
Zidane braucht die Veränderung – die Spieler auch
Ich bin nicht überrascht. Ich bin eigentlich nicht mal traurig. Ich bin eigentlich nur eines: Stolz. Stolz, erlebt zu haben, wie einer der besten Fußballer aller Zeiten zu einem der besten Trainer aller Zeiten aufstieg. Wer hätte das 2016 gedacht? Stolz fühle ich auch, wie er auch in seinem größten Moment Größe bewahrte, um nicht sich selbst, sondern in erster Linie seinem geliebten Klub zu helfen: „Auch die Spieler brauchen eine Veränderung“, verriet Zinédine Zidane bei seiner Rücktrittsansprache. Die teilweise enttäuschenden Leistungen in Liga und Pokal zeigten das.
Er gehört zu Real Madrid und Real Madrid gehört zu ihm. Doch zweieinhalb Jahre waren genug. Zweieinhalb Jahre, die besten in der Klubgeschichte. Mit neun Titeln nach 149 Partien verabschiedet sich Zinédine Zidane – zum idealen Zeitpunkt. Nach den Feierlichkeiten und frühestmöglich vor der neuen Saison. Auch das: groß!
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Er hinterlässt die beste Mannschaft aller Zeiten
Zidane hat diese Mannschaft, die José Mourinho und Rafael Benítez personell aufbauten und Carlo Ancelotti voran brachte, vergoldet. Er hat Real Madrid das Sieger-Gen wieder eingehaucht und ist mehr als nur der Kumpel-Trainer, der von Taktiken wenig Ahnung hat: Ob Konter, Standards, Ballbesitz, Strafraumverriegelung oder Pressing – das Madrid in der Ära des Zinédine Zidane konnte alles, mehr als nur eine Spielweise, mehr als nur „Tiki Taka“, und bestach nicht erst 2017/18 durch mehr als elf, vielmehr 15 oder 16 Stammspieler wie Lucas Vázquez oder Marco Asensio und viele verschiedene Spielsysteme. Zidane hat diese Mannschaft zur besten aller Zeiten geformt.
Und den Moment erkannt zu gehen. Schon als Fußballer verabschiedete er sich früh: 2006 war er gerade mal 33 Jahre alt. Im Nachhinein „etwas früh“, wie er Jahre später gestehen sollte. Nun zählt er 45 Baumringe, und zweieinhalb Jahre bei den Königlichen.
Ende bahnte sich an
Das Ende kommt für mich nicht überraschend. Schon im Winter kündigte er an, wie „zermürbend“ der Job und wie „müde“ er sei. Seine Zukunft? Ließ er stets offen – trotz Vertragsverlängerung bis 2020 vor einem halben Jahr. Für ihn ging es nur um die Saison, um den Fußball, was danach kommt, „werde man sehen.“ Es ging nicht um ihn, es ging nur um Real Madrid – und er hat es in Sphären gehoben, wie kein Trainer mit irgendeiner Mannschaft jemals zuvor.
Eine derartige Entscheidung zeigt aber auch, wie groß der Druck in Madrid sein muss, und dass auch ein Zidane irgendwann das ewige Verteidigen seiner Personalentscheidungen – egal ob nach Sieg oder Niederlage – leid ist. Er hat mir oft leid getan! Wer weiß, was passiert wäre, hätte Liverpool in Kiew gewonnen…
“Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist”, heißt es. Zidane hat das erkannt, scheint ohnehin für Florentino Pérez unkündbar, und hält sein Denkmal so absolut unbeschmutzt – krisenfrei! “Nach drei Jahren ist einfach der Moment gekommen, ich kann einfach nicht klar sehen, dass wir weiter gewinnen werden”, berichtet der Franzose. All das und insbesondere diese Ehrlichkeit zeigen Größe, auch dafür gibt es meinen Respekt. Und sein Mythos wird wie der als Spieler für immer weiter leben!
Ewige Dankbarkeit
Der Madridismo wird und muss Zinédine Zidane auf ewig dankbar sein. Der 4. Januar 2016, Zidanes Präsentation, war ein großer Tag, doch der 31. Mai 2018 ist auch einer. Es geht ein großartiger Trainer, und ein noch besserer Mensch. Merci Zizou! Und bis bald, denn eine Rückkehr eines Tages wollte er auf der Pressekonferenz nicht ausschließen – dafür liebt er den Klub zu sehr.
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