
Selbst Zidane ist entzückt
MADRID. Zinédine Zidane kann man so schnell nicht beeindrucken. Aber das ist auch kein Wunder, schließlich gehört der 47 Jahre alte Franzose zu den Besten, die die Welt des Fußballs jemals gesehen hat. „Zizou“ war derjenige, der die Massen mit seiner einmaligen Klasse am runden Leder beeindruckte. Es gibt sie jedoch, die Momente, in denen selbst der Weltfußballer der Jahre 1998, 2000 und 2003 seine Begeisterung nicht verbergen kann. Zum Beispiel, als Cristiano Ronaldo im Champions-League-Viertelfinale 2017/18 gegen Juventus Turin mit einem Fallrückzieher für einen wahren Augenschmaus sorgte. Oder, als Gareth Bale genau das sogar im Finale derselben Saison gegen den FC Liverpool gelang.
Am Mittwochabend, rund anderthalb Jahre später, war es wieder einmal so weit. Aber nicht dank eines Künstlers der Kategorie Ronaldo oder Bale, sondern wegen Rodrygo Goes, im Kosmos dieses Sports mit seinen gerade einmal 18 Jahren noch ein Knirps. Nachdem der im Sommer für 45 Millionen Euro vom FC Santos gekommene Brasilianer bis dato noch kein Pflichtspiel absolviert hatte, ließ Zidane ihn am Mittwoch bei Real Madrids Liga-Heimspiel gegen CA Osasuna von der Leine. Der Trainer bewies damit ein goldenes Händchen.
Rodrygo trifft bei Pflichtspiel-Premiere nach 95 Sekunden
70 Minuten und 22 Sekunden waren gespielt, als Rodrygo seinen Landsmann und Kumpel Vinícius Júnior, Torschütze zum 1:0, ersetzte. Nur 95 Sekunden später, nach 71 Minuten und 57 Sekunden, entschied er die Partie zugunsten der Königlichen. Und das nicht irgendwie. Der Linksaußen pflückte einen hohen Pass von Carlos Casemiro aus der eigenen Spielhälfte gefühlvoll hinunter, zog mit einer engen Ballkontrolle in den Strafraum und ließ das Spielgerät dort im Stile eines erfahrenen Torjägers zum 2:0 im langen Eck einschlagen.
Was für eine Ballverarbeitung von Rodrygo! #GoalZone #DAZNmoment pic.twitter.com/Epg6i8po57
— DAZN DE (@DAZN_DE) September 25, 2019
„Den Ball zwei Minuten nach der Einwechslung so anzunehmen… das ist der helle Wahnsinn! Tore gefallen mir, gute Annahmen mag ich aber lieber. Das war Wahnsinn“, äußerte sich Zidane nach der Partie im Gespräch mit den Journalisten in Zeiten, in denen Profivereine verstärkt bemüht darum sind, einem Talente-Hype Einhalt zu gebieten, entzückt.
Roberto Carlos, der bei dem Fernsehsender von Real als Experte arbeitet, teilte Rodrygo in einem Schaltgespräch unterdessen mit, er habe diesen Treffer bereits bei dem Zuspiel von Casemiro kommen sehen. Die Kontrolle des Balles sei alles, erklärte der Youngster den Moment, der zu einem für ihn traumhaften Einstand im Bernabéu geführt hatte, nüchtern.
Wird Rodrygo der, der Vinícius letzte Saison war?
Kurios: Rodrygo hat bei Real nun schon seine dritte Premiere gefeiert und sich dabei jedes Mal in die Torschützenliste eintragen können. Sein erstes Spiel für die Profis machte er in der Vorbereitung beim Test gegen den FC Bayern München, gegen den er sehenswert per Freistoß den 1:3-Endstand erzielte. Bei seinem Einstand für die zweite Mannschaft netzte er ebenfalls ein. Und nun also der Treffer beim Pflichtspiel-Debüt unter Zidane.
Ein viel besseres Bewerbungsschreiben kann man für weitere Einsätze kaum abgeben. Wird Rodrygo am Ende sogar der Aufsteiger des Jahres, der Vinícius in der vergangenen Saison war? Auch er war bei seiner Ankunft 18, auch er kam zunächst in der Reserve der Madrilenen zum Zug, ehe ihm die Türen des Bernabéu-Stadions geöffnet wurden.
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„Rodrygo ist zehnmal besser als Vinícius“
Edmílson, 40-maliger brasilianischer Nationalspieler und einst beim FC Barcelona unter Vertrag, traut der Nummer 27 von Real den großen Sprung offenbar zu. Bereits im Juni hatte er in einem Interview mit dem spanischen Radiosender CADENA SER bei einem Vergleich der beiden Hoffnungsträger ankündigend zu verstehen gegeben: „Rodrygo ist zehnmal besser als Vinícius. Viel besser. Er besitzt eine bewundernswerte Technik, sie ist Wahnsinn.“
Mir fehlen die Worte, denn ich hatte von diesem Moment geträumt. Die Leute im Bernabéu rufen meinen Namen – etwas Besseres gibt es nicht Rodrygo nach seinem Traum-Einstand im Bernabéu
Das weiß spätestens jetzt auch der Madridismo – und Zidane. „Macht euch keine Sorgen. Wir wissen ganz genau, was wir mit ihm anstellen“, sorgte der Chefcoach bereits vor dem Duell mit Aufsteiger Osasuna für Beruhigung, nachdem der Rechtsfuß am Wochenende zuvor weder im Kader der ersten noch in dem der zweiten Mannschaft gestanden hatte.
Mit Eden Hazard, Gareth Bale, Vinícius, Lucas Vázquez, Brahim Díaz und langfristig auch wieder Marco Asensio als Konkurrenten auf den Flügelpositionen wird es Rodrygo bei den Profis sicherlich nicht leicht haben. Nach dem, was sich an diesem Mittwochabend abspielte, hat „Zizou“ ihn aber erst recht auf dem Zettel. Derart beeindruckt wird er ja nicht alle Tage…
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