Spielbericht

Joveti? schockt Real – bittere Last-Minute-Pleite im Pizjuán

Real kann also doch noch verlieren. In einer über weite Strecken taktisch geprägten Partie gehen die Königlichen am 18. Spieltag beim FC Sevilla trotz zwischenzeitlicher Führung mit 1:2 als Verlierer vom Platz. In einer hektischen Schlussphase drehten die Andalusier die Partie durch ein Eigentor von Sergio Ramos und einen Treffer von Neuzugang Stevan Jovetic.

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Sevilla's Montenegrin forward Stevan Jovetic (R) celebrates with Sevilla's French forward Wissam Ben Yedder after scoring the 2-1 victory goal during the Spanish league football match Sevilla FC vs Real Madrid CF at the Ramon Sanchez Pizjuan stadium in Sevilla on January 15, 2017. Sevilla won 2-1. / AFP / CRISTINA QUICLER (Photo credit should read CRISTINA QUICLER/AFP/Getty Images)
Stevan Joveti? (r.) bejubelt den Siegtreffer – Foto: Cristina Quicler/AFP/Getty Images

Zidane überrascht mit Dreierkette

SEVILLA. Da ist es also passiert. Real Madrid hat am 18. Spieltag der Primera División beim FC Sevilla die erste Niederlage der Saison kassiert, wodurch nicht nur der Vorsprung auf die Andalusier auf einen Punkt zusammenschmolz, sondern gleichzeitig auch die Serie von 40 ungeschlagenen Partien in Serie endete. Cristiano Ronaldo hatte seine Farben zwar per Elfmeter in Führung gebracht (67.), Sevilla gelang durch ein Eigentor von Sergio Ramos (85.) und den Treffer von Joker Stevan Joveti? (90.+3) allerdings noch die späte Wende.

Nach der totalen Rotation im Rückspiel am Donnerstag griff Zinédine Zidane wieder auf sein Stammpersonal zurück, wartete aber nichtsdestotrotz mit einer mittelgroßen Überraschung auf: In Person von Sergio Ramos, Raphaël Varane und Nacho Fernández standen drei nominelle Innenverteidiger auf dem Feld, die von Daniel Carvajal und Marcelo flankiert wurden und situativ eine Dreier- respeketive Fünferkette bilden sollten – ein Schachzug, mit dem wohl nur die wenigsten gerechnet hatten. Davor versuchte sich das Dreiermittelfeld Casemiro, Toni Kroos und Luka Modrić, ganz vorne lief das Sturmduo Cristiano Ronaldo und Karim Benzema auf.

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Viel Taktik, wenig Spektakel

Im Vergleich zum Schlagabtausch vor drei Tagen begann die Partie im Pizjuán diesmal erwartungsgemäß verhalten. Abtasten war zunächst angesagt, beiden Teams war anzumerken, dass Fehler um jeden Preis vermieden werden sollten. Für den ersten Aufreger sorgte nach guten zehn Minuten Modrić, der sich auf rechts clever gegen Rami durchsetzte, vom Franzosen im letzten Moment allerdings doch noch entscheidend gestört werden konnte, sodass die Flanke für den blank stehenden Ronaldo doch etwas zu hoch geriet. Ansonsten spielte sich das Geschehen weitestgehend zwischen den Strafräumen ab, wobei Sevilla optisch sogar ein wenig überlegen war. Bis auf eine Halbchance von N’Zonzi nach einer Ecke, als sich Navas ein wenig verschätzte, und einem letztlich harmlosen Distanzschuss von Nasri sprang in der ersten halben Stunde allerdings wenig Gefährliches auf Seiten der Sevillanos heraus.

Real beschränkte sich überwiegend aufs Kontern, tat sich aber seinerseits schwer, klare Chancen zu kreieren. Auch hier blieb es vorerst bei einem harmlosen Abschluss von Ronaldo aus spitzem Winkel. Sowohl die Gastgeber als auch die Königlichen verteidigten diszipliniert und ließen gar nichts bis wenig zu, die Stürmer auf beiden Seiten hangen überwiegend in der Luft. Erst in Minute 34 musste Navas das erste Mal richtig eingreifen, Nasris Abschluss mangelte es jedoch an Präzision und Druck.

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Der Abschluss des Franzosen hatte dennoch einen kleinen Wachmacher-Effekt auf die Mannen von Jorge Sampaoli, die in der Folge den Druck erhöhten und sich stückweise an das Tor der Madrilenen herantasteten. Letztlich scheiterte man aber immer wieder am letzten Pass. Just in dieser Druckphase fiel fast der überraschende Führungstreffer für die Merengues, Ronaldo setzte die tolle Vorarbeit von Benzema per Direktabnahme aus aussichtsreicher Position allerdings deutlich am langen Pfosten vorbei (39.). Ansonsten gab es für die Zuschauer vor Ort wenig Spannendes zu sehen, folgerichtig ging es bei 5:5 Torschussversuchen und 56:44 Prozent Ballbesitz für die Heimmannschaft in die Kabinen.

Ronaldo eiskalt, Sevilla dreht das Spiel

Den besseren Start in Hälfte zwei erwischte Sevilla, das sich vom Wiederanpfiff weg in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnte und durch Vázquez auch gleich den ersten Warnschuss abgab. Die Königlichen benötigten gute fünf Minuten, um sich zu sortieren und näherten sich durch einen Marcelo-Fernschuss ebenfalls das erste Mal in der zweiten Halbzeit dem gegnerischen Gehäuse an. Und es ging zunächst relativ munter weiter: Erst scheiterte Ben Yedder an Navas (55.), dann Ronaldo im Nachschuss aus spitzem Winkel (56.). Insgesamt blieb es jedoch bei Halbchancen, richtige Hochkaräter ließen weiter auf sich warten. Ein derartiger bot sich nach 63 Minuten Benzema, als dem Franzosen im Getümmel der Ball vor die Füße sprang, dieser den Ball aber aus wenigen Metern über das Tor setzte. Kurz zuvor hatte Ronaldo bereits einen Querpass auf die völlig freistehende Nummer 9 nicht an den Mann gebracht.

Real wurde stärker – und ging nach 67 Minuten schließlich in Führung. Ronaldo verwandelte esikalt vom Elfmeterpunkt, vorausgegangen war eine starke Balleroberung von Carvajal gegen Escudero, der das Geschenk des herausstürmenden Sergio Rico dankend annahm. Aus elf Metern zeigte der Weltfußballer im Anschluss keine Nerven und brachte seine Farben in Front. Sevilla versuchte in der Folge nochmals die Schlagzahl zu erhöhen, schaffte es aber vor allem aufgrund eines mangelhaften Nachrückverhaltens nicht wirklich Druck zu erzeugen. Ramos und Konsorten hielten den Laden dicht und kauften der sevillanischen Offensive mit hervorragender Raumaufteilung und kompromisslosen Zweikampfverhalten den Schneid ab.

Doch so überraschend der Führungstreffer für die Blancos gefallen war, so überraschend traf auch plötzlich Sevilla zum Ausgleich: Nach unnötigem Foul von Marcelo auf der linken Seite brachte Sarabia den fälligen Freistoß mit viel Zug vor das Gehäuse, Ramos versuchte noch zu retten was zu retten war und köpfte den Ball unglücklich ins eigene Tor. Ausgleich, alles wieder offen (85.). Und das sollte es nicht gewesen sein: Angetrieben von den leidenschaftlichen Fans gingen die Gastgeber jetzt aufs Ganze und wurden in der dritten Minute der Nachspielzeit sogar mit dem Siegtreffer belohnt. Benzema ließ sich nach einem Einwurf wie ein Schuljunge den Ball vom Fuß spitzeln, der eingewechselte Joveti? schnappte sich den Ball und hielt aus 25 Metern halblinker Position einfach mal drauf – und traf. Navas verspekulierte sich komplett und stand viel zu weit im Eck, konnte deshalb den eigentlich sehr zentralen Schuss nicht mehr entscheidend abwehren. Der umjubelte Siegtreffer für Sevilla und die erste Niederlage für Real seit 40 Spielen.

Nächste Copa-Runde bereits am Mittwoch

Durch den Sieg rückt Sevilla nun (bei einem Spiel weniger) bis auf einen Zähler an die Königlichen heran, der Vorsprung auf Barcelona beträgt aktuell zwei Zähler. Weiter geht es bereits am Mittwoch im Pokal (21:15 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker), Gegner im Viertelfinale der Copa del Rey ist Celta Vigo. Nächster Kontrahent in der Liga ist am Samstag (16:15 Uhr) der FC Málaga.

Spielstatistik

FC SEVILLA: S.Rico – Mariano, Rami, Pareja, Escudero – N’Zonzi, Iborra (77. Sarabia) – Vitolo, Nasri, Vázquez (68. Joveti?) – Ben Yedder (92. Vietto).

REAL MADRID: Navas – Varane, Ramos, Nacho – Carvajal, Modrić, Casemiro, Kroos (75. Kovačić), Marcelo – Benzema, Ronaldo.

Tore: 0:1 Ronaldo (67./Elfmeter), 1:1 Ramos (85./Eigentor), 2:1 Jovetic (90.+3)

Gelbe Karten: Nasri, N’Zonzi  Marcelo
Stadion: Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán, Sevilla

Das Video zum Spiel | Alle Videos

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Hoffe die sinnlose Aufstellung bleibt ein einmaliger (fehl-)versuch...
Und wird zeit, dass courtois kommt, ich meine navas' stellungsspiel beim 2:1 war ja mal katastrophal... Eindeutig sein tor...
 

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