
PAMPLONA. „Spiele zwischen dem Ersten und Letzten der Tabelle mag ich nicht“, erklärte Zinédine Zidane vor dem 22. Spieltag. Nach den 90 Minuten gegen ein mutiges, kämpfendes Osasuna weiß man, warum. Und das, obwohl die Königlichen kaum noch über Verletzungen klagen können: Nur Gareth Bale und der Gelb-gesperrte Toni Kroos fehlten nach der zwölf-tägigen Zwangspause. Doch von den fünf Verletzungs-Rückkehrern, befanden sich nur Luka Modrić und Marcelo in einer erneuten Experiment-Startelf des Franzosen: Navas – Varane, Ramos, Nacho – Danilo, Modrić, Casemiro, Isco, Marcelo – Benzema, Ronaldo.
Zu statisch: 3-5-2-Experiment scheitert
Madrid, wie schon bei der späten und unglücklichen 1:2-Niederlage in Sevilla in einem 3-5-2, sah in den Anfangsminuten noch gut aus. Die Gäste schienen sich die Hausherren zurechtzulegen und Chancen zu suchen. Doch das Spiel der Weißen verlahmte mehr und mehr, wurde statisch. Und weil sich auf der linken Seite Isco, Marcelo, Benzema, Casemiro und Modric teilweise auf den Füßen standen, ging es nicht voran. Speziell Isco und Benzema zeigten sich zwar sehr aktiv und wurden oft gesucht, doch Chancen kamen dadurch lange nicht zustande. Ganz anders bei Osasuna: Der Tabellenletzte stellte die Königlichen zu und falls selbst im Ballbesitz, ging es schnell und direkt nach vorne. Mal fehlte dann bei Hereingaben die Genauigkeit, doch musste Keylor Navas früh und einige Male eingreifen. Mit 6:7 hatten die Mannen von Petar Vasiljevic zur Halbzeit sogar mehr Schüsse zu verzeichnen, doch ging auf beiden Seiten nur jeweils einer rein: Der brandgefährliche Sergio León glich nach 33 Minuten Cristiano Ronaldos Führung (24.) zum 1:1 aus. Bei der königlichen Führung überzeugte Benzema als Vorlagengeber, nachdem Modric und Casemiro aufbauten, ehe CR7 vollstreckte und Keeper Sirigu nicht gut aussehen ließ. Auf der Gegenseite war León hingegen Varane entwischt und packte dann einen sehenswerten Chip über den chancenlosen Navas aus.
Offensiv wie defensiv ließ die Vorstellung der Merengues zu wünschen übrig. Wenig Kreativität vorne, wenig Ordnung hinten. Dabei stand man bei gegnerischem Ballbesitz oft in einem 4-4-2 mit Danilo als Rechtsverteidiger. Auch wenn Marcelo, Isco und Benzema viel versuchten – Osasuna machte es Real alles andere als einfach, griff auch zu harten Fouls und sammelte schon im ersten Durchgang zwei gelbe Karten.
Madrid im 4-4-2 besser und mit mehr Tor-Chancen
Nach dem Seitenwechsel gab Zidane das erneute System-Experiment mehr und mehr auf. Speziell nach Leóns nächster, früher Tor-Chance, die Navas mal wieder zunichte machte, und Danilos verletzungsbedingter Auswechslung sah es defensiv besser aus und auch Nacho konnte als Rechtsverteidiger immer mehr überzeugen. Doch wussten die Merengues im Ballbesitz oft nur wenig anzufangen, so sah sich selbst ein Modric regelmäßig zu Rückpässen hingerissen – was auch an mangelnden Anspielstationen in der Spitze lag. Ronaldo lauerte am Strafraum und wenn Benzema mal eine Pause einlegte, stand Madrid. Selbst Konter verpufften, so vertendelte Ronaldo einige Bälle und hier und da fehlte es an Genauigkeit. Auf Müdigkeit aufgrund der vergangenen Wochen kann man das statische Spiel nicht schieben – vor dem 22. Spieltag war Madrid zwölf Tage lang nicht im Einsatz.
Noch länger nicht auf dem Feld: James Rodríguez. Der Kolumbianer kam nach 57 Minuten für den souveränen und verletzten Danilo und versuchte viel, hätte sich zwei Assist-Punkte verdient gehabt. Mit ihm auf dem Platz und wieder im eingespielteren 4-4-2 wurde es besser, während Osasuna nach und nach Entlastungsangriffe und Kraft ausgingen. Das 2:1 folgte in Minute 62: Casemiro bediente Benzema, der sich im Strafraum durchzusetzen versuchte, den Ball verlor, aber Isco war herbeigeeilt und schloss ab – veredelte seinen damit bemühten, wenn auch nicht immer glücklichen Auftritt. Damit wurde auch die 100-Saisontore-Grenze für 2016/17 geknackt.
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Harte Generalprobe vor dem CL-Achtelfinale
Im Gegensatz zum 5:2 im Hinspiel wollte sich der Tabellenletzte nicht so einfach geschlagen geben und kam durch León noch zu Chancen, scheiterte aber immer wieder am starken Navas. Als dann noch erst Ronaldo, danach Ramos zwei größere Chancen vergaben und dem portugiesischen Weltfußballer ein Elfmeter verwehrt wurde, kam die Hektik ins Spiel. Zidane brachte vor Mateo Kovacic auch Lucas Vázquez, welcher (nach James‘ Zuspiel) ebenfalls elfmeterwürdig zu Fall kam und ansonsten wohl getroffen hätte. Machte nichts: In der dritten Minute der Nachspielzeit machte der 25-Jährige den Sack zu – 3:1.
Konnte der Tabellenführer mit dem 1:1-Halbzeitstand noch sehr zufrieden sein, geht der Erfolg aufgrund einer besseren zweiten Halbzeit in Ordnung, zumal die Königlichen auch noch zwei Elfmeter verdient gehabt hätten. Derartige System-Experimente sollte Zidane in Zukunft überdenken, wobei die Blancos auch im 4-4-2 gegen den Tabellenletzten souveräner, dominanter und mit mehr Kreativität auftreten müssen. Die Generalprobe vor dem Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Neapel (Mittwoch, 20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) hatte man sich jedoch sicher etwas einfacher vorgestellt.
Spieler des Spiels
Sicher: Isco und Karim Benzema legten gute Auftritte hin, doch ist Madrid mit ihnen auch nur zu zwei Toren gekommen. Wie es wohl ohne Keylor Navas gewesen wäre? Sergio León dürfte jedenfalls von Madrids Schlussmann träumen, der nicht nur einige Chancen zunichte machte, sondern auch stets aufmerksam Hereingaben und Zuspiele unterband. Klasse Auftritt des Costa Ricaners, der die aufkommende Torwartdiskussion im Keim erstickt.
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