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Ein Jahr für die Geschichtsbücher: Zidanes Real macht sich unsterblich

Spanische Meisterschaft, Supercopa de España sowie die Titelverteidigungen in Champions-League, Super Cup, und Klub-WM: Mit fünf gewonnenen Trophäen ist das Jahr 2017 das erfolgreichste in Real Madrids ruhmreicher Geschichte. Und dennoch war nicht alles perfekt. REAL TOTAL blickt zurück.

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Fotos: Oscar del Pozo & Giuseppe Cacace/AFP/Getty Images/Handout/UEFA via Getty Images

Clásico-Klatsche: Des Jahres unwürdig

MADRID. Abpfiff, Pfeifkonzert. Real Madrids Pflichtspieljahr 2017 endete mit einem Knall. Und das auch noch einen Tag vor Heiligabend. Und das auch noch im Estadio Santiago Bernabéu gegen den FC Barcelona. Die Königlichen unterlagen ihrem Erzrivalen 0:3 und liegen nun satte 14 Punkte von der Spitze der Primera División entfernt auf Platz vier.

Unwürdig ist das Adjektiv, das zutrifft, um den Abschluss des Kalenderjahres zu beschreiben. Unwürdig im Hinblick auf die stets hohen Ansprüche des Klubs, aber vor allem angesichts dessen, was 2017 dem Madridismo zuvor geboten hatte. Allein mit dem Double im Frühjahr vollbrachte das Starensemble von Erfolgscoach Zinédine Zidane Historisches.

33. Meisterschaft! Die Königlichen erreichten im Mai ihr größtes Ziel des Jahres 2017 – Foto: Sergio Camacho/AFP/Getty Images

Nach Liga-Titel: Madrid schreibt international Geschichte

Erst fuhr Real die erste spanische Meisterschaft seit 2012 ein, um zwei Wochen später in Cardiff mit der Verteidigung des Champions-League-Titels Geschichte zu schreiben. Das 4:1 gegen Italiens Double-Gewinner Juventus Turin glich über weite Strecken einer Demontage. Real, die gefühlt unschlagbare Übermacht im Weltfußball, positionierte sich abermals dort, wo man sich dem eigenen Anspruch zufolge immer befinden will und muss. Immer. Alles andere als der erste Platz gleicht bei dem stets erfolgsgierigen Klub einer Niederlage.

https://www.youtube.com/watch?v=ii-Tsv2XtJU

Reals Weg zur „Duodécima“: Ronaldo überragt

Mit starken Auftritten in den vorherigen Runden gegen den FC Bayern München und Atlético Madrid hatte sich Reals großer Coup von „la Duodécima“ abgezeichnet. Auch dank eines überragenden Cristiano Ronaldo, der ab dem Viertelfinale bis zum Endspiel satte zehn Tore erzielte und eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass das Alter bei ihm bloß eine Zahl ist.

  • 12. April: Real trifft im Viertelfinale der Königsklasse auf Bayern München und gewinnt das Hinspiel auf deutschem Boden trotz Rückstands 2:1. Arturo Vidal hatte den FCB in Führung gebracht (25.), verpasst es folglich aber, einen unberechtigten Handelfmeter zum 2:0 zu verwandeln (45.+1). Nach der Halbzeit übernimmt Real die Spielkontrolle und dreht die Partie dank eines Doppelpacks von Cristiano Ronaldo (47./77.).

https://www.youtube.com/watch?v=94guBygu7gw

  • 18. April: Real geht mit einem 2:1-Vorsprung ins Viertelfinal-Rückspiel im Santiago Bernabéu, verspielt diesen aber. Nach 90 Minuten führen die Bayern 2:1 – Robert Lewandowski erzielt per Elfmeter die Führung (53.), Cristiano Ronaldo gleicht aus (76.), doch unmittelbar danach unterläuft Sergio Ramos ein Eigentor (77.) In der Verlängerung machen die Blancos in Person von Ronaldo (104./109.) und Marco Asensio (112.) aber noch drei Tore. 4:2 heißt es am Ende eines Spektakels.

https://www.youtube.com/watch?v=xSGpPF5wRos&

  • 2. Mai: Die Königlichen lassen Atlético beim Halbfinal-Auftakt keine Chance! Das Hinspiel im Bernabéu geht mit 3:0 klar an Real. Der alles überragende Mann: Cristiano Ronaldo, der alle Tore erzielt (10./73./86.). Die Königlichen mit einem Bein im Finale.

https://www.youtube.com/watch?v=i7_isTY95nY

  • 10. Mai: Real zieht zum zweiten Mal in Folge und zum dritten Mal seit 2014 ins Champions-League-Endspiel ein. Im Halbfinale gegen Atlético verliert das weiße Ballett den zweiten Schlagabtausch zwar 1:2, ist wegen des Hinspiel-Erfolgs aber trotzdem weiter. Die „Rojiblancos“ schnuppern dank früher Treffer von Saúl Ñíguez (12.) und Antoine Griezmann (16./FE) am Wunder, doch kurz vor der Halbzeit verkürzt Isco und markiert das wichtige Auswärtstor (42.), mit dem die K.o.-Runde entschieden ist.

https://www.youtube.com/watch?v=f-nA8FqY7Ow

Das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte

Das Jahr 2017 geht mit den Erfolgen in der Liga, der Champions League, der Supercopa de España sowie beim UEFA Super Cup und bei der FIFA Klub-WM als das erfolgreichste in die ruhmreiche Geschichte des Weltvereins ein. Nie zuvor hatten die Madrilenen innerhalb eines Kalenderjahres gleich fünf Titel geholt. Der Schlüssel: Geschlossenheit, Ehrgeiz und Qualität – auch in der Breite des Kaders. Das Rotationsprinzip erwies sich als goldwert.

Hunger nicht gestillt: Zidane-Team überbietet sich selbst

Zidane und seinen Stars gelang es, sich nach dem fantastischen Jahr 2016 – „la Undécima“, Super Cup, Klub-WM – selbst zu toppen. Eine denkmalwürdige Leistung, vor der es den Hut zu ziehen gilt. Schließlich zeigt die Leistungskurve einer Mannschaft nach derart großen Triumphen in der Regel nicht nach oben, sondern nach unten. Bei Real ist erst jetzt, nach dem zweiten erfolgreichen Spieljahr in Serie, wieder in der Liga der Fall.

„Wenn du dieses Gefühl kennst, Titel zu gewinnen, dann willst du sie immer wieder holen. Aber natürlich ist es nicht immer einfach, jeden einzelnen Tag motiviert zu sein. Gerade nach großen Erfolgen“, so Mittelfeldstratege Toni Kroos. 

111 Gründe, Real Madrid zu lieben

Pokal-Aus, Transferpolitik, Liga-Misere: Die Störfaktoren 2017

Ein einziger Pokal blieb Real 2017 verwehrt: die Copa del Rey. Im Januar blamierten sich die Blancos im Viertelfinale gegen Celta Vigo. Rückblickend trauern die Madridistas diesem negativen Moment aber nicht hinterher – anders als so mancher personeller Entscheidung aus dem Transfersommer. Da wäre allen voran der Angriff. Álvaro Morata wurde an Chelsea verkauft, Mariano Díaz an Olympique Lyon. 88 Millionen Euro nahm Real mit den beiden Torjägern ein, investierte das Geld jedoch in keinen neuen Stürmer. Zidane vertraute lieber Borja Mayoral, der keine gute Saison beim VfL Wolfsburg erlebt hatte.

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Ein Fehler, wie nicht wenige finden – zumal Karim Benzema in der laufenden Spielzeit bislang deutlich unter den Erwartungen bleibt. Dass Real in der Liga derart schlecht dasteht, wird auch an der Ladehemmung des Franzosen festgemacht. In zwölf Einsätzen traf er lediglich zweimal. Die Geduld etlicher Anhänger ist am Ende und die Rufe nach einer Verpflichtung für die Offensive werden immer lauter.

Leistungsabfälle sieht man an der Concha Espina alles andere als gerne. Erfolg möge bei Real auf Erfolg folgen. Immer und immer wieder. Ein Anspruch, der 2017 nach dem glanzvollen 2016 zu dem gemacht hat, was es war: ein einmaliges, eines für die Geschichtsbücher. Daran hat vor Weihnachten auch Barça nichts ändern können…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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