Reportage

Der „Opa“ blüht noch mal auf

Er war schon weg vom Fenster, doch urplötzlich hat der 34-jährige Routinier Ricardo Carvalho wieder richtigen Spaß am Fußball gefunden – das Ganze in der spanischen Hauptstadt und bei keinem anderen Verein! Im Kreise der Königlichen erlebt der Portugiese wenige Monate bevor sich die Wege trennen ein, so kann man es nennen, goldenes letztes Kapitel... ein Happy End!

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Ricardo Carvalho ist froh, dass es zum Ende seiner Real-Zeit gut für ihn läuft

Knieverletzung wurde zum großen Verhängnis

MADRID. Es war doch eigentlich schon vorbei – eigentlich. Nachdem Ricardo Carvalho in Jahr eins unter José Mourinho noch unumstrittener Stammspieler in der Innenverteidigung war und dies auch zu Beginn der vergangenen Saison sein sollte, änderte sich die Situation des Portugiesen aufgrund einer hartnäckigen Knieverletzung, die ihn im September 2011 für vier Monate außer Gefecht setzte, schlagartig. „The Special One“ vertraute Sergio Ramos fortan die vakant gewordene Position in der Zentrale neben Pepe an, wofür Álvaro Arbeloa die rechte Seite beackerte – bis zum heutigen Tage steht dieses Gerüst. Ohne Carvalho. Der mittlerweile 34-Jährige blieb seit seiner Genesung nur der Platz auf der Ersatzbank, oft musste er sich im Innenverteidiger-Kampf sogar gegen Raúl Albiol und den gerade einmal 19 Jahre alten Raphaël Varane geschlagen geben und landete so auf der Tribüne. Der tiefe Fall eines Verteidigers europäischen Formats. „Es war sehr schwer, sich mit der Reservistenrolle abzufinden. Eine Verletzung hat mich für eine lange Zeit außer Gefecht gesetzt und plötzlich änderte sich meine gesamte Situation“, so Carvalho, dessen Abschied daher im Sommer 2012 besiegelt schien.

„Eine Verletzung und alles hat sich verändert…“ Ricardo Carvalho über seine vollkommen veränderte Rolle in Madrid

Doch er blieb, was das Trainerteam ziemlich überraschte, wie Mourinho später öffentlich erklären sollte. Er blieb und gehörte weiter zu den Reservisten. Einsätze? Fehlanzeige. Die Chance, dass sich der Routinier seinen Stammplatz zurückerobern konnte, gingen gegen null. Zu stabil das Duo Pepe-Ramos, zu gut die Nachrücker Albiol und Varane. Ging es auf Presserunden mal um Carvalho, meinte Reals Cheftrainer Mourinho, der den Abräumer schon in Porto und beim FC Chelsea unter seinen Fittichen hatte, kühl: „Nun gut, wir haben mit Pepe, Ramos, Albiol und einem 19-jährigen Talent namens Varane schon vier Top-Spieler… Aber wenn Ricardo mal gebraucht werden sollte, dann wäre er ganz sicher bereit.“ Ricardo Carvalho, das fünfte Rad am Wagen! Dass sein Vertrag am Ende der laufenden Saison nicht verlängert wird, machte Mourinho übrigens weiß Gott nicht zum Geheimnis.

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Carvalho wird gebraucht und überzeugt

[dataset id=1]Im Sommer 2012 tat sich nichts und auch in der aktuellen Transferzeit wird sich in der Causa Carvalho nichts tun. Weder geht der 34-Jährige nach Mailand zum AC noch zu den Queens Park Rangers, Deportivo La Coruña oder Raúl-Klub Al-Sadd Sports Club (REAL TOTAL berichtete). Warum? Weil man ihn an der Concha Espina zum Ende seiner Real-Zeit durch Einsätze noch mal so richtig aufblühen lässt. Pepe fehlt verletzt, Sergio Ramos fehlt gesperrt – doch dank dem eleganten, abgeklärten, fehlerlosen und grundsoliden Spiel des Champions-League-Siegers von 2004, der mittlerweile nicht mehr die 2, sondern die 11 auf dem Rücken trägt, macht sich das Fehlen beider quasi überhaupt nicht bemerkbar! Carvalho kommt nicht nur wieder zum Zug, er meistert seinen Job darüber hinaus sogar auch erstklassig. Mourinho ist davon wenig überrascht. Nicht, weil er seinen langjährigen Weggefährten so langsam auf dem Kieker hat. Im Oktober des letzten Jahres meinte der 49-Jährige ja bekanntlich: „Falls wir eines Tages Probleme in der Innenverteidigung haben und uns Leute fehlen sollten, dann wird Ricardo absolut bereit sein, um zu helfen.“ Er tut es! Alleine in diesem Jahr absolvierte Carvalho 270 von 360 Minuten…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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