Historie

Mourinho-Tränen nach Champions-League-Aus 2012: „Im Auto geweint“

José Mourinho gesteht, nach dem mit Real Madrid verlorenen Elfmeterschießen gegen den FC Bayern München im Champions-League-Halbfinale 2012 zum einzigen Mal in seiner Trainer-Karriere geweint zu haben. Sein Team sei damals das beste Europas gewesen. An das 2:1 gegen den FC Barcelona und die spätere Meisterschaft, die sich zum achten Mal jährt, hat „the Special One“ hingegen gute Erinnerungen.

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Jose Mourinho
Mourinho bei Real: Dreimal Halbfinale, dreimal ausgeschieden – Foto: imago images / Ulmer/Schaad

„Das war sehr hart, weil wir die Besten waren“

LONDON/MADRID. Nach einer Viertelstunde sah alles so wunderbar aus. „Wir gewinnen Zuhause das Spiel und sehen uns dann in München wieder“, hatte Mesut Özil nach Real Madrids 1:2-Auswärtsniederlage im Champions-League-Halbfinal-Hinspiel 2011/12 gegen den FC Bayern selbstbewusst angekündigt. Doch nachdem die Königlichen im Rückspiel dank eines Doppelpacks von Cristiano Ronaldo nach 14 Minuten 2:0 führten, verkürzte Arjen Robben noch in der ersten Halbzeit. Am Ende musste das Elfmeterschießen über Gewinner und Verlierer entscheiden. Das Ergebnis ist bekannt: Weil Ronaldo, Kaká und Sergio Ramos vom Punkt aus scheiterten, wurde nichts aus einer Teilnahme am Finale in der Allianz Arena.

Für José Mourinho war es als Coach des weißen Balletts das zweite von am Ende drei Halbfinal-Versagen in Serie – und aufgrund der Elfmeter-Dramatik sowie der bis dahin so starken Saison die wohl bitterste Pleite in seiner Karriere als Trainer.

„Leider ist auch das der Fußball. Cristiano, Kaká, Sergio Ramos sind Monster des Fußballs, daran gibt es keine Zweifel. Aber sie sind eben auch Menschen. An dem Abend habe ich das einzige Mal in meiner Karriere nach einer Niederlage geweint. Ich erinnere mich gut daran. Aitor (Karanka, Co-Trainer; d. Red.) und ich parkten vor meinem Haus und haben im Auto geweint. Das war sehr hart, weil wir in der Saison 2011/12 die beste Mannschaft in Spanien und auch in Europa waren“, erinnerte sich der 57 Jahre alte Portugiese, inzwischen für Tottenham Hotspur tätig, in einem Interview mit der Sportzeitung MARCA.

Meisterschaft von 2012 jährt sich zum achten Mal

Immerhin: Exakt eine Woche nach der herben Enttäuschung in der Königsklasse konnte Real den Gewinn der spanischen Meisterschaft perfekt machen. Die Blancos siegten am 2. Mai 2012 3:0 bei Athletic Bilbao, feierten ihren ersten Liga-Titel seit 2008, den 32. in der Vereinsgeschichte und nach der Copa del Rey 2011 ihren zweiten Triumph unter Mourinho.

„Es war ein sehr wichtiger Moment, weil wir es in einer Zeit geschafft haben, in der Barcelona dominierte. Diese Dominanz zu beenden, und das auch noch mit einem Punkte- und Tore-Rekord, hat den Titel noch interessanter und bedeutender gemacht. Wir haben ihn auf die beste Art und Weise gewonnen. Es war nicht nur so, dass wir die Liga gewonnen haben. Wir haben sie gewonnen und gleichzeitig Geschichte geschrieben“, so der „Special One“.

„Mit dem Gefühl bei Barça angetreten, dass wir die Besten sind“

Für eine Vorentscheidung hatten die Madrilenen in jener Spielzeit bereits am 35. Spieltag gesorgt, als sie ihren Erzrivalen Barça auswärts 2:1 besiegten und den Vorsprung auf sieben Punkte erhöhten. Mourinho: „Wir sind mit dem Gefühl im Camp Nou angetreten, dass wir die Besten sind. Wir hatten zwei Ergebnisse im Kopf, weil uns ein Sieg, aber auch ein Unentschieden gereicht hätte. Dieses Spiel haben wir gut vorbereitet. Ich habe gegenüber meinen Spielern permanent wiederholt: ‚Wir werden dieses Spiel gewinnen, wir werden gewinnen. Den Druck haben sie, sie spielen Zuhause. Wir werden sie mit einem Gegenschlag killen.‘ Und das passierte nach ihrem Ausgleich auch.“

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Gerade mal zwei Minuten sollten nach dem 1:1 vergehen, ehe Ronaldo das Camp Nou mit seinem Tor und dem berühmten „Calma, calma“-Jubel zum Schweigen brachte.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Krass Mourinho ist zu solchen Emotionen fähig? (Ironie).
An das Spiel gegen Barca und den Fußball Mous zu der Zeit erinnere ich mich gerne zurück. Allein diese überragende Meisterschaft damals und die Fähigkeit die wir beim Kontern hatte...Aber hey, blinde Flanken von den Flügeln Richtung Zentrum können wohl auch ganz unterhaltsam sein :D
 
Wir waren damals tatsächlich die besten von Europa. Wir gewannen zwar keine CL in diesem Jahr aber ehrlich gesagt finde ich waren wir damals sogar noch besser als dort wo wir die CL 3 mal hintereinamder gewonnen haben. Gewinnen sagt halt nicht zwamgsweise darpber aus, wer besser war.
Und Mourinhos Spielstyl mit blitzschnellem Umschaltspiel, zeitweise aktives Pressing, unglaubliche Kombinationsspiel zwischen mittelfeld und Angriff etc. war unheimlich attraktiv, m.E. weitaus attraktiver als Klopps Fussball bei Liverpool.
 
Wir waren damals tatsächlich die besten von Europa. Wir gewannen zwar keine CL in diesem Jahr aber ehrlich gesagt finde ich waren wir damals sogar noch besser als dort wo wir die CL 3 mal hintereinamder gewonnen haben. Gewinnen sagt halt nicht zwamgsweise darpber aus, wer besser war.
Und Mourinhos Spielstyl mit blitzschnellem Umschaltspiel, zeitweise aktives Pressing, unglaubliche Kombinationsspiel zwischen mittelfeld und Angriff etc. war unheimlich attraktiv, m.E. weitaus attraktiver als Klopps Fussball bei Liverpool.

Kann Dir und den anderen nur zustimmen, sinnbildlich für deine Worte war das Kontertor gegen Ajax, in der CL Vorrunde. Ajax hatte einen Eckball, wir wehrten ihn ab und dann gab es einen der schönsten Angriffe, fast jeder spielte nur mit einem Kontakt, mit einer Eleganz und Zielstrebigkeit, CR7 musste dann nur noch den Ball über die Linie pusten. Zumindest in meinen Erinnerungen, einer der perfektesten Angriffe...
 
Kann Dir und den anderen nur zustimmen, sinnbildlich für deine Worte war das Kontertor gegen Ajax, in der CL Vorrunde. Ajax hatte einen Eckball, wir wehrten ihn ab und dann gab es einen der schönsten Angriffe, fast jeder spielte nur mit einem Kontakt, mit einer Eleganz und Zielstrebigkeit, CR7 musste dann nur noch den Ball über die Linie pusten. Zumindest in meinen Erinnerungen, einer der perfektesten Angriffe...

ja das war wahrlich ein perfekter Angriff. Und das schönste daran ist, es war keine Einmaligkeit, solch perfekte Angriffe hatten wir viele und in beinahe in jedem Spiel. Man sah, dass jeder Spieler wusste wann er wohin laufen musste.

Es wurde während den Trainungs ein Spielsystem vermittelt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Saison 2011/12 bleibt unvergesslich, generell das ganze Jahr 2012. Wir spielten den geilsten Fußball der letzten 15 Jahren zusammen mit 2014. Dieses Team hätte Geschichte schreiben können, wenn nicht sogar müssen. In der Copa wegen Barcas Heim-Schiri rausgeflogen. Im CL-Finale hätten wir Chelsea bereits vor der Halbzeit zermetzelt, so viel stand fest, aber diese verfluchten Bayern haben an diesem Halbfinal-Abend mir die komplette Woche versaut. Kann mich noch gut daran erinnern, als Mourinho schnurststracks in die Kabine flüchtete nach dem Schweini den entscheidenden Elfmeter verwandelte. Ich saß einfach nur regungslos vor der Kiste und wusste nicht wie mir geschieht. Um mich herum meine Freunde, einige grölten einige ärgerten sich kurz, wollten dann aber wieder losgehen und irgendwo was trinken, als wäre nichts passiert. Ich sagte kaum ein Wort und zog ganzen Abend eine Fresse, das kann man sich kaum vorstellen. Dieses riesige Maß an Erwartung und Enttäuschung habe ich bei Zidane wahrscheinlich noch nie empfunden.

Man kann von Mourinho halten was man will, aber eins versprühte er, wie kaum ein anderer Trainer: den unbedingten Willen und die Leidenschaft zu gewinnen. Bei ihm hatte ich NIE das Gefühl, dass er ein Spiel ohne Plan angeht oder auf die leichte Schulter nimmt. Ja, sein Plan ging nicht immer auf und er setzte manchmal in den ungünstigsten Momenten auf Angsthasen-Fußball so wie gegen Bayern in der zweiten Halbzeit, aber er stand für seine Überzeugung gerade und nahm es in Kauf auch damit auf die Schnauze zu fliegen. Einige seiner positiven Eigenschaften als Trainer sehe ich auch in Nagelsmann, sie haben eine ähnliche Philosophie.

Vielleicht erleben wir mit der neuen Generation ein besseres 2012 mit einem diesmal besseren Ende.
 
Unter Mourinho und Ancelotti das beste Real Madrid, was ich je sehen durfte.
Saison 2011/12 und das Jahr 2014... was für GEILE Erinnerungen.
Etwas was man bei Zidane nur ansatzweise an guten Tagen gesehen hat.

Selbst die drei Champions-League Siege können nicht das damalige System "übertrumpfen".
Beide Trainer hatten einfach nur Pech.
Schade, denn beide haben definitv eine bessere Spielidee und Philosophie vermittet als Zidane.

Auch wenn Zizou als Trainer mit unserer Mannschaft die wichtigsten Titel geholt hat, gebührt die Ehre aus meiner Sicht ebenso Pellegrini, Mou, Carlo und Rafa. Die alle haben den Grundstein dafür gelegt.
Zidane hat mMn ein bisschen mehr Motivation und Leidenschaft reingesteckt (überspitzt gesagt)

Wie gerne würde ich in diese Zeit zurückreisen und diese unvergesslichen Momente nochmal erleben.
CR7-Kaka-Di Maria-Özil und CR7-SR4-ISCO-Bale zu ihren besten Zeiten.

Ich hätte Mou den CL-Sieg damals echt vergönnt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß noch genau wie ich den calma jubel damals gefeiert hab von Cr7 bei mir in der WG mit zwei barca fans..herrlich war das
 

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