Spielbericht

2:4-Pleite im Super Cup: Real verpasst Titel bei Lopetegui-Debüt

Die Ära Julen Lopetegui beginnt mit einer Niederlage. Im Finale um den UEFA Super Cup unterliegen die Königlichen Atlético Madrid mit 2:4 nach Verlängerung und verpassen die erneute Titelverteidigung.

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TALLINN, ESTONIA - AUGUST 15: Karim Benzema of Real Madrid looks dejected after Diego Costa of Atletico Madrid scores his sides first goal during the UEFA Super Cup between Real Madrid and Atletico Madrid at Lillekula Stadium on August 15, 2018 in Tallinn, Estonia. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)
Benzema und Co. blieben frustriert zurück – Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images

Ära Lopetegui startet mit Niederlage

TALLINN. Real Madrid hat die erneute Titelverteidigung im UEFA Super Cup verpasst. Beim diesjährigen Endspiel im estländischen Tallinn unterlagen die Königlichen bei der Pflichtspielpremiere von Neu-Coach Julen Lopetegui Erzrivale Atlético mit 2:4 nach Verlängerung. Karim Benzema (27.) und Sergio Ramos (63.) hatten den frühen Rückstand durch Diego Costa (1.) zwischenzeitlich zwar gedreht, Costa (79.), Saúl (98.) und Koke (104.) schlugen jedoch nochmals zurück.

Costa schockt Real früh

Die Partie begann aus Real-Sicht gleich mal mit einer eiskalten Dusche: Diego Costa setzte sich nach einem langen Ball aus der Atlético-Abwehr im Kopfballduell gegen Ramos durch und legte sich den Ball unfreiwillig selbst vor, da sowohl Varane als auch Marcelo nicht hinter dem Kapitän absicherten. In der Folge hängte Costa Varane auch noch relativ locker ab und drosch den Ball aus spitzem Winkel am verdutzten Navas vorbei ins kurze Eck. 1:0 nach gerade einmal 50 Sekunden!

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Und an diesem frühen Gegentor hatten die Königlichen erst einmal zu knabbern, in den ersten Minuten wirkte das Spiel der Blancos enorm zerfahren und war von vielen Ungenauigkeiten geprägt – auch, weil Atlético extrem hoch und aggresiv anlief. Nachdem der erste Schock allerdings überwunden war, fand Real zunehmend zu seinem Spiel und übernahm in gewohnter Manier die Spielkontrolle. In Minute 16 musste dann auch Jan Oblak das erste Mal sein Können unter Beweis stellen, als er Asensios Hackenverlängerung von links mit einem tollen Reflex abwehrte.

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Atletico Madrid's Spanish forward Diego Costa (L) celebrates after scoring a second goal during the UEFA Super Cup football match between Real Madrid and Atletico Madrid at the Lillekula Stadium in the Estonian capital Tallinn on August 15, 2018. (Photo by Janek SKARZYNSKI / AFP) (Photo credit should read JANEK SKARZYNSKI/AFP/Getty Images)

Highlights Real Madrid 2:4 Atlético

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Bale zieht an, Benzema vollendet

Diese Chance war auch sowas wie der endgültige Weckruf für Ramos und Co., die fortan nochmal die Schlagzahl erhöhten und Atlético immer tiefer in der eigenen Hälfte einschnürten. Belohnt wurden die Bemühungen Reals schließlich nach 27 Minuten: Bale schaltete auf rechts den Turbo ein und hängte Lucas mühelos ab, seine Flanke aus dem Halbfeld segelte durch den kompletten Strafraum und fand am langen Pfosten Benzema, der mühelos zum 1:1 einköpfte.

Und die Weißen wollten mehr: Erst schlenzte Asensio mit rechts knapp am langen Pfosten vorbei (29.), kurz darauf nahm der Spanier nach tollem Bale-Zuspiel alleinstehend vor Oblak den Ball nicht gut mit, sodass Godín und Co. noch klären konnten (34.).

Aber auch Atlético raffte sich im Aschluss nochmal auf und fand wieder besser in die Partie. Insgesamt sahen die Zuschauer in der Le Coq Arena in Tallinn ohnehin eine Begegnung auf Augenhöhe, in der beide Teams vor allem durch ein starkes Gegenpressing imponierten. Während die „Rojiblancos“ im Spiel nach vorne ihr Heil erwartungsgemäß im Kontern suchten und dabei auch permanente Gefahr ausstrahlten, wirkte Reals Kombinations- und Positionsspiel phasenweise bereits sehr ausgereift und riss immer wieder Lücken in Atléticos Abwehrbollwerk. In Anbetracht von Reals deutlichen Chancenplus gegen Ende der ersten Hälfte fiel das 1:1 zur Pause aus Sicht der „Colchoneros“ jedoch etwas schmeichelhaft aus.

Ramos eiskalt, Costa aus dem Nichts

Durchgang zwei begann deutlich zurückhaltender als der erste, was vor allem an einem griffigeren Atlético lag. Real ließ sich insgesamt ein wenig weiter zurückfallen, sodass sich die „Colchoneros“ nach und nach mehr Spielanteile erarbeiteten, ohne jedoch zwingend vor Keylor Navas aufzutauchen. Just in diese Phase schlugen die Königlichen dann aus dem Nichts eiskalt zu, wenngleich auch etwas glücklich. Juanfran spielte nach einer Kroos-Ecke den Ball mit der Hand, sodass Schiedsrichter Marciniak fast keine Wahl blieb, als auf den Punkt zu zeigen. Sergio Ramos ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und verwandelte souverän ins rechte Eck (63.)

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Die Führung spielte Real nun natürlich in die Karten, da man sich nun zunehmend aufs Kontern verlegen konnte. Wirklich gefährlich wurde es auf beiden Seiten allerdings selten – bis zur 77. Minute: Marcelo versuchte im Duell mit Juanfran den Ball noch im Spiel zu halten, machte diesen dadurch aber unnötig scharf. Juanfran schaltete schnell und bediente den eingelaufenen Correa, der den Ball von der Grundlinie zu Costa spitzelte, welcher aus wenigen Metern zum etwas überraschenden Ausgleich einschoss. Alles wieder offen.

Costas Treffer nahm der Partie auch etwas den Wind aus den Segeln, sodass die Begegnung anschließend der Verlängerung entgegenplätscherte. Viele Zweikämpfe, einige Nickligkeiten und wenig Torraumszenen prägten das Bild. Marcelo bot sich mit der letzten Aktion der regulären Spielzeit zwar noch die große Chance zum Ausgleich, doch der Seitfallzieher-Versuch des Brasilianers aus aussichtsreicher Position misslang und es hieß mal wieder Nachsitzen.

Saúl traumhaft, Koke überlegt

In der Verlängerung war Real wieder deutlich Herr der Lage, konnte aus Atléticos sichtbarer Müdigkeit aber kein Kapital schlagen. Im Gegenteil, es waren mal wieder die „Colchoneros“ die eiskalt zuschlugen: Varane verlor am eigenen Sechzehner den Ball, Thomas legte Costas verunglückten Steilpass clever in den Rückraum und Saúl vollendete per Sonntags-Volleykracher in den Winkel (98.). Kurz vor Ende der ersten Hälfte der Verlängerung dann sogar bereits die Entscheidung, als Koke eine Traumkombination über links überlegt ins lange Eck abschloss (104.).

Dem hatte Real nach dem erneuten Seitenwechsel nicht mehr viel entgegen zu setzen, das Bollwerk um den umsichtigen Godín geriet nicht mehr ernsthaft unter Beschuss, sodass „Atleti“ den dritten Super-Cup-Triumph der Vereinsgeschichte bejubeln durfte. Für die Königlichen endete hingegen die Serie von neun gewonnen europäischen Endspielen in Serie.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Ramos und Marcelo einfach mies heute. Varane leider alleine gelassen. Navas unglücklich.

Vorne hat nicht schlecht funktioniert nur das halt eine 9er fehlt und benz die bälle verteilt hat. Eigentlich Isco aufgabe.

Isco auch schlecht. Irgendwie schlechter als in Zidane System vielleicht auch nur Einbildung.

Bale gut. MA20 leider bisschen Pech in Abschluß und sonst unauffällig.

Jetzt werden wahrscheinlich alle für 300 mio Spieler wollen. Aber die Tatsache ist, dass Real Leistung mit Carlos Auswechselung erst schlecht wurde. Nur das am Rande. Lope wollte ja ein Mittelfeldspieler haben, anscheind nicht umsonst die Forderung.
 
Abgesehen vom letzten Gegentor sind allen Toren von Atletico individuelle Fehler unsererseits zu Grunde gelegen.
Tor 1: Varane und Marcelo gehen nicht schnell genug mit, Navas steht zu weit vor dem Tor um reagieren zu können.
Tor 2: als das Spiel eigentlich schon fast gewonnen war, da Atletico keine Chancen herausspielen konnte versucht Marcelo einen Einwurf zu verhindern. Der Versuch geht komplett in die Hose, er leitet den Ausgleich ein.
Tor 3: Varane (bis auf Gegentor 1 und Gegentor 3 eigentlich der Beste Verteidiger am Feld) mit dem spielentscheidenden Ballverlust am eigenen 16er.
Wenn keine individuellen Fehler unsererseits gemacht wurden, konnte Atletico über die ersten 100 Minuten praktisch keine wirklichen Chancen herausspielen. Natürlich schmerzt es wenn man so ein Spiel, das man eigentlich über weite Teile deutlich dominiert hat, am Ende verliert. Aber dennoch kann man auf dieser Leistung aufbauen. 1-2 clevere Verpflichtungen noch (müssen keine Galacticos sein) um den Kader in der Breite und Spitze noch etwas solider aufzustellen und Fehler mit weiteren Spielrhythmus minimieren, dann glaube ich an eine erfolgreiche Saison.
 

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