Statistik

Reals Problem mit der zweiten Halbzeit

„Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten“, sagte einst Sepp Herberger. Real Madrid wäre es in dieser Saison aber wohl eher recht, wenn nach 45 Minuten Schluss wäre. In diesem Fall würden die Königlichen nämlich sogar an der Tabellenspitze stehen. Doch warum bauen die Blancos im zweiten Spielabschnitt so sehr ab?

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Real ist in LaLiga immer nur 45 Minuten gefährlich – Foto: Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images

MADRID. Emotionale Aufholjagden galten eigentlich immer als die große Spezialität Real Madrids. Von Sturm-und-Drang-Fußball ab Minute 70 fehlt im Estadio Santiago Bernabéu in dieser Saison aber jede Spur. Stattdessen bekommen die Fans nur noch wirkloses Ballgeschiebe zu sehen. Wie wirklos, das offenbart die Statistik. Real stünde mit acht Punkten mehr als aktuell unangefochten an der Tabellenspitze der spanischen Liga, wenn alle Spiele nach 45 Minuten abgepfiffen worden wären. Sieben (!) Dreier wurden nach dem Seitenwechsel verspielt. Der FC Barcelona hätte in diesem Fall nur 36 statt 51 Zähler errungen.

Auf der anderen Seite würden sich die Blancos nicht einmal unter den ersten Zehn befinden, sondern nur fünf Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz stehen, wenn sie ausschließlich die zweiten Halbzeiten bestritten hätten.

Warum geht es für die Mannschaft von Zinédine Zidane nach dem Pausentee so sehr bergab? REAL TOTAL betreibt Ursachenforschung:

– Schlechte Physis

Je länger ein Spiel dauert, desto schwerer werden die Beine. Auch wenn Real mit Antonio Pintus einen der besten und anspruchsvollsten Fitnesstrainer Europas in seinen Reihen verfügt, deuten die schwachen Leistungen nach dem Seitenwechsel in erster Linie auf eine schlechte physische Verfassung des Teams hin. Die Tor-Statistik untermauert diese Annahme. Denn im Schnitt treffen Cristiano Ronaldo und Co. im zweiten Durchgang nur alle 90 Minuten, während im ersten dagegen alle 35 Minuten ein Tor fällt. Und wer nun einmal körperlich erschöpft ist, lässt häufig die letzte Konzentration und Konsequenz im Abschluss vermissen. Die Madrilenen haben die hohe Belastung in der Hinrunde mit den beiden Supercups und der Klub-Weltmeisterschaft zweifelsohne teuer bezahlt.

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– Keine Joker

Real tanzte zwar auch in der vergangenen Saison schon auf mehreren Hochzeiten, allerdings standen Trainer Zidane damals viel bessere Alternativen zur Verfügung. Die Abgänge von Álvaro Morata, James Rodríguez, Pepe und selbst Danilo taten mehr weh als gedacht und konnten bisher nicht ansatzweise von den jungen Wilden aufgefangen werden. Zidane erschöpft in wichtigen Spielen meist nicht einmal sein Wechselkontingent, was auf mangelndes Vertrauen in den Rest des Kaders hindeutet. Das erste neu verpflichtete Talent – Dani Ceballos – liebäugelt deshalb schon mit einer Blitz-Rückkehr zu Betis Sevilla. Hatte Zidane 2016/17 noch fast zwei Mannschaften, welche er nahezu beliebig rotieren konnte, zählen 2017/18 eigentlich nur zwei, drei Akteure zu seinem erweiterten Stamm.

 

– Falsche Einstellung

Hochmut kommt vor dem Fall. Ein Ansatz für die schwachen Leistungen nach der Pause könnte auch die zu Überheblichkeit neigende Einstellung des einen oder anderen Spielers sein. „Wir sind Real Madrid, am Ende gewinnen wir doch irgendwie eh“, wird sich so mancher zuletzt gedacht haben. Neuzugang Jesús Vallejo monierte nach dem 2:2 gegen CD Numancia nicht grundlos, die Mannschaft spiele viele Situationen einfach schlecht zu Ende. Nach acht Titeln in zwei Jahren fällt es den Merengues schwer, 90 Minuten lang erfolgshungrig zu sein und auch einmal kompromisslos den Deckel auf ein Spiel zu setzen. Die Worte von Zidane in der Kabine, der sich mehr als Spielerkumpel gibt und auf Wutreden verzichtet, scheinen nicht mehr richtig anzukommen.

FAZIT: Letztlich tragen sicher alle genannten Faktoren – der eine mehr, der andere weniger – zu dem Leistungsabfall bei. Klar ist: 45 ordentliche Minuten reichen Real nicht mehr, um auf nationalem Boden zu bestehen. Nicht einmal gegen einen Aufsteiger wie den FC Girona. „Hasta el final, vamos Real“, muss wieder das Motto der Mannschaft lauten. Sonst droht garantiert auch in der Champions League gegen Paris Saint-Germain (14. Februar, 6. März) das böse Erwachen.

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Kommentare
Also, ich dachte mir schon, dass RM sich OFT was im zweiten Durchgang kaputt machte und Barca genau da punktete. Aber ... Dass es 23 (!) Punkte Unterschied sind (19 aktuell + 4 aus dem "erste Halbzeit"-Vergleich) ... WOW! Vierundzwanzig!!
 
Also, ich dachte mir schon, dass RM sich OFT was im zweiten Durchgang kaputt machte und Barca genau da punktete. Aber ... Dass es 23 (!) Punkte Unterschied sind (19 aktuell + 4 aus dem "erste Halbzeit"-Vergleich) ... WOW! Vierundzwanzig!!

viele sagen liegt an fitness oder kampf aber der haupt Grund ist, dass wenn Barca nicht führt und in die Kabine geht sie einen Fachmann haben, der die Probleme löst. Bei real wird es nach der Kabinenansprache aber schlimmer.
 
Ich glaube das trifft den Nagel schon gut auf den Kopf. Bei Bayern wäre Zidane schon vor Wochen in den Urlaub geschickt worden! Erfolge sind morgen Schnee von gestern, es zählt nur das Heute/Jetzt und wenn`s nicht läuft, muß frisches (Trainer)-"Blut" geholt werden...!
 
Ich glaube das trifft den Nagel schon gut auf den Kopf. Bei Bayern wäre Zidane schon vor Wochen in den Urlaub geschickt worden! Erfolge sind morgen Schnee von gestern, es zählt nur das Heute/Jetzt und wenn`s nicht läuft, muß frisches (Trainer)-"Blut" geholt werden...!
Sollte man ihn nicht lieber eine Chance geben?
Er hat Immerhin mehr Titel als José und Carlo gewonnen und es geschafft mit Real als erster Cl zu verteidigen.
 
was mir hier auch noch als argument fehlt ist die deutlich spürbare arroganz bei einem vorsprung. Wenn es 1:0 steht fängt es schon an das jeder für sich die tore machen will und freistehende mitspieler komplett ignoriert werden. Besonders marcelo und isco stechen da hervor die waren ja nie für ihren starken schuß bekannt aber probieren es trotzdem geühlt aus jeder lage.

naja bin mal gespannt wie viele klatschen es noch benötigt bis man am boden der tatsachen angekommen ist, zumindest die spieler lassen langsam den eindruck durch sickern das sie wissen was los ist. Der trainer verschließt noch gekonnt die augen vor der realität, 15 tage hat man noch zeit was auf dem transfermarkt zu tun die frage ist nur wie sinnvoll ist ein transfer unter diesem trainer der nur nach sympathie aufstellt.
 
Ist vielleicht jetzt noch ein bisschen weit hergeholt, aber falls ZZ entlassen wird (was ich nicht hoffe) sollte man mMn versuchen Marcelino Garcia vom FC Valencia loszueisen.
 
Also, ich dachte mir schon, dass RM sich OFT was im zweiten Durchgang kaputt machte und Barca genau da punktete. Aber ... Dass es 23 (!) Punkte Unterschied sind (19 aktuell + 4 aus dem "erste Halbzeit"-Vergleich) ... WOW! Vierundzwanzig!!


Wenn man mir das vor den Supercopa Spielen in August sagen würde, hätte ich gelacht und es nicht geglaubt. 24 verdammte Punkte und 4. (bald 5.? ) mitten in der Saison. Einfach Unglaublich.....
 
Ist vielleicht jetzt noch ein bisschen weit hergeholt, aber falls ZZ entlassen wird (was ich nicht hoffe) sollte man mMn versuchen Marcelino Garcia vom FC Valencia loszueisen.
Meiner Meinung nach wäre Tuchel perfekt für uns, also für den Fall, dass Zidane gehen muss (hoffe ich aber auch nicht vor Sommer). Taktisch diszipliniert, kann gut mit jüngeren Spielern (Dembele, Pulisic, etc.) und auch mal kritisch mit der Mannschaftsleistung im Gegensatz zu Zidane
 

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