Interview

Şahin: „Real Madrid ist wie ein ICE ohne Haltestelle“

Im Sommer 2011 kam mit Nuri Şahin der beste Spieler der Bundesliga von Borussia Dortmund zu Real Madrid. Den vielen Vorschusslorbeeren wurde er allerdings nie gerecht. Jetzt erklärt der bei Werder Bremen unter Vertrag stehende Mittelfeldspieler, weshalb ihm der Durchbruch im Estadio Santiago Bernabéu verwehrt blieb.

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Şahin wurde in der Saison 2011/12 mit Real spanischer Meister – Foto: imago images / Jan Huebner

“Wenn du raus bist, bist du raus”

BREMEN/MADRID. Für Nuri Şahin ging im Sommer 2011 ein Kindheitstraum in Erfüllung. Nachdem er mit Borussia Dortmund die Deutsche Meisterschaft gewonnen hatte und zum besten Spieler der Bundesliga-Saison ausgezeichnet worden war, klopfte Real Madrid an seine Tür. Das große Real Madrid. Sein Lieblingsklub. Für zehn Millionen Euro ließ ihn der BVB schließlich in die spanische Hauptstadt ziehen. Alles war perfekt. Der in Lüdenscheid geborene Deutsch-Türke knallte nach seinem Höhenflug im schwarz-gelben Trikot an neuer Wirkungsstätte aber in Windeseile auf dem Boden der Tatsachen. Im mit reichlich Prominenz bestückten Luxus-Kader von José Mourinho kam er nicht über die Reservistenrolle hinaus. Zwölf magere Einsätze standen ihm nach einem Jahr zu Buche. Die logische Folge: Die Königlichen gaben ihn ab. Erst an den FC Liverpool, dann wieder an den BVB. Der Kindheitstraum des Nuri Şahin, er war ausgeträumt. Eine schmerzhafte Erfahrung, die er rückblickend aber keineswegs bereut.

“Ich wollte dieses Trikot schon als Kind tragen. Ich kenne keinen Spieler, der nicht zu Real Madrid gehen würde. Außer vielleicht von Barcelona, Bayern, Liverpool, Manchester City oder Paris. Real Madrid ist Real Madrid. Die haben dreimal hintereinander die Champions League gewonnen. Das ist der beste Verein der Welt”, sagte der mittlerweile 30 Jahre alte (Stand: 2018) Mittelfeldspieler von Werder Bremen in einem Interview mit EUROSPORT. Er würde immer wieder diesen Schritt machen, bekräftigte Şahin, “weil ich hätte nicht wissen können, dass ich mich am ersten Tag bei Real verletze”. Eine Innenbanddehnung im Knie verdammte den Linksfuß früh zum Zusehen. Anschließend habe er nicht mehr den Anschluss gefunden. “Das hat mich geärgert. Da wurde mir klar: Real Madrid ist wie ein ICE ohne Haltestelle. Dieser Zug fährt durch. Wenn du raus bist, bist du raus.”

Auch Hamit Altintop (l.) hat eine besondere Geschichte von Real Madrid zu erzählen – Foto: imago images / Jan Huebner

“Ich war vielleicht zu lieb”

Er hätte im Haifischbecken Real “die Ellenbogen anders ausfahren müssen”, wirft sich Şahin heute vor, “aber dafür bin ich eigentlich nicht der Typ. Ich kam von Borussia Dortmund, wo gefühlt jeder mein bester Freund war und ich einen Trainer hatte, der mich kannte, in ein Starensemble mit einem Startrainer, wo unheimlich viel Druck herrschte. Ich war es nicht gewohnt. Ich war vielleicht zu lieb. Das ist das, was ich jetzt vielleicht anders machen würde.” Die positiven Erinnerungen überwiegen in dem 30-Jährigen aber. Er habe an der Seite von Cristiano Ronaldo, Marcelo und Co. “sehr viel gelernt” und den spanischen Meistertitel geholt. “Darauf”, so Şahin, “bin ich sehr stolz.” 

“Das kann mir niemand mehr nehmen”

„Das Jahr in Madrid hat mich schon geprägt. Sowohl als Fußballer als auch als Mensch. Da habe ich täglich mit Weltstars trainiert. Ich hatte im Spiel das weiße Trikot an, bin im Bernabéu-Stadion eingelaufen. Das kann mir niemand mehr nehmen“, sagte der Deutsch-Türke bereits vor einigen Jahren.

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Kommentare
Er hat in den 12 Spielen ja gar nicht so schlecht gespielt wie ich im Gedächtnis hatte.

Das waren einfach die besten Dressen!
 
Er hat in den 12 Spielen ja gar nicht so schlecht gespielt wie ich im Gedächtnis hatte.

Das waren einfach die besten Dressen!

Mourinho hat Sahin nach seiner Verletzung nie wirklich eine Chance gegeben, was ich nicht wirklich nachvollziehen kann. Wie du schon sagtest, Sahin hat in den wenigen Spielminuten, die er bekommen hat, nicht schlecht gespielt und einige Male sein Talent aufblitzen lassen können. Vielleicht hätte Sahin sich bei uns unter einem anderen Trainer etablieren können, zumindest als zuverlässiger Rotationsspieler á la Nacho.
 

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