
„Das war sehr hart, weil wir die Besten waren“
LONDON/MADRID. Nach einer Viertelstunde sah alles so wunderbar aus. „Wir gewinnen Zuhause das Spiel und sehen uns dann in München wieder“, hatte Mesut Özil nach Real Madrids 1:2-Auswärtsniederlage im Champions-League-Halbfinal-Hinspiel 2011/12 gegen den FC Bayern selbstbewusst angekündigt. Doch nachdem die Königlichen im Rückspiel dank eines Doppelpacks von Cristiano Ronaldo nach 14 Minuten 2:0 führten, verkürzte Arjen Robben noch in der ersten Halbzeit. Am Ende musste das Elfmeterschießen über Gewinner und Verlierer entscheiden. Das Ergebnis ist bekannt: Weil Ronaldo, Kaká und Sergio Ramos vom Punkt aus scheiterten, wurde nichts aus einer Teilnahme am Finale in der Allianz Arena.
Für José Mourinho war es als Coach des weißen Balletts das zweite von am Ende drei Halbfinal-Versagen in Serie – und aufgrund der Elfmeter-Dramatik sowie der bis dahin so starken Saison die wohl bitterste Pleite in seiner Karriere als Trainer.
„Leider ist auch das der Fußball. Cristiano, Kaká, Sergio Ramos sind Monster des Fußballs, daran gibt es keine Zweifel. Aber sie sind eben auch Menschen. An dem Abend habe ich das einzige Mal in meiner Karriere nach einer Niederlage geweint. Ich erinnere mich gut daran. Aitor (Karanka, Co-Trainer; d. Red.) und ich parkten vor meinem Haus und haben im Auto geweint. Das war sehr hart, weil wir in der Saison 2011/12 die beste Mannschaft in Spanien und auch in Europa waren“, erinnerte sich der 57 Jahre alte Portugiese, inzwischen für Tottenham Hotspur tätig, in einem Interview mit der Sportzeitung MARCA.
#LaPortada “Íbamos al Camp Nou sintiendo que éramos mejores”.
Entrevista exclusiva con José Mourinho ????. Ocho años de #LaLiga de los récords. pic.twitter.com/FAQNaXzMfw
— MARCA (@marca) May 1, 2020
Meisterschaft von 2012 jährt sich zum achten Mal
Immerhin: Exakt eine Woche nach der herben Enttäuschung in der Königsklasse konnte Real den Gewinn der spanischen Meisterschaft perfekt machen. Die Blancos siegten am 2. Mai 2012 3:0 bei Athletic Bilbao, feierten ihren ersten Liga-Titel seit 2008, den 32. in der Vereinsgeschichte und nach der Copa del Rey 2011 ihren zweiten Triumph unter Mourinho.
„Es war ein sehr wichtiger Moment, weil wir es in einer Zeit geschafft haben, in der Barcelona dominierte. Diese Dominanz zu beenden, und das auch noch mit einem Punkte- und Tore-Rekord, hat den Titel noch interessanter und bedeutender gemacht. Wir haben ihn auf die beste Art und Weise gewonnen. Es war nicht nur so, dass wir die Liga gewonnen haben. Wir haben sie gewonnen und gleichzeitig Geschichte geschrieben“, so der „Special One“.
„Mit dem Gefühl bei Barça angetreten, dass wir die Besten sind“
Für eine Vorentscheidung hatten die Madrilenen in jener Spielzeit bereits am 35. Spieltag gesorgt, als sie ihren Erzrivalen Barça auswärts 2:1 besiegten und den Vorsprung auf sieben Punkte erhöhten. Mourinho: „Wir sind mit dem Gefühl im Camp Nou angetreten, dass wir die Besten sind. Wir hatten zwei Ergebnisse im Kopf, weil uns ein Sieg, aber auch ein Unentschieden gereicht hätte. Dieses Spiel haben wir gut vorbereitet. Ich habe gegenüber meinen Spielern permanent wiederholt: ‚Wir werden dieses Spiel gewinnen, wir werden gewinnen. Den Druck haben sie, sie spielen Zuhause. Wir werden sie mit einem Gegenschlag killen.‘ Und das passierte nach ihrem Ausgleich auch.“
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Gerade mal zwei Minuten sollten nach dem 1:1 vergehen, ehe Ronaldo das Camp Nou mit seinem Tor und dem berühmten „Calma, calma“-Jubel zum Schweigen brachte.
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