Reportage

Ganz großes Kino, Raphaël

Er ist gerade einmal 19 Jahre alt, spielte beim gestrigen Clásico (1:1) aber wie einer der ganz großen Verteidiger des Weltfußballs: Raphaël Varane. Nicht nur defensiv glänzte der Franzose auf voller Linie, auch war er derjenige, der seine Farben vor Gegentoren bewahrte und schließlich höchstpersönlich für den Ausgleichstreffer sorgte. Ein goldener Abend für das „Küken“ im Real-Team!

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Erzielte gestern unter anderem das Tor zum 1:1-Ausgleich: Raphaël Varane

2011: 18-Jährigen für zehn Mio. Euro? Kopfschütteln

MADRID. Rückblick, Juni 2011: Aus den Sportmedien wird bekannt, dass Real Madrid an einem gewissen Raphaël Varane vom RC Lens interessiert sei. Von einem jungen Kerl im zarten Alter von 18 Jahren war die Rede. Und siehe da, nur einige wenige Tage später sollte der Transfer tatsächlich über die Bühne gehen. Satte zehn Millionen Euro ließ sich Real den Deal kosten, was bei den Anhängern einzig Unverständnis und Kopfschütteln auslöste – selbst, als wiederum klar wurde, dass Legende Zinédine Zidane dem Verein den jungen Innenverteidiger empfahl.

Hätten sie „Zizou“ nur mal gleich vertraut! Zwar gehörte der Franzose sowohl im letzten Spieljahr als auch in diesem nicht zum Stammpersonal, doch wenn er bis dato mal ran durfte, ließ er sein Talent stets direkt aufblitzen. Da glaubte man José Mourinho auch schon  relativ früh: „Er hat großes Potential und wird bald Stammspieler bei Real Madrid sein.“ Immer und immer wieder kamen und kommen diese Tage, an denen sich der 19-Jährige wie ein alter, erfahrener und ausgebuffter Abwehr-Hase präsentiert und überzeugt. Umso grandioser das, was das „Küken“ im Real-Team gestern fabrizierte!

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Varane bewahrt Madrid vor zwei Nackenschlägen

Dass der inzwischen 19-Jährige beim großen Clásico in die Startformation berufen wurde, überraschte niemanden mehr. Doch was der Franzose da für eine Partie hinlegte, war der Punkt auf dem i. Abgebrüht, routiniert, zuverlässig, konzentriert, robust, selbstsicher, elegant, antizipierend und vor allem entscheidend – Attribute, mit denen er sich gegen den FC Barcelona auszuzeichnen wusste. Ein Sinnbild dessen die 24. Spielminute: Der 34-jährige Routinier Ricardo Carvalho spielt einen katastrophalen Rückpass, der nicht bei Keeper Diego López, sondern in den Füßen von Francesc Fàbregas und über ihn bei Xavi landet. Varane wehrte den Schuss des Katalanen wenige Zentimeter vor der Torlinie als letzter Mann ab und ließ diesen Patzer nicht verhängnisvoll enden.

Oder: Nach 55 gespielten Minuten und dem soeben kassierten Gegentreffer zum 0:1 marschierte Fàbregas ohne Gegenspieler auf und davon in Richtung Real-Tor, doch Varane konnte den Mittefeldspieler noch einholen und ihn dermaßen fair vom Ball trennen, dass nicht mal die sonst so gerne reklamierenden Kicker des FC Barcelona – ob nun wirklich ein Foul oder nicht – etwas daran auszusetzen hatten. Doch nicht nur in diesen beiden Szenen hatte der 1,91 Meter-Mann seine Glanzmomente: Seinen ohnehin schon fantastischen Abend krönte er mit dem Ausgleich zum 1:1 per Kopf – ausgerechnet Varane. Vorne wie hinten einfach Goldwert! „Mourinho sagte mir, dass ich mein Bestes geben soll“, meinte der Defensivmann nach der Partie artig. Er tat es. Es war sein zweifelsohne bestes Spiel für das weiße Ballett. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung. Es ist ein Spiel, an das ich mich für immer erinnern werde. Es ist ein Traum, der mit erst 19 Jahren für mich in Erfüllung geht“, erklärte er seinen Clásico-Abend. Das war ganz großes Kino, Raphaël! Chapeau und weiter so!

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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