Vorbericht

Gipfeltreffen im Camp Nou – nutzt Real die Gunst der Stunde?

Spitzenspielzeit in der Primera División! Real Madrid tritt am 14. Spieltag beim FC Barcelona an und will die Tabellenführung weiter festigen. Im Falle eines Clásico-Sieges könnte man die Katalanen auf satte neun Punkte distanzieren.

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CURTO DE LA TORRE/AFP/Getty Images)
Ob CR7 und Co. heute auch so ausgelassen jubeln? – Foto: Curto de la Torre/AFP/Getty Images

Ausblick

BARCELONA. Es ist mal wieder so weit: Die ganze Fußballwelt richtet ihren Blick gen Spanien, denn Real Madrid und der FC Barcelona bitten zum Tanz und kreuzen im Camp Nou zum ersten Mal in der Spielzeit 2016/17 die Klingen (16:15 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker). Ein wenig überraschend gehen dabei die Königlichen als leichter Favorit in das Gigantentreffen, da die Mannen von Zinédine Zidane die Patzer der „Blaugrana“ in den letzten beiden Spielen (jeweils Unentschieden gegen Málaga und San Sebastián) konsequent ausnutzten und auch spielerisch, wenngleich bei weitem auch nicht immer überzeugend, den etwas stabileren Eindruck vermittelten. Als Konsequenz der letzten Spieltage grüßen die Blancos aktuell mit satten sechs Punkten Vorsprung auf den Erzrivalen von der Tabellenspitze und sitzen dadurch am längeren Hebel.

Der Druck auf Seiten der Katalanen ist gefühlt ein wenig größer, im Falle einer Niederlage wäre man tatsächlich neun Zähler hinter der Konkurrenz. Entschieden wäre die Meisterschaft dadurch natürlich noch lange nicht, eine ordentliche Standortbestimmung von Seiten der Königlichen wäre es aber in jedem Falle. Von derartigen Rechenspielchen will man auf beiden Seiten allerdings wenig wissen, Zinédine Zidane machte auf der Pressekonferenz bereits deutlich, dass man sich in erster Linie auf das Spiel konzentrieren wolle – alles weitere werde man dann sehen. „Wir denken nur daran, ein gutes Spiel zu machen, das Beste zu geben, damit wir nach dem Spiel nicht sagen können, dass uns dies oder jenes gefehlt hat. Wenn wir unsere Arbeit gut machen, können wir auch etwas Gutes mitnehmen“, so der Franzose. Und auch Luis Enrique ließ sich nicht aus der Reserve locken: „Ich glaube nicht, dass das Ergebnis entscheidend sein wird“.

Der Gegner

Betrachtet man die aktuelle Form des Konkurrenten aus Katalonien, gab es sicherlich schon ungünstigere Zeitpunkte, um auf den FC Barcelona zu treffen. In der Liga stehen nach 13 Spieltagen bereits zwei Niederlagen und drei Unentschieden zu Buche, in der Champions League qualifizierte man sich unter dem Strich zwar souverän für das Achtelfinale, kassierte aber ebenfalls eine empfindliche 1:3-Pleite gegen Manchester City und im Pokal kam man am vergangenen Mittwoch – wenn auch mit einer B-Elf – nicht über ein 1:1 gegen Drittligist Hercules Alicante hinaus. Die Formkurve der letzten sechs Spiele stellt sich für Barça-Verhältnisse zudem äußerst Bescheiden dar: Lediglich zwei Siegen stehen eine Niederlage und drei Unentschieden gegenüber. Wie für den Clásico charakteristisch, wird die aktuelle Verfassung der Mannschaft von Luis Enrique wohl nur bedingt Einfluss auf den Ausgang der Partie haben, da das Duell der beiden spanischen Giganten stets eine eigene Dynamik entwickelt und ein Ausgang in beide Richtungen offen scheint, doch dass sich bei den Katalanen augenscheinlich Sand im Getriebe befindet, ist nur schwer zu übersehen.

Doch was sind die Gründe für das Schwächeln der „Blaugrana“? Zum einen ist in diesem Zusammenhang sicherlich die Baustelle hinten rechts zu nennen. Dani Alves wanderte im Sommer (nicht gänzlich ohne Nebengeräusche) gen Juventus Turin ab, seitdem ist man bei den Blau-Roten noch auf der Suche nach der optimalen Lösung für die rechte Außenbahn. Der eigentlich als Nachfolger eingeplante Aleix Vidal konnte die Erwartungen bisher nicht erfüllen und scheint sich überdies mit Enrique verworfen zu haben, weshalb der 27-Jährige gegenwärtig keine Option darstellt. Meistens nimmt aktuell Nachwuchsmann Sergi Roberto diese Position ein, zeigte neben guten Ansätzen aber auch viel Schatten und leistete sich in schöner Regelmäßigkeit gravierende Aussetzer, die auch oft genug zu Gegentreffern führten. Dazu gesellten sich in der Defensive immer wieder Verletzungsprobleme. Mit Gerard Piqué, Samuel Umtiti und Jordi Alba waren die letzten Spiele stets Teile der Stammverteidigung verletzungsbedingt außer Gefecht, wodurch sich immer wieder merkliche Abstimmungsprobleme ergaben. Für das Gipfeltreffen meldeten sich bis auf den Langzeitverletzten Jeremy Mathieu aber alle Verteidiger einsatzbereit.

Ebenfalls fit scheint auch Kapitän Andres Iniesta zu sein, der seine Knieverletzung auskuriert hat. Der Ausfall des Mittelfeldregisseurs bereitete den Katalanen in den letzten Wochen am meisten Schmerzen, da weder André Gomes noch Denis Suárez den Welt- und Europameister ansatzweise ersetzen konnten. Der wohl mit gravierendste Grund für die bisher schwache Bilanz der Katalanen ist jedoch das Formtief von Mittelfeldmann Sergio Busquets, der einen für seine Verhältnisse unterirdischen Saisonstart hinlegte. Wackelt Busquets, wackelt das ganze Team, schließlich ist es der Mann aus La Masia, der für die nötige Balance im Spiel des amtierenden Meisters sorgt und im Stillen das Aufbauspiel koordiniert.

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Doch Barcelona hat ja immer noch diesen fantastischen Sturm, bestehend aus Lionel Messi, Neymar und Luis Suárez. Besonders der Argentinier befindet sich in dieser Spielzeit bislang in bestechender Form und rettete seinen Farben schon so manchen Punkt. Und dass seine Nebenmänner, wenngleich im Moment auch nicht in absoluter Überform, in den Clásicos zu Großem fähig sind, bewiesen sie in der jüngeren Vergangenheit zuhauf. In Anbetracht der individuellen Klasse des formidablen Sturmtrios wäre es aus Real-Sicht ohnehin fahrlässig, diese drei nicht einer besonderen Bewachung zu unterziehen.

Möglicherweise greift Enrique aufgrund der zuletzt schwankenden Defensiv-Leistungen auch in die taktische Trickkiste: Laut einem Bericht der Barça-nahen SPORT scheint eine Dreierkette mit Umtiti, Piqué und Javier Mascherano eine mögliche Option, Jordi Alba würde dann etwas offensiver im Mittelfeld die Außenbahn beackern, auf der rechten Seite müsste sich Ivan Rakitić vom Zentrum mehr gen Flügel orientieren, im Zentrum würden Busquets und Iniesta die Fäden ziehen. Mit einer ähnlichen Formation landete man bereits einen überzeugenden 4:0-Erfolg über Manchester City in der Königsklasse. 

Personelles und voraussichtliche Aufstellung

Während bei Barcelona alle Stammspieler also einsatzbereit scheinen, gehen die Königlichen doch mit personellen Problemen in das Spiel der Spiele. Toni Kroos trainierte nach seinem Haarriss im Mittelfuß zwar schon wieder mit Team, das Duell mit dem Tabellennachbarn käme aber definitiv noch zu früh. Gareth Bale ist nach einer Luxation der Peronealsehne im rechten Knöchel ohnehin noch mindestens bis Januar außen vor und auch Álvaro Morata hat seine Oberschenkelverletzung noch nicht gänzlich überstanden. Zudem sind Danilo und Fábio Coentrão noch immer angeschlagen und zählen dementsprechend nicht zum 19-köpfigen Aufgebot gegen die Katalanen.

Bleibt noch die Frage nach der Aufstellung, doch dürfte es hier kaum Überraschungen geben. Die Viererkette mit Daniel Carvajal, Raphaël Varane, Sergio Ramos und Marcelo ist gesetzt, im Mittelfeld führt aktuell eigentlich kein Weg an der Dreierformation Luka Modrić, Mateo Kovačić und Isco vorbei. Den freien Platz im Sturm neben Cristiano Ronaldo und Karim Benzema wird mit ziemlicher Sicherheit Lucas Vázquez besetzen, dessen Vorteil gegenüber James Rodríguez in seiner Defensivstärke begründet liegt.

Startelf Barca-RM
Die voraussichtliche Startelf

Das königliche Formbarometer

Formkurve Barca-RM
Die letzten fünf Partien der Blancos

 

Die Stimmen zum Spiel

Zinédine Zidane: „Ich erwarte ein schwieriges Spiel, ein sehr schwieriges, ein sehr hartes. Aber das ist ja normal, denn wir spielen gegen einen großen Gegner. Dafür bereiten wir uns aber sehr gut auf die Partie vor. Wir sind bereit. Ich denke, die Leute wollen ein gutes Fußballspiel sehen und das Wichtigste ist für uns, konzentriert auf unsere Arbeit zu sein. Der Clásico ist für alle etwas sehr Besonderes. Es ist ein Traum für alle Spieler von Madrid, ihn zu spielen. Wir alle haben Lust auf solche Spiele. Die Erwartungen sind groß und wir haben Lust, zu demonstrieren, dass wir diese Art von Spiel gewinnen können.“

Florentino Pérez: „Ich werde nicht sagen, dass es ein Spiel wie jedes andere ist, weil es ein wichtiges mit einer großen und besonderen Bedeutung ist. Es wird von Millionen Menschen auf der Welt gesehen, wie das Finale der Weltmeisterschaft. Ein Sieg hätte mit Sicherheit einen besonderen Beigeschmack, aber am Montag wird das schon wieder vergessen sein und wir werden an das nächste Spiel denken. Am Ende ist es wichtig, die drei Punkte einzufahren und die Meisterschaft zu gewinnen, worin wir große Hoffnungen stecken.“

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Karim Benzema: „Es ist ein sehr schwieriges Spiel gegen eine sehr große Mannschaft. Von daher wissen wir, was uns erwartet. Es wird wie immer ein schwieriges Spiel, in dem viel Druck herrscht und auf das jeder wartet. Als Tabellenführer in die Partie zu gehen, ändert nichts. Wir haben auch Druck. Den haben wir in jedem Spiel, selbst im Duell mit dem Letzten. Es herrscht immer großer Druck. Clásicos sind immer besonders, um ehrlich zu sein. Jeder spricht darüber. Jeder Clásico ist für einen wie der erste. Obwohl du viele spielst, ist es immer gleich.

Luis Enrique (Cheftrainer): „Ich denke, wir werden auf das gleiche Real wie bei Zidanes Ankunft treffen. Defensiv gut organisiert und sie brauchen den Ball nicht, um gefährlich zu werden. Sie sind Standardexperten, die individuelle Qualität steht außer Frage. Sie verfügen über Weltklasse-Spieler. Es ist ein besonderes Spiel, weil sie unser ewiger Rivale sind und weil wir daheim spielen. Wir müssen ein hohes Niveau abrufen und eine großartige Partie abliefern, um einen Gegner dieser Qualität zu besiegen.“

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Javier Mascherano (Abwehrspieler): „Der Ausfall von Bale wird Real Madrid nicht beeinflussen. Sie haben einen sehr wichtigen Spieler verloren, aber in dieser Saison funktioniert es mit den Vertreten bei ihnen sehr gut. Madrid besitzt Spieler von großer Qualität, auf die wir besonders achten müssen – wer auch immer spielt.“

Arda Turan (Mittelfeldspieler): „Wir sind die bessere Mannschaft und wissen, dass wir unschlagbar sind, wenn wir so spielen wie wir spielen können. Ich bin sehr guter Dinge vor diesem Clásico.“

Statistiken und Besonderes

  • GESAMTBILANZ: Hauchdünn haben die Blancos die Nase vorn. 232 Spiele mit offiziellem Charakter fanden bisher zwischen beiden Teams statt, wovon Real 93, Barcelona hingegen „nur“ 91 für sich entscheiden konnte. 48-mal trennte man sich Unentschieden. Noch mehr historische Statistiken gibt es HIER.
  • CRISTIANO RONALDO: Bringt der Portugiese das Camp Nou mal wieder zum Schweigen? Die Chancen stehen beileibe nicht schlecht, schließlich traf der dreimalige Weltfußballer in bislang sieben Liga-Clásicos im Camp Nou schon fünfmal (insgesamt in Barcelona sogar schon zehnmal). Nur Paco Gento (acht Tore aus 16 Spielen) hat in La Liga mehr Treffer auf dem Konto.
  • DIE 100 IM BLICK?: Gäbe es einen besseren Ort, um die 100 vollzumachen? 33 Liga-Spiele bestritt man bisher unter Zidane, erzielte 99 Tore. Im Camp Nou könnte nun also die 100er-Schallmauer fallen. Oder das 28. Gegentor…
  • „JUBILÄUM“: Der Clásico ist Reals 50. Pflichtspiel im Kalenderjahr 2016. Die Jahresbilanz: 37-10-2 bei 140:44 Toren.
  • MARKTWERTE: In welchen Dimensionen sich dieses Duell bewegt, wird einem bei einem Blick auf die Marktwerte erst so richtig bewusst. Die Königlichen werden dabei mit einem Gesamtwert von 775 Millionen etwas höher bewertet als die Katalanen mit 764 Millionen Euro (laut transfermarkt.de). Unfassbare Summen.

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Barcelona's Argentinian forward Lionel Messi (L) argues with Real Madrid's Spanish defender Sergio Ramos during the Spanish league football match between Real Madrid CF and FC Barcelona at the Santiago Bernabeu stadium in Madrid on March 2, 2019. (Photo by CURTO DE LA TORRE / AFP) (Photo credit should read CURTO DE LA TORRE/AFP via Getty Images)

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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