
Wenn der FC Barcelona jetzt einen Stürmer nachträglich verpflichten darf, dann ist meine Laune wie die aktuelle von Lionel Messi. Nur gibt es statt einer Instagram-Story schon mal einen Kommentar.
Klar, diese absolute Ausnahmeregel, nach der ein Verein doch noch Ersatz holen dürfte, wenn ein Spieler nachweislich mehr als fünf Monate innerhalb einer Saison ausfällt (mehr), wurde nicht erst diese Woche erfunden – Real Sociedad konnte so Ende Februar 2018 noch einen verletzten Torhüter ersetzen.
Aber so kurz nach Schließen des Wintertransferfensters? So kurz nachdem der FC Barcelona sich nicht nur peinlich (Cédric Bakambu wurde im Flugzeug abgesagt) und geizig (Rodrigo Morenos Ablösesumme wollte man nicht zahlen), sondern auch fahrlässig präsentiert hat? Immerhin wurde kurz vorher in Carles Pérez ein Außenspieler nach Rom und Reserve-Mittelstürmer Abel Ruiz nach Braga abgegeben. So kurz nach einer derartigen Stolper-Parade und einer sportlichen Fehlplanung, die schon im Sommer begann, würde eine derartige Ausnahme in meinen Augen Wettbewerbsverzerrung gleichen. Nicht, weil Marco Asensio den Königlichen mit Kreuzband- und Außenmeniskusriss seit Juli fehlt, sondern weil die „Blaugrana“ genügend Möglichkeiten gehabt hätten, sich besser abzusichern – immerhin ist Ousmane Dembélés Verletzungsanfälligkeit mehr als bekannt. Mal davon abgesehen, dass ein anderer LaLiga-Klub dadurch geschwächt würde, ohne selbst Ersatz holen zu dürfen.
Dass Barcelona die nächsten Wochen in der Offensive irgendwie nur mit Lionel Messi, Antoine Griezmann und Ansu Fati – wenn der 17-Jährige schon als „Wunderkind“ betitelt wird, dann kann er das auch beweisen – überstehen muss, ist einiges an Pech, aber viel mehr eigenes Unvermögen. Zinédine Zidane begann die Saison dagegen mit einem 27-köpfigen Kader (nach Álvaro Odriozolas Abgang sind es noch 26) und viel Kritik, da Reservespieler wie Mariano Díaz, Brahim Díaz und jener Odriozola fast nie zum Zuge kamen. Jede Woche muss er sich Fragen gefallen lassen, warum diesmal Spieler A nicht im Kader steht, auch wenn ausnahmsweise B mal wieder dabei ist. Trotz unzähliger Verletzungen in dieser Saison – Superstar Eden Hazard fehlt beispielsweise seit 26. November – findet Zidane Mittel, ohne sich zu beschweren oder Regelbücher nach Schlupflöchern zu durchsuchen, notfalls auch mit nur drei Mittelfeldspielern im Kader.
„Die Verletzung Dembélés hat den Klub unvorbereitet getroffen“, heißt es bei Barcawelt.de. Das klingt unverständlich – Dembélé bringt es aufgrund diverser Verletzungen sowie eigener Unachtsamkeiten auf nur 74 Einsätze (durchschnittlich 55 Minuten) in drei Jahren. “Unvorbereitet” ist dann aber doch fast etwas verständlich, wenn man bedenkt, was sich der nicht unumstrittene Sportdirektor Éric Abidal aktuell gefallen lassen muss – Gegenwind der Stärke zwölf durch Sonnengott Lionel Messi höchstpersönlich. Der Argentinier hat die Kritik des 40-jährigen Franzosen in der SPORT („Viele Spieler waren nicht zufrieden und arbeiteten nicht viel.“) am Dienstagabend via Instagram gekontert und unter anderem geschrieben: „Ich mag solche Sachen nicht. (…) Die sportliche Führung sollte sich ihre Verantwortlichkeiten bewusst machen. (…) Wenn man über Spieler spricht, sollte man auch Namen nennen, sonst beschmutzt man alle.“
Nach dem uneleganten Aus Ernesto Valverdes, bei dem Abidal aufgrund früher Gespräche mit Xavi Hernández schon kein gutes Licht abgab, einer peinlichen Transferperiode und nun dieser fast schon öffentlich verhängten Kündigung durch Barça-Kapitän Messi (dazu kommen die Transferposse um Griezmann, Verklagungen durch Neymar und Arturo Vidal, Abgänge von Jordi Mestre und Pep Segura und vieles mehr), herrscht Chaosstimmung in Barcelona. Da würde die mögliche Verpflichtungserlaubnis durch die RFEF doch irgendwie zu passen, auch wenn ich sie nicht akzeptieren könnte. So ist das eben, wenn man selbst behauptet „Més que un club“ zu sein. Ein Zirkus?
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