADRID. Wer regiert in Madrid? In den letzten Jahren fand man auf diese Frage – zumindest was die Begegnungen in der Liga angeht – eine recht eindeutige Antwort. Von den letzten sechs Duellen in der spanischen Meisterschaft gingen vier an Atlético und man trennte sich zweimal Unentschieden – ein Sieg über den Stadtrivalen gelang Real Madrid in der Primera División zuletzt am 27. April 2013 (2:1). Eine aus königlicher Sicht mehr als desaströse Bilanz, die es zu begradigen gilt. Am heutigen Samstagabend (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) bietet sich den Blancos am 12. Spieltag der La Liga Santander die nächste Gelegenheit, diese in den letzten Jahren äußerst tiefe Scharte auszuwetzen. Im Estadio Vicente Calderón kommt es zum ersten Derby der Saison und für beide Mannschaften steht mal wieder eine Menge auf dem Spiel.

Während sich Atlético durch einen Sieg im Titelrennen zurückmelden würde, geht es für die Merengues vor allem um die Festigung der Spitzenposition. Aber eigentlich geht es um viel mehr. Die letzten Ergebnisse gegen den Erzrivalen haben das sonst so ausgeprägte Selbstbewusstsein vieler Madridistas erschüttert. Die vielen Niederlagen, sie schmerzen. Sicherlich gäbe es weitaus günstigere Momente, als frisch aus einer Länderspielpause zu kommen und noch dazu mit einer Vielzahl an Verletzten gepeinigt zu sein, doch als das darf diesmal nicht als Ausrede herhalten. Zu oft musste man in den letzten Jahren auf Real-Seite dem Gegenüber zähneknirschend gratulieren und sich eingestehen, dass man doch nicht mehr ohne Weiteres die unangefochtene Nummer eins in der spanischen Hauptstadt ist. Dies gilt es nach diesen (für Madrider Verhältnisse) langen drei Jahren wieder zu ändern.

Der Gegner

Vor Kurzem bezeichnete Atlético-Präsident Enrique Cerezo den Kader der „Rojiblancos“ als den „besten Atlético-Kader aller Zeiten“ – und aktuell gibt es auch nur wenig Anlass, diese These verwerfen zu müssen. Den Saisonstart setzte man mit zwei Unentschieden an den ersten beiden Spieltagen gegen die Aufsteiger Alavés (1:1) und Leganés (0:0) zwar ziemlich in den Sand, danach kamen die Mannen von Diego Simeone, dessen Rücktrittsgedanken im Anschluss an das verlorene Champions-League-Finale während der Vorbereitung noch für reichlich Unruhe gesorgt hatten, allerdings richtig gut in Fahrt. Die zwischenzeitliche Tabellenführung vom 7. bis zum 8. Spieltag musste man zwar wieder abtreten, allerdings sollte man sich auf Real-Seite vom gegenwärtigen Sechs-Punkte-Vorsprung auf den Stadtrivalen nicht blenden lassen. Im Gegensatz zu den Königlichen duellierten sich die „Matratzenmacher“ bislang schon mit einer Vielzahl an Spitzenteams der Liga und hatten unter anderem die enorm schweren Auswärtsaufgaben in Barcelona (1:1), Vigo (4:0), Valencia (2:0) oder Sevilla (0:1) zu meistern. In der Königsklasse setzte man durch den 1:0-Erfolg über Bayern München zudem ein weiteres großes Ausrufezeichen.

Dass die Rot-Weißen seit einigen Jahren nun schon ein absolutes Spitzenteam darstellen und den Giganten Real und Barcelona auf Augenhöhe begegnen, ist an sich ja nichts Neues. Was diese Saison allerdings überrascht, ist die Art und Weise, wie Antoine Griezmann und Co. ihre Spiele für sich entscheiden. Galt „Atletí“ die letzten Jahre noch als Inbegriff des defensiv perfekten und destruktiven Fußballs, weiß man diese Saison auch durch offensiven attraktiven und kraftvollen Fußball zu begeistern. Mit Kevin Gameiro (vom FC Sevilla) angelte man sich einen weiteren Top-Stürmer, der der Offensive der „Rojiblancos“ zu noch mehr Variabilität verhilft und sich mit bislang fünf Treffern durchaus treffsicher zeigte. Und auch Flügelstürmer Nico Gaitán, der von Benfica Lissabon kam, vermochte der mit Griezmann, Yannick Carrasco, Saúl, Koke, Ángel Correa und Fernando Torres ohnehin prominent besetzten Offensive nochmals ein deutliches Plus an Qualität zu verleihen.

Das Wichtigste aber ist: Simeone ist es nach der erneuten großen Enttäuschung im Sommer gelungen. nochmals neue Impulse zu setzen und die Mannschaft in gewisser Weise neu zu erfinden. Atlético lechzt in dieser Spielzeit nach einem Titel und das Team scheint gewappnet, auch diese Saison in jeglichen Wettbewerben ein kräftiges Wort um die Titelvergabe mitzureden. Durch einen weiteren Erfolg im Stadtderby würde man seine diesjährigen Ambitionen endgültig untermauern.

Personelles und voraussichtliche Aufstellung

Zu beneiden ist Zinédine Zidane aktuell sicherlich nicht. Mit Toni Kroos und Carlos Casemiro fehlen zwei Drittel der Mittelfeldachse, die letzte Saison maßgeblichen Anteil am Gewinn der Champions League hatte, mit Pepe fehlt der vergangene Spielzeit sicherlich beste Defensivmann und jede Menge Erfahrung. Zu allem Überfluss kehrte auch noch Álvaro Morata, aktuell bester Torschütze der Madrilenen und in sehr guter Verfassung, mit einer Oberschenkelverletzung von den Länderspielen zurück. Immerhin: Sergio Ramos und Karim Benzema scheinen ihre Verletzungen respektive Beschwerden überwunden zu haben und sind laut dem französischen Cheftrainer einsatzbereit, ob tatsächlich beide in der Anfangself zu finden sein werden, bleibt abzuwarten.

Aber wie wird „Zizou“ auf diese Ausfälle reagieren und sein Team zusammenstellen? Denkbar sind viele Varianten, glaubt man jedoch den spanischen Medien, zeichnet sich vor allem eine Variante ab: Luka Modrić und Mateo Kovačić sollen vor der Abwehr für die nötige Stabilität sorgen, mit Isco erhofft man sich zusätzliche Ballsicherheit bei einem gleichzeitig gewissen Maß an Defensivqualität. Im Sturm dürfte es für Benzema noch nicht für einen Einsatz von Beginn an langen, weshalb Cristiano Ronaldo in die Spitze rücken und Lucas Vázquez, der aufgrund seiner Defensivqualitäten ein entscheidender Faktor sein könnte, in die Anfangself rutschen würde. Denkbar scheint auch ein 4-4-2 mit Gareth Bale und Lucas Vázquez über die Außen und Ronaldo und Benzema im Sturm.

Voraussichtliche Aufstellung Atlético Madrid-Real Madrid
Die voraussichtliche Aufstellung gegen Atlético

Das königliche Formbarometer

Formkurve vor Atlético-Real Madrid
Die letzten fünf Spiele der Königlichen

Die Stimmen zum Spiel

Zinédine Zidane: „Wir gehen das Derby gut an, haben unsere Spieler zurück. Wir wissen, was für ein wichtiges Spiel das wird. Wir hatten wenige Tage zur Vorbereitung, aber sind bereit. Ich bin kein Magier und weiß nicht, was passieren wird. Wir werden ein gutes Fußballspiel sehen – von beiden Seiten. Wir kennen das Calderón, ein schönes Stadion mit tollen Fans. Es wird ein kompliziertes, schwieriges Spiel, aber das sind wir gewohnt. Darauf sind wir vorbereitet.“

Marco Asensio: „Wir gewinnen sicher. Es gibt andere Spieler, die verfügbar sind. Ein Derby ist ein Derby.“

[advert]

Diego Simeone (Cheftrainer): „Real ist seit 28 Spielen ungeschlagen, das spricht für den Trainer und die Spieler. Sie sind stark in der Luft, wenn sie Räume haben, sind sie sehr schlagkräftig. Wir wollen sie dahin bringen, wo es uns gefällt. Lucas Vázquez gibt dem Team mehr Balance, Karim Benzema mehr Torgefahr, Casemiros Absenz können sie auffangen… Es wird hart ganz egal, wer spielt.“

Gabi (Mittelfeldspieler): „Man braucht nicht zu sagen, was das Derby für uns, für Real Madrid, die Stadt und das ganze Land bedeutet. Mit Blick auf die vergangenen Jahre gibt es keinen Favoriten. Kleinste Details werden entscheidend sein. Für uns ist es ein sehr wichtiges Spiel. Gewinnen wir, sind wir im Titel-Rennen zurück.“

Yannick Ferreira Carrasco (Mittelfeldspieler): „Es wird sehr schwierig, aber es ist das letzte Liga-Derby im Calderón und von daher sehr wichtig für uns. Der Trainer wird bestimmen, wie wir zu spielen haben. Ich schaue gar nicht auf Real. Jedes Spiel ist wichtig und wir wollen natürlich alle gewinnen. Im Derby wird das nicht anders sein.“

Statistiken und Besonderes

  • GESAMTBILANZ: 178-mal standen sich beide Madrider Klubs bereits gegenüber, 93-mal hieß der Sieger dabei Real Madrid, 46-mal Atlético. 38-mal endete das Derby Remis.
  • BBC: Auch wenn von Reals sonst so famosen Angriffstrio bislang nur Gareth Bale so richtig zu überzeugen vermag, gibt es dennoch eine Statistik, die Mut macht: In der Ferne präsentieren sich Reals Dreiersturm besonders treffsicher. Von bislang insgesamt 14 „BBC“-Toren in dieser Saison wurden immerhin neun Stück auf fremden Terrain erzielt. Ronaldo war dabei viermal erfolgreich, Benzema dreimal, Bale zweimal.
  • ESTADIO VICENTE CALDERÓN: Dem Derby wohnt auch eine gewisse nostalgische Note inne. Die Begegnung wird nämlich das letzte Liga-Derby im altehrwürdigen Calderón sein, 2017 geht es für die „Rojiblancos“ ins Estadio La Peineta.
  • LÄNDERSPIELPAUSE: Eigentlich sind Länderspielpausen für Spitzenteams immer eher undankbar, da viele Spieler viele Kilometer in den Knochen haben und sehr müde zurückkehren. Sowohl Real als auch Atlético scheinen unter ihren aktuellen Trainern damit jedoch eher weniger Probleme zu haben. Zidane kann nach seinen bisher drei „Parones“ auf eine hundertprozentige Siegquoute zurückblicken, Simeones Bilanz mit 16 aus 21 (76 Prozent) liest sich aber nicht unwesentlich schlechter.
  • CRISTIANO RONALDO: Der Portugiese könnte mal wieder Geschichte schreiben. 15 Treffer hat er bereits in Derbys erzielt, zwei weitere, und er würde zu Alfredo di Stéfano als erfolgreichster Derby-Torschütze überhaupt aufschließen. Das wäre doch ein gelungener Anlass, um das gegenwärtige Leistungstief zu beenden.
  • AUFGEPASST: Hat man bei Atlético sicherlich heute noch Albträume von Sergio Ramos, sollten aber auch die Königlichen in der Schlussphase auf der Hut sein. Denn: Das Team von Simeone hat sich zu einem echten Spezialisten für späte Tore entwickelt. Ganze 16 Treffer gelangen bislang ab der 60. Minute. Ein absoluter Spitzenwert.

Jetzt Tickets sichern: Real Madrid oder die königlichen Basketballer LIVE erleben

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare

Verwandte Artikel

Startschuss zur Decimosexta: Real empfängt Chaosklub mit Aubameyang

Real Madrid empfängt Olympique Marseille zum Auftakt der UEFA Champions League Saison...

Mit Mbappé zum 16. Titel! Start in Europa als Beginn einer Mission

Real Madrid empfängt zum Start der neuen Champions League-Saison (16. September, 21...

Alonso trifft seinen Nachfolger: Madrid zu Gast bei La Real

Nach der Länderspielpause wartet auf die Königlichen ein besonderes Duell. Xabi Alonso...

Vor Länderspielen: Saisonstart gegen Mallorca perfekt machen

Nach den beiden Siegen zum Auftakt in LaLiga möchte Real Madrid den...