Noten zum 18. Spieltag: Es hätte so schön sein können

Wie bitter! Reals Rekordserie wird in den Schlussminuten beendet – ein eigentlich guter Auftritt in aussichtsreichem System daher beschmutzt. Doch ist an der späten 1:2-Niederlage gegen Sevilla nicht nur Fortuna schuld, sondern auch unglückliche Eigenakteure wie Keylor Navas oder Cristiano Ronaldo, wohingegen Carlos Casemiro und Dani Carvajal fast perfekte Spiele hinlegten. Es hätte so schön sein können. Die REAL TOTAL-Noten zum 18. Spieltag der Primera División.

Nils Kern16.01.2017, 01:37 Uhr

04 Min. Lesedauer888

SEVILLE, SPAIN - JANUARY 15: Stevan Jovetic of Sevilla FC celebrates after scoring the second goal for Sevilla FC during the La Liga match between Sevilla FC and Real Madrid CF at Estadio Ramon Sanchez Pizjuan on January 15, 2017 in Seville, Spain. (Photo by Aitor Alcalde/Getty Images) — Hätte Jovetic mal nicht in Minute 92 getroffen… *Foto: Aitor Alcalde/Getty Images*

Startelf

Keylor Navas

Helme auf: Torwartfrage im Anflug! Und das nicht ganz zu unrecht: Seiner Form aus der Vorsaison hinterher hechtend, griff Keylor Navas auch beim 1:2 der Sevillanos ins Leere. Fünf Meter vor der Torlinie. Zwar verhinderte der Costa Ricaner die eine und andere Chance der Hausherren, und zeigte mit Ball am Fuß schon unsichere Auftritte, ließ es dennoch bei einigen Standards und anderen hohen Bällen an Strafraumsicherheit vermissen. Und dann dieser zweite Gegentreffer – kein guter Auftritt des 30-Jährigen, der sich nun einige Fragen gefallen lassen muss. REAL TOTAL-Note: 4.

Raphaël Varane

Wie bei vielen anderen Akteuren gilt auch bei Raphaël Varane: Wäre dieser späte Rückstand nicht, gäbe es wohl keinerlei Zweifel an einer guten Bewertung. Dennoch: Der Franzose agierte in einer gesunden Mischung aus Aufmerksamkeit und Aggressivität, fand in Vitolo aber einen sehr widerspenstigen Gegenspieler. Dennoch klärte er einige Male in und vor dem eigenen Strafraum, spielte mit 89 Prozent Pässen sehr sicher, und versuchte sich auch mal mutig nach vorne. Eigentlich ein guter Auftritt des 23-Jährigen. REAL TOTAL-Note: 2,5.

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Sergio Ramos

Welch eine Geschichte. Mal wieder: Im Pokalrückspiel noch der ausgebuhte Held, ging Sergio Ramos aus dem Liga-Spitzenduell mit nicht weniger Beleidigungen als Pechvogel des Tages hervor. Sein unglückliches Eigentor zum 1:1 befleckt eine grundsolide Leistung, in der er trotz des Drucks der Ränge und in neuer Rolle als gefühlter Libero voll aufging. Tief stehend, traute er sich (in „Abwesenheit“ der lange offensiveren Kroos und Modric) im Aufbauspiel mal wieder viel zu und brachte auch viel Gutes auf den Platz. Herr der Lüfte, aufmerksam bei Gegenstößen, Risiken vermeidend, eigentlich ein großes Spiel – das jedoch mit viel Pech für den verschmähnten Sevillano ausging. REAL TOTAL-Note: 3.

Nacho Fernández

Kompromiss- und schnörkellos, nahezu fehlerfrei (87-prozentige Pass-Quote, wenn auch nicht oft zu sehen, erst recht nicht offensiv. Ein klassischer Nacho Fernández, der sich in Dreierkette und als Marcelo-Rückenfreihalter gut tat. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Dani Carvajal

Welch ein Kontrast! Im Pokalrückspiel war Reals rechte Seite aufgrund Danilo die Schwachstelle, an diesem Sonntag das Prunkstück. Dank Dani Carvajal! Maximaler Einsatz, stets aufmerksam und mit guten Offensivszenen (Benzema verpasste eine Hereingabe, dafür wurde der Elfmeter rausgeholt) lieferte der 25-Jährige ein riesen Spiel ab, Seine Waden dürften brennen, so oft wie der als Rechtsaußen aufgestellte Spanier hinten aushalf und Varane unterstützte. Kombinationen mit Modric klappten, sein Pressing nötigte Gegenspieler nur zu Befreiungsschlägen und dann dieses Dribbling zum Elfmeter, aber auch der kurze Einwurf auf Benzema vor dem 1:2… REAL TOTAL-Note: 2.

Luka Modri?

Halbzeit eins: „Godri?“. Halbzeit zwei: Madig. Okay, so krass auch nicht, aber die Bezeichnungen harmonieren so gut mit seinem Namen. Dennoch: Über Luka Modrić ging im ersten Durchgang jeder Angriff. Doch „Gib den Ball zu Luka, wird schon klappen“, kann eben nicht immer klappen. Guter Einsatz, tolles Pressing, aber auch viel Pech dank enger Bewachung oder hoher Anspiele – es gab schon glücklichere Auftritte des 31-Jährigen, der einige Chancen kreierte, aber nach nur 69-prozentiger Pass-Quote zur Halbzeit von Zidane nach dem Seitenwechsel etwas umpositioniert wurde. Oder waren es am Ende gar konditionelle Gründe, aufgrund derer er in Halbzeit zwei etwas abtauchte? REAL TOTAL-Note: 3.

Carlos Casemiro

Wo sind die hoch gestellten blonden Haare? Oder gibt es eine neue, achte Form des Super-Saiyajin: Kurzhaarig und dunkelhäutig? Egal: Carlos Casemiro hätte wohl selbst Son-Goku einen Dragonball geklaut, so viele Tacklings legte der Brasilianer gegen Sevilla auf den Platz. Doch ließ Reals selbsternannter „Turm in der Schlacht“ nicht nur die Muskeln spielen, sondern auch das Köpfchen: Clever holte er Freistöße am eigenen wie gegnerischen Strafraum raus und stieß Seitenwechsel nicht ins Seitenaus, sondern an den Mitspieler. Am Boden wie in der Luft eine Macht und mit 96-prozentiger Pass-Quote der beste Madrilene, leistete sich der 24-Jährige nur einen Fauxpas, den Navas jedoch ausbügelte. Trotzdem: Genkidamastark! REAL TOTAL-Note: 1.

Toni Kroos

Das Äquivalent zu Kollege Modric: Im ersten Durchgang kaum zu sehen, wenn dann nur im letzten Spieldrittel, taute Toni Kroos nach dem Seitenwechsel allmählich auf und versuchte das königliche Spiel anzukurbeln. Er überzeugte eher passiv als durch das Spiel am Ball, beispielsweise durch situatives Pressing und sein Verschieben. Hatte er dann mal das Spielgerät (Pass-Quote von 93 Prozent), wurde es gelegentlich gefährlich – wie bei dem Pass in Ronaldos Lauf. Dennoch gab es schon bessere Auftritte des 27-Jährigen, der mit dem physischen Druck der Hausherren nicht immer klar kam und auch schon bessere Standards von sich gab. Nach 75 Minuten war Schluss. REAL TOTAL-Note: 3,5.

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Marcelo

Endlich war Marcelo auch auf dem Blatt ein Linksaußen. Endlich hatte er seinen Freifahrtschein sich noch seltener in der eigenen Hälfte aufzuhalten – Rückenfreihalter Nacho sei Dank. Bis auf einige nette Direktweiterleitungen gab es im ersten Durchgang wenig von ihn zu sehen. Das änderte sich, er änderte sich und fand auch in der Zentrale immer mehr Platz zum Austoben, allerdings kein Glück bei Flanken oder Abschlüssen. Eines fand er noch: Eine gelbe Karte, deren Freistoß zum 1:1 führte… REAL TOTAL-Note: 3.

Karim Benzema

Ach, Karim. Hätte seine Doppel-Chance mal zum Erfolg geführt, und hätte sein Ballverlust nach Nacho-Einwurf in Minute 92 mal nicht zum Erfolg Sevillas geführt, es hätte (erneut) sein Abend werden können. So bleiben nur grandiose „One Touches“, ein alles andere als lustlos vorgeführtes Anlaufen, und gute Kombinationsversuche mit dem unglücklichen Ronaldo in Erinnerung. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Cristiano Ronaldo

„Unlucky!“ Cristiano Ronaldo nimmt nicht am Pressing teil, soll er auch nicht – ein CR7 soll auf Chancen lauern, tat er auch. Allerdings ohne Glück. Benzema-Zuspiele, der Kroos-Pass in den Lauf, ein abgewehrtes Abspiel im Strafraum auf Benzema nach Kroos‘ Balleroberung… dazu zweimal zu leicht im Strafraum gefallen und ein gefährliches Handspiel in der Nähe des eigenen Strafraums. Aber auch: den verwandelten Elfmeter gegen seinen Lieblingsgegner (23 Tore in 16 Duellen mit Sevilla). Ein CR7 muss nicht aggressiv sein, aber dafür treffsicher. Er hätte heute das Spiel (noch früher und deutlicher) entscheiden können. REAL TOTAL-Note: 3,5.

Einwechselspieler

Mateo Kovačić

Zwar standen Mateo Kovačić 25 Minuten zur Verfügung, als er in der 75. Minute als einziger Eingewechselter für Toni Kroos kam, doch war von ihm wenig zu sehen. Das kann man negativ bewerten, aber aufgrund des wechselnden Spiels (Real immer schwächer, Sevilla immer stärker), bleibt der Kroate ohne Bewertung.

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