Kommentar

Transfer-Erlaubnis für Dembélé-Ersatz? Barça ist selbst schuld

In Barcelona geht es drunter und drüber. Nach Ousmane Dembélés Verletzung könnten die Katalanen möglicherweise doch noch einen Angreifer verpflichten, doch ist zwischen Lionel Messi und Sportdirektor Éric Abidal eine neue Baustelle aufgebrochen. Ein Kommentar von REAL TOTAL-Chef Nils Kern als kritischen Beobachter des unwirklichen Treibens in Katalonien.

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Darf Barça ausnahmsweise einen Ersatz für den verletzten Dembélé verpflichten? Foto: Josep Lago/AFP via Getty Images

Wenn der FC Barcelona jetzt einen Stürmer nachträglich verpflichten darf, dann ist meine Laune wie die aktuelle von Lionel Messi. Nur gibt es statt einer Instagram-Story schon mal einen Kommentar.

Klar, diese absolute Ausnahmeregel, nach der ein Verein doch noch Ersatz holen dürfte, wenn ein Spieler nachweislich mehr als fünf Monate innerhalb einer Saison ausfällt (mehr), wurde nicht erst diese Woche erfunden – Real Sociedad konnte so Ende Februar 2018 noch einen verletzten Torhüter ersetzen.

Aber so kurz nach Schließen des Wintertransferfensters? So kurz nachdem der FC Barcelona sich nicht nur peinlich (Cédric Bakambu wurde im Flugzeug abgesagt) und geizig (Rodrigo Morenos Ablösesumme wollte man nicht zahlen), sondern auch fahrlässig präsentiert hat? Immerhin wurde kurz vorher in Carles Pérez ein Außenspieler nach Rom und Reserve-Mittelstürmer Abel Ruiz nach Braga abgegeben. So kurz nach einer derartigen Stolper-Parade und einer sportlichen Fehlplanung, die schon im Sommer begann, würde eine derartige Ausnahme in meinen Augen Wettbewerbsverzerrung gleichen. Nicht, weil Marco Asensio den Königlichen mit Kreuzband- und Außenmeniskusriss seit Juli fehlt, sondern weil die „Blaugrana“ genügend Möglichkeiten gehabt hätten, sich besser abzusichern – immerhin ist Ousmane Dembélés Verletzungsanfälligkeit mehr als bekannt. Mal davon abgesehen, dass ein anderer LaLiga-Klub dadurch geschwächt würde, ohne selbst Ersatz holen zu dürfen.

Dass Barcelona die nächsten Wochen in der Offensive irgendwie nur mit Lionel Messi, Antoine Griezmann und Ansu Fati – wenn der 17-Jährige schon als „Wunderkind“ betitelt wird, dann kann er das auch beweisen – überstehen muss, ist einiges an Pech, aber viel mehr eigenes Unvermögen. Zinédine Zidane begann die Saison dagegen mit einem 27-köpfigen Kader (nach Álvaro Odriozolas Abgang sind es noch 26) und viel Kritik, da Reservespieler wie Mariano Díaz, Brahim Díaz und jener Odriozola fast nie zum Zuge kamen. Jede Woche muss er sich Fragen gefallen lassen, warum diesmal Spieler A nicht im Kader steht, auch wenn ausnahmsweise B mal wieder dabei ist. Trotz unzähliger Verletzungen in dieser Saison – Superstar Eden Hazard fehlt beispielsweise seit 26. November – findet Zidane Mittel, ohne sich zu beschweren oder Regelbücher nach Schlupflöchern zu durchsuchen, notfalls auch mit nur drei Mittelfeldspielern im Kader.

„Die Verletzung Dembélés hat den Klub unvorbereitet getroffen“, heißt es bei Barcawelt.de. Das klingt unverständlich – Dembélé bringt es aufgrund diverser Verletzungen sowie eigener Unachtsamkeiten auf nur 74 Einsätze (durchschnittlich 55 Minuten) in drei Jahren. “Unvorbereitet” ist dann aber doch fast etwas verständlich, wenn man bedenkt, was sich der nicht unumstrittene Sportdirektor Éric Abidal aktuell gefallen lassen muss – Gegenwind der Stärke zwölf durch Sonnengott Lionel Messi höchstpersönlich. Der Argentinier hat die Kritik des 40-jährigen Franzosen in der SPORT („Viele Spieler waren nicht zufrieden und arbeiteten nicht viel.“) am Dienstagabend via Instagram gekontert und unter anderem geschrieben: „Ich mag solche Sachen nicht. (…) Die sportliche Führung sollte sich ihre Verantwortlichkeiten bewusst machen. (…) Wenn man über Spieler spricht, sollte man auch Namen nennen, sonst beschmutzt man alle.“

Nach dem uneleganten Aus Ernesto Valverdes, bei dem Abidal aufgrund früher Gespräche mit Xavi Hernández schon kein gutes Licht abgab, einer peinlichen Transferperiode und nun dieser fast schon öffentlich verhängten Kündigung durch Barça-Kapitän Messi (dazu kommen die Transferposse um Griezmann, Verklagungen durch Neymar und Arturo Vidal, Abgänge von Jordi Mestre und Pep Segura und vieles mehr), herrscht Chaosstimmung in Barcelona. Da würde die mögliche Verpflichtungserlaubnis durch die RFEF doch irgendwie zu passen, auch wenn ich sie nicht akzeptieren könnte. So ist das eben, wenn man selbst behauptet „Més que un club“ zu sein. Ein Zirkus?

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von
Nils Kern

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Kommentare
Ich glaube wir sind gut beraten auf uns selber zu schauen und nicht auf den FC Barcelona.
Vor allem was Transferpannen angeht sollten wir schön vor unserer eigenen Türe kehren....
 
wenn wollen die den bitte kaufen kein größerer verein wird seine spieler jetzt noch ersatzlos abgeben.
 
Sollen holen wen sie wollen. Es zeigt doch in welcher Position sie sich zurzeit befinden und das hat nichtmal viel mit Suarez und Dembele zu tun.

Wenn wir dieses Jahr nicht Meister werden haben wir‘s verbockt und nicht aufgrund eines Transfer Schlupflochs den Vorsprung verspielt...

Bin aber zuversichtlich, dass dies ohnehin nicht passiert!
 
Wir sollten uns unserer Bedeutung und unseres Standes nach, angemessen aristokratisch verhalten und gar nicht dazu äußern. Einfach Meister und Copa Sieger werden und still genießen, vielleicht sogar noch die CL holen, den Pokal ihrer Sehnsucht...:)
 
Ich glaube wir sind gut beraten auf uns selber zu schauen und nicht auf den FC Barcelona.
Vor allem was Transferpannen angeht sollten wir schön vor unserer eigenen Türe kehren....

Das erklärst du mir jetzt mal, wo wir so große Transferpannen hatten die letzten Jahre?

Bis auf ein zwei Spieler die selber nicht gehen wollten oder glauben sie sind zu gut damit sie bei uns auf der Bank sitzen fällt mir keiner ein.
 
60 Mio für Mariano Diaz ;)

Ach komm wir müssen den armen FC Barcelona doch nicht ausnehmen. Finde 60 Millionen für Mariano etwas zu hoch. Lass lieber die guten Beziehungen beibehalten und ihnen Bale noch kostenlos dazu geben ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
In solchen Momenten müsste man glücklich darüber sein, dass solch ein Chaos bei uns seit zehn Jahren nicht existiert. Zwischendurch haben Mourinho und Casillas Frau einige Dinge hochschaukeln lassen, aber etwas derartiges blieb uns erspart. Man kann von Pérez halten, was man will, aber man muss ihm eingestehen und dankbar dafür sein, dass er die Ruhe selbst ist und seiner Linie stets treu ist. Ob mit einem Ronaldo oder Zidane. Kein Name steht für ihn über den Club. Natürlich ist er Mensch und will seinen eigenen Namen dem Club einbrennen. Aber das ist nicht schlimm, weil er weiß, dass er das nur kann, wenn er den Club fördert. Und Pérez fördert auf lange Sicht und nicht nur kurzzeitig. Hoffentlich bleibt er den Club auf einem hohen Niveau erhalten und wird danach durch einen adäquaten Ersatz ersetzt.
In Barcelona spielen viele Spieler den Präsidenten und mischen sich ständig überall ein. Aussagen über Aussagen. Ständig diese Politik. Man vergleiche das Verhalten eines Ramos mit dem Verhalten von Piqué und Messi. Xavi, Iniesta und Puyol waren Legenden. Die anderen haben ihr Verhalten zu Barcelonas Pech nicht an diese ausgerichtet.
Ich liebe den Demut in unserem Club. Andererseits echt schade, dass diese Banausen stets mehr Anerkennung erhalten als die pflichtbewussten Charaktere in Madrid.
 

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